Filmkritik Avengers: Age of Ultron
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der heißersehnte Film von Regisseur Joss Whedon (Marvel's The Avengers, Firefly, Viel Lärm um Nichts) kann mit einem Budget von 250 Millionen Dollar aufwarten und ist damit einer der größten Blockbuster des Jahres.
Dies ist kein Wunder, spielte der Vorgänger doch weltweit 1,5 Milliarden Dollar ein und wurde von Fans und Presse positiv aufgenommen. Gedreht wurde wie für den ersten Teil unter anderem in New York. Da „Avengers 2: Age of Ultron“ aber weltumfassender sein sollte, wurde diesmal auch in Seoul (Südkorea), Johannesburg (Südafrika) und im Aostal (Norditalien) gedreht.
Osteuropa: Die Avengers um Iron Man (Robert Downey, Jr.), Captain America (Chris Evans), Thor (Chris Hemsworth), Black Widow (Scarlett Johansson), Hulk (Mark Ruffalo) und Hawkeye (Jeremy Renner) greifen das Hydra-Hauptquartier an. Deren Anführer, Baron Wolfgang von Strucker (Thomas Kretschmann), hetzt ihnen all seine Leute auf den Hals – was die Niederlage nur herauszögert. Nur die Zwillinge, Wanda Maximoff / Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) und Pietro Maximoff / Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson), will Strucker nicht einsetzen, weil diese noch nicht bereit seien. Als Strucker die Flucht misslingt, attackieren die zwei die Avengers und richten einigen Schaden an. Tony Stark ist besorgt und beginnt mit Bruce Banner, einen neuartigen Roboter zu entwickeln – Ultron. Dieser kann jedoch entkommen und steigt zum größten Feind auf, den die Avengers jemals hatten. Können die Rächer die Erde ein weiteres Mal vor ihrem Untergang retten?
Die Geschichte ist klasse umgesetzt. Denn es ist Whedon wie beim ersten Teil gelungen, ein kluges und packendes Drehbuch zu schreiben und dieses gekonnt zu inszenieren. Es gibt einige herausragende Szenen, die die Geschichte intelligent vorantreiben und dem Zuschauer jeden Charakter näherbringen. Alle Hauptfiguren haben nach diesem Film noch mehr Tiefe, was vor allem für die Charaktere Hawkeye und Black Widow gilt. Zudem lernt der Zuschauer einen düstereren Hulk als in Teil eins kennen. Des Weiteren bietet „Avengers 2“ viel Situationskomik, geschliffen scharfe Dialoge und herausragende Spezialeffekte.
Allerdings hat der Film in den Details auch kleinere Schwächen. Es fehlt ein wenig die Balance. Denn die witzigen Szenen werden zu oft eingesetzt, sodass „Avengers 2“ an einigen Stellen beinahe ins Lächerliche abdriftet.
Zudem ist die Action herausragend choreographiert und sehr schön anzusehen, auch wenn die Kamera teilweise unnötig wackelnd und nicht das Optimum aus der jeweiligen Einstellung herausholt. Dabei ist diese in anderen Szenen dynamisch, weitläufig und intelligent den Ort wechselnd. Gerade zu Beginn gibt es einige herausragend gefilmte Momente. Leider nutzen sich die Kampfsequenzen, obwohl diese vergleichsweise (Transformers: Ära des Untergangs) dosiert eingesetzt werden, ab, weil es keine Steigerung mehr gibt. Vor allem die Zuschauer, welche die bisherigen Marvel-Filme gesehen haben, werden die meisten Moves schon kennen. Dafür sind die erneut sehr atmosphärische Musikuntermalung und die herrlich ausgesuchten, abwechslungsreichen Locations große Stärken des visuell meisterlichen Filmes. Und speziell die Szenen, in denen der Film zur Ruhe kommt und sich Zeit für seine Figuren und die Geschichte nimmt, machen „Avengers 2“ zu einem aus der Masse deutlich hervorstechenden Action-Comic-Film.
Auch die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut und sind sich auch für selbstironische Szenen nicht zu schade. Robert Downey, Jr. (Der Richter - Recht oder Ehre, Der Solist, Sherlock Holmes) überzeugt als Iron Man, der diesmal eine große Verantwortung und Belastung mit sich herumträgt und dementsprechend etwas düsterer als sonst gezeichnet ist. Chris Evans (Snowpiercer, Puncture, Fantastic Four) zeigt als Captain America eine vorzügliche Performance, Chris Hemsworth (Rush – Alles für den Sieg, Snow White & the Huntsman, Star Trek) spielt als Thor stark auf, Scarlett Johansson (Vicky Cristina Barcelona, Hitchcock, Prestige – Meister der Magie) stellt ihre Klasse als verführerische Black Widow unter Beweis, Mark Ruffalo (Foxcatcher, Die Unfassbaren - Now You See Me, Can A Song Save Your Life?) seine als facettenreicher Bruce Banner und Jeremy Renner (Hänsel und Gretel: Hexenjäger, Mission Impossible: Phantom Protokoll, American Hustle)
zeigt aufgrund seiner erweiterten Rolle eine tiefgründigere Leistung als in allen Marvel-Filmen zuvor.
In den Nebenrollen können Samuel L. Jackson (Kingsman: The Secret Service, Django Unchained, Coach Carter) als gewiefter Nick Fury, Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass, Godzilla, Albert Nobbs) mit eigens antrainierten, glaubwürdigem Akzent als Quicksilver, Elizabeth Olsen (Martha Marcy May Marlene, Godzilla, Oldboy) als vielschichtige Scarlet Witch, Paul Bettany (Mortdecai - Der Teilzeitgauner, Der große Crash - Margin Call, Master & Commander) als würdevoller Vision, Don Cheadle (Hotel Ruanda, L.A. Crash, Gesetz der Straße - Brooklyn's Finest) als witzige War Machine, Thomas Kretschmann (King Kong, Dschungelkind, Der Pianist) als kerniger, schräger Bösewicht Strucker und Cobie Smulders (How I Met Your Mother, Der Lieferheld, Safe Haven) als kluge Agent Hill überzeugen. Zudem haben Anthony Mackie (Gangster Squad, Der Plan, Wüstenblume) als Falcon, Hayley Atwell (Marvel´s Agent Carter, Cinderella, Ruhelos) als Agent Peggy Carter, Stellan Skarsgård (Verblendung, King of Devil's Island, Der Medicus) als Dr. Erik Selvig, Idris Elba (Mandela: Der lange Weg zur Freiheit, Pacific Rim, Luther) als Heimdall und Andy Serkis (Der Hobbit, King Kong, Planet der Affen: Revolution) als herrlich gestalteter Gangster Ulysses Klaw gute Mini-Auftritte. Auch Stan Lee hat wieder seinen Marvel-üblichen Cameo.
Fazit: Visuell herausragender, starbesetzter Film mit Tiefe, viel Action und einer spannenden Geschichte, die in den Details allerdings nicht perfekt ausbalanciert ist. Dennoch hervorstechend.
by Stefan Bröhl