Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War


Am 21. April fand die Deutschlandpremiere von „The First Avenger: Civil War“ im CineStar Original im Sony Center in Berlin statt. Am Nachmittag desselben Tages fand nur einige Meter weiter im Hotel Ritz-Carlton eine Pressekonferenz und Interviews mit einem Teil der Stars statt. Robert Downey Jr., Daniel Brühl, Paul Bettany, Anthony Russo und Emily VanCamp standen dort zur Verfügung. Was die Stars auf der Pressekonferenz alles gesagt haben, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Rückschau.

Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War Der Saal „Bel Etage“ im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz war um 13:32 Uhr bereits seit einiger Zeit brechend voll, als die in Berlin anwesenden Stars des hierzulande mit dem Titel bedachten Filmes „The First Avenger: Civil War“ von Moderator Anatol Weber endlich auf die Bühne gerufen- und mit Applaus bedacht wurden. Anthony Russo, Daniel Brühl, Robert Downey Jr., Paul Bettany und Emily VanCamp betraten nacheinander den edlen, von einem großen Kronleuchter ausgestrahlten Raum. Schon zu Beginn wurde ersichtlich, dass sie alle gut drauf waren.
Keiner der Journalisten meldete sich, um die erste Frage zu stellen, was Bettany zur Aussage: „Oh, es gibt keine Fragen?“ veranlasste und er anschließend so tat, als würde er aufstehen und wieder gehen, was die Stimmung auflockerte.
Die erste Frage war nach dem Drehort Berlin. Regisseur Anthony Russo zeigte sich begeistert von diesem Standort: „Es war eine wundervolle Erfahrung. Wir hatten die Möglichkeit, hier in Berlin zu drehen und einige Teile spielen auch in Berlin.“
Andere Teile von Berlin dienten als Kulisse von Bukarest und Wien.“
Der Dreh kam überhaupt erst durch die günstigen finanziellen Rahmenbedingungen der Hauptstadt zustande. Anthony Russo lobte auch brav die lokalen Mitarbeiter: „Die Crews und die Locations waren exzellent. Die Kultur ist eine Wucht!“
Das alles kann man als Hollywood-typisches Geplänkel interpretieren, doch schien Russos Begeisterung aufrichtig zu sein.
Durch die nächste Frage rückte der deutsche Hollywoodexport Nummer eins, Daniel Brühl in den Mittelpunkt. Dieser erklärte, wie er zu der Rolle des Bösewichts Baron Zemo gekommen war: „Ich bin immer noch überrascht. Ich hatte ein wunderschönes Treffen mit Kevin Feige. Ich erhielt einen Anruf von meinem amerikanischen Agenten, sollte mich mit Kevin treffen. Ich bekam Panik und sagte, ich brauche einen weiteren Monat, um all die Comics zu lesen.“ Der Grund dafür war, dass Brühl Angst vor präzisen Fragen von dem 42-jährigen Marvel-Produzenten. Da Feige die Stadt aber bald verlassen musste, fand das Treffen bald statt.
Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War „Ich war so erleichtert, als es vorbei war und ich nicht als totaler Vollidiot dastand. Er war sehr charmant und sagte, ich habe diese Rolle für dich und das Projekt hörte sich reizvoll und attraktiv. Aber als Schauspieler hast du so deine Erfahrungen gemacht mit diesen Treffen. Normalerweise wartet man drei Wochen und dann rufen sie dich an und sagen, es war überragend, aber jemand anderes bekommt die Rolle. Daher war ich wirklich überrascht, dass ich drei Tage später den Anruf erhielt und die Rolle angeboten bekam.“
Nicht nur Elizabeth Olsen und die Russo-Zwillinge lobten Brühl in höchsten Tönen. Robert Downey Jr. schloss sich diesen an, als er danach gefragt wurde, wie die Arbeit mit dem in Barcelona geborenen 37-Jährigen war: „Er ist ein Nationalheiligtum.“, meinte der 51-Jährige in bester Laune, ehe er etwas ernster und ausführlicher sagte: „Diese Filme sind nur so gut wie ihre Bösewichte. Ich denke, Daniel ist ein süßer, smarter, cooler Typ – und dann spielt er diesen Charakter. Ich weiß nicht, wie er wirklich ist, ich bin ja nicht seine Freundin.“ Wie bereits einige Male zuvor sorgte Downey Junior damit für Erheiterung und Gelächter. Diese Aufmerksamkeit gefiel dem gebürtigen New Yorker, weshalb er es sich zur Aufgabe machte, alle im Saal zu unterhalten. Dazu baute er auch immer seine Kollegen ein und ließ diese gerne zu Wort kommen. So beispielsweise Paul Bettany, der nach seinen Sprachauftritten als Jarvis in „Iron Man 1-3“ und „Marvel´s The Avengers“ nun zum zweiten Mal Vision spielt: „In „Age of Ultron“ werde ich vor der Kamera geboren. Es machte Spaß mit der Idee zu spielen, dass er (Anmerkung: Vision) unglaublich naiv ist. Ich glaube, er findet in diesem (Anmerkung: Civil War) Film heraus, was es heißt, ein Mensch zu sein. Was gut am Menschsein und an Loyalität- und was Liebe ist. Das ist sehr wichtig, um voranzukommen.“
Dann war jedoch wieder Gag-Time für Downey Junior: „Ich habe den Film noch nicht gesehen, gucke ihn heute Abend mit dem Publikum“, sagte er, was durchaus nicht unüblich ist. Doch dann stellte er klar: „Ich habe den Film neunmal gesehen.“ Herzhaftes Lachen war im Saal zu vernehmen.
Russo verdeutlichte hingegen die Überlegungen hinter „Civil War“:
„Wir haben beim Erzählen der Geschichte versucht, politische Probleme einzubauen. Wie benutzt du wahre Macht? Wie rechtfertigst du dieses Nutzen der Macht? Die anfängliche Frage, ob die Avengers von der UN überwacht werden sollen, beginnt sie zu spalten.“
Das ist einer der Kernpunkte des Filmes, aus dem er einen Großteil seiner Dynamik schöpft.
Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War Doch auch andere Aspekte waren für Russo entscheidend: „Das wichtigste für uns auf dem Storytelling-Level war, zu einem sehr persönlichen Ort zu kommen und zu erklären, warum die Charaktere tun, was sie tun und was sie dazu motiviert. Das politische Problem lässt jede Figur nach ihrer Seele suchen und gibt ihr eine wichtige Rolle in diesem Film. Jeder hat sehr persönliche Motive, die noch kraftvoller sind als die politischen Probleme selbst.“

