Chris Schummert: Ein Berliner Junge vor dem Durchbruch



Der Name Chris Schummert ist in der Musikszene spätestens seit der dritten Staffel von „The Voice of Germany“ ein Begriff. Denn in der größten Musikshow Deutschlands wurde der gebürtige Berliner Gesamtzweiter. Seine offizielle Facebook-Seite haben mittlerweile fast 36.000 Menschen ‚gelikt‘. Und es dürften noch mehr werden, wenn am Donnerstag die deutsche Komödie „Coming In“ in die Kinos kommt, bei der Chris dabei ist. Der 21-Jährige singt die wichtigsten Songs des Soundtracks. Erstaunlich ist dabei, wie schnell es der im Berliner Südbezirk Steglitz aufgewachsene Student geschafft hat, im Musikbusiness Fuß zu fassen. Denn vor nicht einmal zehn Jahren interessierte ihn Musik nur am Rande. Erst im Alter von 12 Jahren kam er durch seine Eltern dazu. Vorher hatte er mit Freunden lieber draußen Fußball gespielt. Das Musikkarussell machte Chris dann aber so viel Spass, dass er weitermachte. Ein bestimmtes Instrument hatte es ihm besonders angetan.

Chris Schummert by Ferran Casanova„Ich bin dann bei der Gitarre hängen geblieben. Das war das Instrument, das mir am meisten gefallen hat. Ich habe mit Robert Granzow dann einen Gitarrenlehrer bekommen, der nicht so ein Mensch war, der nur auf Notenlernen und Theorie aus war, sondern auch gefragt hat, was mir für Songs gefallen. So ist eine Freundschaft zwischen uns entstanden.“
Diese Freundschaft trug Früchte. Denn so begeisterte sich der bekennende Fan von Hertha BSC nicht nur für die Gitarre, sondern bald auch für den Gesang.
„Zusätzlich habe ich dann angefangen, vor mich hinzusummen. Immer mehr Leute haben gesagt, dass ich das weitermachen soll. Ich fühlte mich bestärkt und so kamen nach und nach die ersten Auftritte mit meiner Band.“ Dank seiner Verbindungen in die USA lernte Chris die gesamte Faszination um die Musikrichtung Country kennen.
„Meine Tante lebt in den USA und da war ich dann auch einige Male zu Besuch. Dort durfte ich dann auf Country-Konzerte gehen; zu bekannten Künstlern wie Ricky Skaggs oder Brad Paisley. In den USA werden sie unglaublich gefeiert. Country ist dort natürlich auch unglaublich beliebt. Da habe ich diese Freude, die bei den Konzerten wirklich spürbar war, habe ich dann versucht aufzunehmen. Dann habe ich das auch in meine Stimme und meine Musik übernommen. So hat sich dieser Stil von mir dann entwickelt.“

Sein größtes Idol verkörpert allerdings eine gänzlich andere Musikrichtung: Rock 'n' Roll!
„Mein allergrößtes Musikidol ist Freddie Mercury von Queen. Er ist einfach ein unfassbarer Sänger gewesen, muss man ja leider sagen. Was sie für Songs gespielt haben und was für einen Stimmumfang er hatte, ist für mich einfach überragend.“
Was viele nicht wissen, ist, dass Chris vor „The Voice of Germany“ bereits im Fernsehen zu sehen war.
„Ich war vor „The Voice“ bei einer Show, die „The Winner is“ hieß, die auch von Sat1 produziert wurde. Mit Linda de Mol damals, 2012, ein Jahr vor „The Voice“. Ich muss aber sagen, dass es auch wieder von „The Voice“ tatsächlich kam, weil ich 2011, als „The Voice“ noch ein Pilotprojekt war, ich im Zuschauerbereich saß.“

