CANNES 2017: Kurzkritik zu Valeska Griesebach: WESTERN (2017)
WESTERN (2017), einer der beiden in Cannes vertretenen deutschen Filme, handelt von der Situation, dass eine Gruppe deutscher Bauarbeiter nach Bulgarien aufbricht, um dort in einer entlegenen Gegend nahe der griechischen Grenze ein Wasserkraftwerk zu erbauen. Nicht nur das enge und lange Beieinandersein führt mit der Zeit zu Spannungen unter den testosterongeladenen Männern.
Genau dies beschreibt bereits das Grundproblem des Filmes von Valeska Griesebach. Die Regisseurin verbleibt über die lange Dauer von zwei Stunden beim dramaturgischen Schein und bloßen Antippen von Eskalationssituationen und tritt damit dramaturgisch auf der Stelle. Das viele Necken unter den Figuren und die feindselige Grundstimmung reichen nicht aus, um das Interesse des Zuschauers zu bündeln. Auch das bildinszenatorische Potenzial der bulgarischen Landschaft weiß der Film leider nicht für sich zu nutzen. Damit überzeugt das Werk auch auf bildlicher Ebene nicht. Das ausschließliche Laienspiel des breiten Figurenpersonals mag ambitioniert sein, doch ergeht es sich in immer wiederkehrenden Pseudosentenzen über das Leben; einen tieferen Einblick in die Psyche oder die Geschichte der Figuren will der Film erst gar nicht bieten.

Somit ist WESTERN ein weiteres Beispiel für die unsägliche Flut an reinem deutschem Intellektuellenkino und damit unendlich weit entfernt von den Qualitäten eines TONI ERDMANN (2016), der letztes Jahr in Cannes partiell genau das Gegenteil hierzu zu transportieren vermochte.
by ehemaliger Mitarbeiter
Photos © Festival de Cannes
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