Interview mit SISTERS-Drehbuchautorin Paula Pell


Die amerikanische Drehbuchautorin, Produzentin und Schauspielerin Paula Pell ist vor allem für ihre Sketche bekannt, die sie für die Show Saturday Night Live schreibt. Für die Komödie „Sisters“ schrieb sie erstmals ohne Ko-Autoren das Drehbuch, für das sie von ihrem eigenen Leben inspiriert wurde. Anlässlich des Home-Entertaintment-Starts der DVD und Blu-ray am 23. Juni sprach Movieworlds-Redakteurin Sandy Kolbuch mit Paula Pell.

Paula Pell mit Amy Poehler und Tina Fey Mit Amy Poehler und Tina Fey sind die Hauptrollen sehr gut besetzt.
Paula Pell: Tina hatte über ihre Produktionsgesellschaft von dem Drehbuch erfahren und fragte an, ob sie den Film produzieren dürfte. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, ob sie auch vor der Kamera stehen würde. Sie wollte aber auf jeden Fall in das Projekt involviert sein. Zwei bis drei Jahre später schrieb ich das Drehbuch und war auf der Suche nach geeigneten Darstellern für die Rollen. Tina erwies sich als perfekte Ergänzung für das Schwesternpaar.

Hatten Sie Tina im Kopf, als Sie das Drehbuch schrieben?
Paula Pell: Ich hatte Tina in meinem Kopf und das war sehr witzig. Ich konnte die Rolle der wilden Schwester direkt auf sie abstimmen. Tina liebte es, den chaotischen Part zu spielen, den ich für sie schrieb. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass sie ihre Rolle genauso spielen würde, wie ich es mir wünschte.

Das chaotische Schwesternpaar ist einmalig. Wer hat Sie zu Maura und Kate inspiriert?
Paula Pell: Die Geschichte und die Personen basieren auf meiner Familie. Die Eltern im Film sind meinen Eltern sehr ähnlich. Die Schwestern sind eine Kombination von mir selbst. Als ich erwachsen wurde, liebte ich Partys. Vom Wesen her war ich aber eher wie Maura. Ich war immer um meine Eltern besorgt und wollte jedermanns Probleme lösen. Meine Schwester war diejenige, die sich mit den Jungs traf und um ihr Aussehen bemüht war. Sie hat im Gegensatz zu mir, immer die Aufmerksamkeit der Jungen bekommen. Wir sind Maura und Kate in unserer Jugend sehr ähnlich gewesen.

Der Film zeigt also Ihre eigene Geschichte in einer abgewandelten Weise?
Paula Pell: Eine solche Party, wie im Film, gab es bei mir nie. Aber meine Schwester und ich haben viele Partys gefeiert. Ich habe einmal eine Schlummer-Party mit achtzig Mädchen bei mir zu Hause gefeiert. Die Mädchen schliefen überall auf dem Boden. Meine Mutter hatte die Erlaubnis gegeben, dass mein gesamter Club bei mir übernachtet. Sie war allerdings nur davon ausgegangen, dass fünfzehn bis achtzehn Mädchen kommen würden. Sie war überrascht, dass überall jemand schlief, sogar auf dem Küchenboden. Meine Eltern waren arm dran und manchmal frage ich mich wirklich, wie sie mit uns zwei nur überleben konnten (lacht).

Maura und Kate sind beide über Vierzig. Vierzig ist scheinbar das neue Zwanzig. Was ist Ihre Meinung nach die wichtigste Aussage des Films?
Paula Pell: Ich denke, der Film vermittelt ein Gefühl von Heimat. Das eigene Zuhause ist der Ort, wo man sich sicher fühlt. Aus diesem Grund möchte man nicht, dass sich Daheim etwas ändert. Die Schwestern versuchen, ihr Zuhause zu bewahren. Wir haben versucht, das Zuhause als Gefühl zu zeigen. Wenn man älter wird, verändern sich viele Dinge. Es ist eine emotionale Entscheidung, das eigene Heim zu verlassen. Nach Hause zurückkehren zu können, ist ein Geschenk. Für die Schwestern ist es an der Zeit, sich weiter zu entwickeln. Sie erkennen beide, dass sie keine guten Menschen sind und das sich deswegen an sich selbst arbeiten müssen. Sie wollen sich neu definieren und müssen sich bewusst für einen neuen Lebensschritt entscheiden. Oberflächlich betrachtet ist „Sisters“ ein Party-Movie. Ich hatte sehr viel Freunde und Spaß daran, das Drehbuch zu dieser ausufernden Party zu schreiben. Geht man aber in die Tiefe, dann handelt es sich um eine emotionale Geschichte über die Akzeptanz von Veränderungen.

Sie selbst spielen im Film eine Rolle. Ist es leichter oder schwerer eine Rolle zu spielen, die man selbst geschrieben hat?
Paula Pell: Ich denke es ist einfacher für mich. Ich habe über dreißig Jahre lang vor der Kamera gestanden, ehe ich mich dazu entschlossen habe, als Drehbuchautorin aktiv zu werden. Ich hatte sehr viel Spaß, gemeinsam mit meinen Freunden vor der Kamera zu stehen. Tina und ich konnten gemeinsam vieles ausprobieren. Es macht auch sehr viel Spaß die selbst geschriebenen Worte zu sprechen.

Der Humor des Films ist sehr derbe...
Paula Pell: Ja, er ist wirklich derbe. Meine Eltern sind sehr stolz auf mich (lacht).

Wirklich? Wie haben Ihre Eltern reagiert, als sie den Film gesehen haben?
Paula Pell: Sie haben sehr laut gelacht.

Wie haben Sie die Dialoge kreiert?
Paula Pell: Ich habe für vorangegangene Projekte bereits viele Rollen für Tina geschrieben. Ich kannte also den Klang ihrer Stimme genau und wusste, wie sie spricht, wenn sie lustig sein will. Ich habe versucht, das Beste von ihr und Amy herauszuholen. Die meisten Dialoge entstanden in meinem realen Umfeld.

Wie lange haben Sie für das Drehbuch gebraucht?
Paula Pell: Von der ersten Idee und der Vorstellung bei Universal bis zur Fertigstellung habe ich vier Jahre gebraucht. „Sisters“ ist der erste Film, für den ich das Drehbuch ohne Hilfe von Ko-Autoren geschrieben habe. Ich habe zwar eng mit Tina als Produzentin zusammengearbeitet, aber das Drehbuch habe ich allein geschrieben. Es war ein sehr langer Prozess in meinem Leben (lacht).

Können Sie etwas über Ihre kommenden Projekte verraten?
Paula Pell: Ich werde demnächst an einem TV-Projekt mitarbeiten und dann folgt die Arbeit an einem Drehbuch für Tinas Produktionsfirma. Es warten viele spannende Projekte auf mich. Ich arbeite von Zuhause aus und kann meine Zeit frei einteilen. Jede Woche sieht aber anders aus, weil ich an verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeite. Ich bearbeite auch Drehbücher anderer Autoren, um die Charaktere umzuschreiben oder die Handlung lustiger zu gestalten. Ich versuche immer, pro Tag nur an einem Projekt zu arbeiten, um nicht durcheinander zu kommen (lacht). Als ich das Drehbuch zu „Sisters“ geschrieben habe, hatte ich zur gleichen Zeit auch ein Projekt von Disney auf dem Schreibtisch, was teils sehr verwirrend war (lacht). Manchmal ist es schwer, die Charaktere dem richtigen Film zuzuordnen.

Vielen Dank für das Interview.

by Sandy Kolbuch / Photos © Universal Pictures