Anhand der folgenden Geschichte wird deutlich, wie sehr Glück und Zufall manchmal im Leben eine entscheidende Rolle spiele.
„Mit neun Freunden saß ich da. Als der Moderator fragte, ob sich jemand aus dem Publikum vorstellen könne, vorzusingen. Meine Jungs haben dann alle geschrien und auf mich gezeigt. Dann bin ich nach vorne gegangen und habe eine Nummer von „Queen“ gesungen – „Somebody to Love“ – und plötzlich habe ich gemerkt: es macht unfassbar viel Spass!
Ich habe davor schon auf der Bühne gespielt, mit der Band, aber das war der Moment, wo ich mich dazu entschlossen habe, bei so einer Show mitzumachen. Ich wollte professionelles Feedback bekommen. Und dann bin ich zu „The Winner is“ gegangen. Das war die nächste Show, die kam. Ich habe die Werbung dafür zufällig im Fernsehen gesehen, habe mich dann beworben und so ist es dann dazu gekommen, dass ich dort gesungen habe. Da war Feedback war allerdings nicht so groß, weil ich ja nur in der ersten Runde war.“

Die Erfahrungen, die der glücklich in einer Beziehung steckende Chris dabei gemacht hatte, halfen ihm für die Show, durch die er bekannt wurde.
„Und dann kam „The Voice“. Die Zeit dort war unglaublich intensiv. Davor wollte man mal bei so einer Show mitmachen und etwas auf den Weg mitbekommen. Und plötzlich ist man da mittendrin und ich stehe auf dieser Bühne und hoffe, dass sich einer umdreht und letztlich waren es alle drei Juroren. Und dieser Weg beginnt plötzlich. Es war wie ein sich öffnendes Tor und dahinter ist diese Musikwelt, die man davor noch nicht so richtig kannte. Ich hatte gehofft, eine Runde zu überstehen. Damit wäre ich schon unfassbar glücklich gewesen. Aber dass es dann so weiter geht, Runde für Runde, immer weiter, damit konnte man nicht rechnen. Aber es hat Spass gemacht und man konnte sich musikalisch weiterentwickeln und hat den Horizont erweitert. Man hat viel davon mitbekommen, wie es hinter der Bühne abläuft. Aber auch von den Vocal Coaches hat man sehr, sehr viel gelernt. Das war mir auch sehr wichtig. Dann da zu stehen und Zweiter zu werden von der größten Musikshow in Deutschland, ist bis heute unfassbar, dass es so weit gegangen ist.“

Musikalisch hat sich Chris während der Show deutlich entwickelt und sich nochmal auf eine andere Stufe gehoben.
„Was ich durch die Zeit bei „The Voice“ besonders gelernt habe, sind zum einen natürlich Techniken, wie ich mit meiner Stimme umgehe, wie setze ich sie ein, damit ich sie nicht überstrapaziere. Aber ich habe auch gelernt, wie ich mich auf der Bühne präsentieren muss. Davor war man schon noch anders und zurückhaltender, als jetzt, denn man kennt das jetzt und weiß, was man machen muss. Ich habe auf jeden Fall gelernt, mich in der Performance zu steigern und wie ich mit dem Publikum durch die Musik kommuniziere.“
Allerdings kann es schnell passieren, dass der Ruhm nach so einer Show schnell verblasst. Das hat man schon in vielen anderen Fällen miterlebt. Für Chris selbst gab es allerdings keine Zweifel.
„Nach „The Voice“ war natürlich die Frage, wie es weitergeht. Für mich war klar, dass ich erstmal mein Praktikum mache. Denn ich studiere ja Kommunikationsmanagement an der BSB – Business School Berlin-Potsdam. Die Zeit mit dem Praktikum war gut, um wieder runterzukommen. Dieser ganze Hype ging so schnell los und man hat ja nur von Tag zu Tag gelebt und es ist alles vorbeigerauscht.“
Anschließend stand noch die große Tour der bestplatzierten „The Voice“ Teilnehmer an. Dabei ging für Chris ein Lebenswunsch in Erfüllung:
„Die Tour war dann auch ein riesengroßes Erlebnis! Es war ein Traum, in der großen O2 World zu spielen. Es war alles so unwirklich.“