Robert Downey Jr. bedauerte es, dass er nicht in Berlin drehen konnte und nannte gleich den (scherzhaften) Grund dafür: „Ja, es wäre schön gewesen. Aber es wäre ziemlich teuer gewesen, mich anreisen zu lassen.“ Dennoch hat er Berlin in der Zwischenzeit kennen und schätzen gelernt, auch dank Daniel Brühl, der ihn in seine Tapas-„Bar Raval“ ausführte und ihm dort das Gericht frittierte Auberginen mit Honig und Pfeffer näherbrachte, was Downey Junior zu folgender Aussage brachte: „Das Essen ist großartig! Daniel ist ein exzellenter Gastgeber.“ Anschließend riet er jedem, diese Bar aufzusuchen. Als Downey Junior dann gefragt wurde, ob er sich bei der Unterschrift für den ersten „Iron Man“-Film jemals hätte vorstellen können, dass das Marvel-Universum zu einer solchen Größe anschwillt, meinte der laut Forbes bestbezahlte Schauspieler der Welt entwaffnend ehrlich: „Ich bin nicht wirklich gut darin, vorauszuplanen und zu denken. Deshalb ist es eine gute Sache, dass andere Menschen das machen.“ Leisten kann er sich das mit einem Jahresverdienst von 80 Millionen US-Dollar im Jahr 2015 problemlos.

Dann war wieder die Zeit gekommen, Marvel zu loben, wieder tat Anthony Russo dies: „Eines der wirklich intelligenten Dinge von Marvel ist, dass sie die Philosophie haben – obwohl es eine Verbindung zwischen all den Filmen gibt – sich auf einen Film zu konzentrieren. Jeder Film bekommt den Raum, dass zu sein, was er sein will und soll. Das ist ein kluger und wichtiger Teil des Prozesses.“
Dann gab Anthony noch an, dass sein Zwillingsbruder Joe Russo den Film mit „Team Cap“ gerade in Singapur vorstellt. Als nächstes erklärte er eine weitere Grundidee des Filmes und der zu erzielenden Wirkung auf den Zuschauer: „Wir wollten den Film so erzählen, dass man am Ende zwiegespalten ist, wer Recht hat. Speziell zwischen Captain America und Iron Man. Beide sollten teilweise richtig und falsch handeln. Wir haben im Schreibeprozess mit den Drehbuchautoren, beim Drehen und Schneiden viel ausprobiert, um den Film und den Konflikt zwischen den beiden auszubalancieren. Denn man kennt die Charaktere mittlerweile seit vielen Filmen.“
Diesen Weg hätten sie gefunden. Sowohl Captain America als auch Iron Man sind sich der Kollateralschäden bewusst, hätten allerdings eine andere Herangehensweise.

Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War Folgend erzählte Downey launisch von Stan „Stank“ Lee: „Er macht Cameos und all das. So viele Charaktere stammen von ihm. Er ist einfach ein mutiger Typ. Und er wird nicht jünger. Wir machen das jetzt seit zehn Jahren und er war schon verdammt alt, als ich den ersten „Iron Man“-Film drehte.“
Der letzte Satz brachte ihm wieder viele Lacher ein, was Downey Juniors Laune weiterhin auf einem Level der Glückseligkeit hielt. Im Anschluss bekam er auch noch Tipps von Emily Van Camp zu Fahrradtouren in Berlin: „Verlier dich einfach in der Stadt. Wir haben einfach das Hotel verlassen und Dinge entdeckt. Es ist eine spektakuläre Stadt. Ich liebe es, hier zu sein. Im Sommer, als wir hier drehten und ich ein paar Tage frei hatte, wurde es einer meiner Lieblingsplätze. Also: geh und verliere dich in der Stadt, Robert, komm schon.“ Worauf Downey Junior erwiderte: „Ich und mein Security-Team werden das tun.“
Es ging auch weiterhin um Berlin. Auf die Frage, warum Marvel und die Verantwortlichen sich nicht für den BER-Flughafen entschieden hätten (der ist ja schon chaotisch), gab es folgende Antwort von Russo: „Wir haben ihn nicht mal gescoutet. Ich denke nicht, dass er uns zur Verfügung gestanden hätte. Also scouteten wir Leipzig und verliebten uns in diesen wunderschönen Flughafen. Es wird unterschätzt, wie groß er ist. Sie verfügen über die Möglichkeit, eine Filmproduktion dort unterzubringen, was eine schwierige Sache ist, denn wir konnten natürlich nicht den Flugverkehr unterbrechen.“
Allerdings sind nicht alle Szenen einer großen und wichtigen Sequenz des Filmes dort gedreht worden: „Wir haben viele von den Flughafenszenen letztlich außerhalb unseres Studios in Atlanta gedreht und den Greenscreen benutzt, um diese Szenen wie Leipzig aussehen zu lassen. Denn wir tun eine Menge Dinge, die Pyrotechnik beinhalten und Kräne, eben solche Sachen, die du an einem Flughafen in Betrieb nicht tun kannst.“ Downey beschäftigte die Ausgangsfrage des Journalisten allerdings weiterhin, weshalb er Brühl ansprach: „Ich habe eine Frage an Daniel. Warum haben die Deutschen so ein Problem mit diesem (Anmerkung: BER) Flughafen? Was ist das für ein Phänomen?“
Brühl musste lachen, antwortete dann halb im Spaß: „Wir haben einige unserer Fähigkeiten verloren. Aber vielleicht ändert das unsere Entwicklung. Vielleicht sind wir eines Tages sogar witzig. Wer weiß?“ Hier folgte erneut großes Gelächter und ein anerkennender Schulterklopfer von Downey Junior, den Brühls schlagfertige Antwort sichtlich freute und weiterhin anstachelte. Ein Journalist, der eine Frage stellen wollte, beantwortete vorher Downeys Frage damit, dass fünf Milliarden Euro in den Flughafen investiert wurden und man von diesem Geld ein neues Berlin hätte bauen können. Selbst darauf weiß der „Iron Man“-Darsteller eine humoristische Antwort: „Das machen wir in großen US-amerikanischen Städten routinemäßig. Ich meine, gebt euch selbst eine Pause. Deutschland hat es immer noch drauf!“
Downey Junior als Motivator deprimierter Deutscher. Wer hätte das vorhersehen können?

Pressekonferenz Captain America 3: The First Avenger: Civil War Die letzte Frage war hingegen kniffliger. Anthony Russo nahm sich Zeit, diese zu beantworten: „Wenn man einen Cast wie diesen hat, hat man als Geschichtserzähler viele Sachen zu berücksichtigen. Es ist immer jemand im Kino, der sich den Film wegen einem bestimmten Charakter anguckt. Das ist DIE favorisierte Figur und es ist deine Verantwortung, dem Charakter Emotionen und Überraschungen mitzugeben und den besten Weg zu finden, mit dem Rest der Figuren zu interagieren.“
Zu guter Letzt erzählte er, mit welchem Prozess sein Bruder und er dies sicherstellen: „Wir gehen den Film Schritt für Schritt durch und arbeiten dabei eng mit dem Ensemble zusammen, genießen das. Wir betrachten den Film aus dem Blickwinkel verschiedener Charaktere, vom Anfang bis zum Ende, als würde der Film nur zu dieser einen Figur gehören. Das ist für uns ein sehr hilfreicher Ablauf, um sicher zu gehen, dass wir jede Figur mit Leben füllen.“

Dann, nach etwas mehr als 33 Minuten war die Pressekonferenz vorbei. Sie war launig, unterhaltsam, humoristisch und voll von interessanten Fakten zum ersten Film der dritten Phase des Marvel Cinematic Universe. Es war vor allem interessant zu sehen, wie gut die Verantwortlichen gelaunt waren. Keinerlei Anzeichen von Reisestress. Bedingt durch einen guten Film? Näheres erfahrt ihr kurz vor dem Kinostart in unserer Kritik. Außerdem könnt ihr euch bald auch die Zeit mit einem Portrait über Paul Bettany vertreiben.



by Stefan Bröhl / Photos by Stefan Bröhl