CANNES 2017: Kurzkritik zu Fatih Akin: AUS DEM NICHTS (2017)
Mit AUS DEM NICHTS (2017) legt Fatih Akin den ersten fiktiven Spielfilm über die NSU-Morde in Deutschland in den Jahren 2000 und 2006 vor und erhält damit zugleich die größte Weltbühne im Offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2017.
Bis auf Krugers schauspielerisch durchaus beachtenswerte Leistung und Akins punktuell annehmbare Regiearbeit kann der Film in keinem einzigen Punkt überzeugen. So liefert der gesamte weitere Cast, insbesondere der Hauptkommissar und Katjas Anwalt, grauenhaft gestelztes Schauspiel mit monoton abgespulten Dialogen in traditioneller deutscher Tatort-Manier. Nichts anderes stellt AUS DEM NICHTS denn auch dar, wenn auch der Regisseur Akin heißt und hier und dort für akzeptable filmische Momente sorgt. Die stereotypischen polizeilichen Ermittlungen und namentlich das gesamte zweite Drittel des Films, das ausschließlich vor Gericht spielt und sich in einer andauernden müden Schuss-Gegenschuss-Auflösung zwischen Richter, Verteidiger und Anwalt der Nebenklägerin ergeht, offenbaren, dass der Film in Wirklichkeit eine deutsche Fernsehproduktion der Öffentlichrechtlichen ist.

So bleiben zwei Gründe, warum AUS DEM NICHTS in den Offiziellen Wettbewerb aufgenommen wurde. Erstens zeichnet dafür dessen diesjährige ohnehin miserable Qualität verantwortlich, sodass Akin schlichtweg Glück hatte und zweitens kann der Film zumindest als Zeitdokument mit politischen Ambitionen aufgefasst und honoriert werden. Er firmiert damit sozusagen unter der Etikette ,,wichtig“. Dass sich abgesehen von der deutschen Presse an der Côte d'Azur hierfür wohl aber kaum jemand ernsthaft interessiert mag, ist ein anderes Thema.
by ehemaliger Mitarbeiter
Photos © Festival de Cannes
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