Doch auch nach der Show kümmerten sich einige der Beteiligten um Chris.
„Dann bekam ich einen Anruf von Sidecoach Briggs von „The Voice“, mit dem ich mich gut verstanden hatte, der auch Studios hier in Berlin hat. Er hat mich gefragt, ob ich Lust habe, Filmmusik zu machen. Ich habe natürlich ja gesagt, ich bin offen, will alles mitnehmen und alles lernen. Briggs hat dann den Kontakt hergestellt. Er hat sich super um mich gekümmert nach der Zeit von „The Voice“. Dann bin ich in die Studios gekommen. Es war ein Montag zur Zeit meines Praktikums, das ich in Stuttgart hatte. Ich habe mir dafür extra zwei Tage freigenommen. Ich sollte dann die Frau treffen, die Musik für verschiedene Filme managt, unter anderem auch für den Film „Coming In“, was ich damals aber noch nicht wusste. Dann hat sie mir die ersten Songs gezeigt. Ich fand sie schön, denn es waren ruhige Balladen. Es war ganz lustig, es kam alles auf einmal, weil ich an dem Tag abends noch mit „Sunrise Avenue“ in der Max Schmeling-Halle gespielt habe. Plötzlich prasselte alles auf mich ein. Dann bin ich ins Studio gekommen, fahre hoch, jemand macht die Tür auf, ich komme rein, wir reden kurz und dann wurde mir gesagt, dass wir noch auf einen Peter warten. Ich wusste ja nicht, wer das ist.“

Umso überraschter war Chris, als er einem der bekanntesten und renommiertesten Musikproduzenten Deutschlands gegenüberstand.
„Mit hat niemand gesagt, dass es Peter Plate sein wird. Und plötzlich kommt er rein und ich konnte es gar nicht fassen. Ich habe ihn natürlich gekannt, denn „Rosenstolz“ kannte man als Band, als eines der erfolgreichsten Duos in Deutschland, die es je gab. Dann haben wir kurz gesprochen und dann hat er mich eine Demo einsingen lassen. Als er dann sagte: Es passt für uns, du hast eine unglaubliche Stimme. Ich überlegte nicht lange und sagte zu. Ich bin dann am Wochenende immer in Berlin gewesen, um aufzunehmen und unter der Woche für das Praktikum in Stuttgart. wir haben und kennen- und schätzen gelernt und es hat einfach gepasst. So ist das jetzt entstanden und es geht weiter und wir produzieren mein erstes Album zusammen.“

Zuvor produzierten die beiden zusammen schon drei Songs, die spätestens nach dem Filmstart von „Coming In„ (23. Oktober), einem großen Publikum bekannt werden dürften.
„Die der Hauptsongs von „Coming In“ sind „Something Beautiful“, „Dancing with Sharks“ und „Anything Goes“, meine drei Lieblingssongs von dem Soundtrack. Sie sind von Peter Plate und seinem Co-Writer Ulf Sommer geschrieben. Es hat sich so entwickelt, dass die beiden die Songs geschrieben, aber mich insofern einbezogen haben, dass ich die Stimmen gesungen und auch meinen eigenen Touch mit eingebracht habe, wie ich die Melodie verändert habe. Die zwei Balladen sind für mich natürlich extrem schön, weil sie halt so ruhig sind und weil man in Balladen so viel Herzblut, Emotionen und Gefühle reinbringt, weil man über jeden einzelnen Ton nachdenkt. Bei der Abtemponummer „Dancing with Sharks“ singe ich mit viel Kraft und Power. Da geht es generell ums Haifischbecken, das man halt, egal wo man ist immer mit Haien kämpft und tanzt in dem Sinne, dass man sich immer behaupten und durchsetzen muss gegenüber anderen.“

Alle drei Songs haben Hit-Potenzial. Selbst wenn man „Anything Goes“ oder „Dancing with Sharks“ zum ersten Mal hört, sind sie bereits eingängig. Hört man die gelungenen Songs öfter, sind sie der Inbegriff eines Ohrwurms. Offiziell vorgestellt wurden sie am 21. Oktober im Kreuzberger Szeneklub Bi Nuu am Schlesischen Tor. Dort trat Chris vor mehreren hundert Leuten auf, die allesamt begeistert waren.

by Stefan Bröhl / Photo by Ferran Casanova