Zum Kinostart von „Brick Mansions“: Parkour im Film


Wenn am 05. Juni der amerikanische Actionstreifen „Brick Mansions“ in den deutschen Kinos erscheint, dann ist das eigentlich ein trauriger Anlass, denn zu sehen gibt es dort vor allem Paul Walkers letzten kompletten Filmauftritt. Der charmante Darsteller, bekannt aus der „Fast & Furious“-Reihe, verstarb letztes Jahr im Alter von 40 Jahren nach einem verheerenden Autounfall in Los Angeles. Doch noch etwas macht „Brick Mansions“ zu einem besonderen Erlebnis: Der Film ist einer von einem guten Dutzend, der sich der Trendsportart Parkour widmet. Ein Blick auf die Geschichte des Trendsports im Film:
Die Sportart Parkour begründete sich in den späten 1980er-Jahren und ist auf den Franzosen Raymond Belle und seinen Sohn David („The Transporter“, „Die purpurnen Flüsse“) zurückzuführen. Raymond, ein ehemaliger Vietnamsoldat bringt seinem Sohn zu dieser Zeit bei, wie er sich möglichst effizient durch eine hindernisreiche Landschaft bewegt. Aus anfänglich spielerischen Verfolgungsjagden in urbanen Landschaften entwickelt David einen Sport, der bald viele Anhänger finden soll. Das besondere dabei: Parkour ist weder ein Mannschaftssport, noch dient er für Wettkampfzwecke. Einzig und allein der idealen Fortbewegung und der perfekten Körperbeherrschung dient die agile Hindernisüberwindung. Während sich der Sport in den 1990er-Jahren langsam über den Globus verteilt, werden auch erste Filmproduzenten und Regisseure darauf aufmerksam und erkennen das Potenzial. So auch der französische Produzent und Drehbuchautor Luc Besson („Léon – Der Profi“, „Das fünfte Element“). Zusammen mit den Regisseuren Ariel Zeitoun und Julien Seri arbeitet er an dem Parkour-Film „Yamakasi – Die Samurai der Moderne“. Der Film, welcher im Jahr 2001 erscheint, handelt von einer Gruppe Parkour-Besessener, die die Vororte Paris zu ihrem persönlichen Spielplatz erklärt haben. Dabei schrecken sie weder vor dem Gesetz noch vor der großen Gefahr des Sports zurück. Bis eines Tages ein junger Fan verletzt wird.

Yamakasi – Die Samurai der Moderne“ zählt als einer der ersten größeren Filmproduktionen, mit denen Parkour salonfähig wurde. Ein Großteil der Darsteller hat seine Fähigkeiten unter der Führung von David Belle erlernt. Jedoch trennen sich die Wege der beiden Parteien, nachdem man sich nicht über die Zukunft des Sports einigen kann. In der Folge gelingt es Belle, der Schauspielerei studiert hat, seine eigene Hauptrolle in einem Film zu ergattern. In „Ghettogangz – Die Hölle vor Paris“ (OT: „Banlieu 13“) verkörpert er Leito, der im Paris des Jahres 2010 lebt (der Film erschien 2004). Dort herrschen Gewalt und Hass, deren Ausmaß im Viertel 13 am größten ist. Die Situation schaukelt sich soweit hoch, dass es einem hinterhältigen Gangboss gelingt, eine schmutzige Atombombe in seine Finger zu bekommen, mit der er die Stadt bedroht. Zum Glück hat sich Captain Damien Tomaso (Cyril Raffaelli, „Der unglaubliche Hulk“) bereits undercover in die Gang eingeschlichen.
Nach „Yamakasi – Samurai der Moderne“ scheint Luc Besson auf den Geschmack gekommen zu sein, denn er liefert auch für diesen, überaus lobenswerten Parkour-Film das Drehbuch, während sich Pierre Morel („96 Hours“) für die Regie verantwortlich zeichnet. Der Film kommt zu seiner Veröffentlichung gut beim Publikum an, weshalb es nicht groß verwundert, dass „Brick Mansions“ lediglich eine amerikanisierte Version des Streifens darstellt und als eine Art Remake agiert.

Brick Mansions - Trailer


2006 zieht Parkour dann ins große Hollywood-Kino ein: Die rund 15-minütige Eröffnungssequenz des 21. James Bond-Films „Casino Royale“ zeigt Daniel Craig und Sebastien Foucan in einer beeindruckenden Verfolgungsjagd über eine Großbaustelle, bei der es in schwindelige Höhen geht. Ein Jahr später folgen einige kurze aber eindrucksvolle Parkour-Szenen in „Stirb Langsam 4.0“, gespielt von „Ghettogangz“-Darsteller Cyril Raffaelli. 2009 folgt eine Fortsetzung zu „Ghettoganz – Die Hölle vor Paris“ – betitelt als „Ghettogangz 2 – Ultimatum“ – deren Namensgebung zwar in seiner deutschen Übersetzung immer noch unterirdisch klingt, die dafür allerdings auf den übertriebenen Einsatz von Atomwaffen verzichtet. Stattdessen müssen Leito und Tomaso in Distrikt 13 zurück, weil dort die Gewalt zwischen fünf verschiedenen Gangbossen zu eskalieren droht und die Stadt bereit ist, zu äußerst drastischen Methoden zu greifen.

Rückblickend bieten alle erwähnten Filme Parkour vom Feinsten, wobei besonders die eindrucksvolle Choreografie zu loben ist. Außerdem gelingt es den Machern der Filme großartig, den Trendsport in die (oft leicht abstruse) Rahmenhandlung mit einzubauen optisch hervorragend aufzubereiten. In diesem Licht darf man äußerst gespannt sein, was „Brick Mansions“ in petto hat. Neben Paul Walker ist einmal mehr David Belle in einer Hauptrolle zu sehen, statt als Leito dieses Mal als Lino. Außerdem ist der amerikanische Rapper und Schauspieler RZA („Californication“) in einer Hauptrolle zu sehen. Regie führt Camille Delamarre, der mit „96 Hours – Taken 2“, „Transporter 3“ und „Lockout“ bereits einschlägige Erfahrung mit dem Action-Genre gemacht hat. Dabei wird die Handlung des Remakes von „Ghettogangz – Die Hölle vor Paris“ weitestgehend unberührt gelassen, lediglich der Handlungsort verschiebt sich von den Vororten Paris‘ in das ebenso wenig idyllische urbane Leben Detroits. Kinostart des 90-minütigen Werks ist der 05. Juni.

by Yannik Riedl