25. Filmfest Dresden - International Short Film Festival

In der Woche vom 16. bis zum 21. April 2013 fand in Dresden zum 25. Mal das Filmfest Dresden (International Short Film Festival) statt. 1989 wurde das Filmfest ins Leben gerufen. Die damaligen Organisatoren hatten arge Probleme mit der Zensur, sodass sie viele Filme noch illegal projiziert werden mussten. Damals wurde eine überschaubare Anzahl von Filmen aus drei verschiedenen Ländern eingereicht. Seitdem ist das Festival enorm gewachsen und gehört heute zu den bedeutendsten Kurzfilmfestivals in Europa. Dieses Jahr wurde ein neuer Spitzenwert mit circa 2600 Filmeinreichungen aus 80 verschiedenen Ländern aufgestellt. Aus diesen Filmen wurden 66 Filme für den internationalen, bzw. nationalen Wettbewerb ausgewählt. Auch das Preisgeld feiert mit einer Summe von 64.250 Euro dieses Jahr einen Rekord.
Im nationalen und im internationalen Wettbewerb wurden jeweils vier Goldene Reiter, der Preis des Filmfests Dresden, verliehen. Die internationale Jury (besetzt mit Mette Peters (Niederlande), Nicolas Steiner (Schweiz) und Theodore Ushev (Kanada, Bulgarien)) verlieh den Goldenen Reiter für Animationsfilm an den Film „The Last Bus“ („Posledny Autobus“, Slowakei, 2011). Der Kurzfilm zeichnet mit seiner Mischung aus Animation und realen Aufnahmen das bedrückende Bild einer Flucht und schafft damit ein bewegendes Portrait der Gesellschaft. Der Goldene Reiter für den besten Kurzspielfilm erhielt der Regisseur Neritan Zinxhiria für seinen Film „Chamomile“ („Chamomili“, Griechenland, 2012). In ruhigen Bildern wird die Geschichte einer alten Frau erzählt, die ihren Mann traditionell beerdigt. Zur Besonderheit des Filmfestes gehört auch der Publikumspreis. In den ersten vier Tagen konnte man als Zuschauer in jedem Wettbewerbsblock einen Favoriten küren. Im internationalen Wettbewerb gewann der Animationsfilm „Edmond was a Donkey“ („Edmond était un âne“, Frankreich, 2012) diesen Preis. Ein unzufriedener Mann wird durch ein Erlebnis in einen psychotischen Zustand versetzt, in dem er glaubt, ein Esel zu sein. Der Film findet die richtigen Bilder, um das gesellschaftliche System anzuprangern und die Melancholie einer Einzelperson zu vermitteln. Dieser Film gewann außerdem den Jugendjury-Preis. Die Jugendjury setzte sich aus sechs jungen Menschen zwischen 16 und 22 Jahren zusammen und durfte im nationalen wie im internationalen Wettbewerb ihren Favoriten wählen. Ebenfalls wurde im internationalen Wettbewerb der auf 6.000 Euro dotierte Arte Kurzfilmpreis verliehen. Dieser ging an den Kurzspielfilm „Squared“ („Na Kvadrat“, Kroatien, 2012). Dieser erzählt eine bezaubernde Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, die eine besondere Art der Kommunikation bevorzugen.

Im nationalen Wettbewerb entschied ebenfalls eine Jury aus drei Mitgliedern (Izabela Pluinska, René Frotscher und Sebastian Urzendowsky) über die Preise. Den Goldenen Reiter für den besten Animationsfilm erhielt Gudrun Krebitz mit ihrem Film „Achill“ (Deutschland, 2012). Ein flüchtiges Portrait einer Frau, die sich nie ihre Augen lasern ließ, um diese gewisse Unschärfe zu behalten. Ein mit unterschiedlichen Animationstechniken gemachter Film, der fast wie ein Traum erscheint. Der Goldene Reiter für den Kurzspielfilm ging an den Film „Breaking Through“ („Flucht nach vorn“, Deutschland, 2011). Dieser Beitrag gehörte zu den Amüsantesten des ganzen Festivals: Wolf besucht seine Freundin Vicky in der JVA. Sie glaubt nicht mehr an seine Liebe, so beschließt er, zusammen mit dem geliebten Mops Vickys in den Knast einzubrechen und damit seine Liebe zu beweisen. Die Jugendjury kürte „Kimono“ (Deutschland, 2011) zum besten Film des nationalen Wettbewerbs. Ein schöner und außergewöhnlicher Film über zwei Menschen, die sich auf seltsame Weise eine Wohnung teilen. Er schafft es mit seinen gut komponierten Filmaufnahmen, komplett ohne Worte, eine bewegende Geschichte zu erzählen. Den Publikumspreis erhielt der Film „Maybe later“ („Kann ja noch kommen“, Deutschland, 2013) von Philipp Döring. Es wird die Geschichte einer Adoption erzählt und die einzelnen Beweggründe der Beteiligten beleuchtet. Den mit 20.000 Euro dotierten Filmförderpreis der Kunstministerin Sachsens erhielt der Film „The Gift“ („Das Geschenk“, Deutschland, 2013) von der Regisseurin Mariejosephin Schneider. Der Film erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich in Karl-May-Fantasien flüchtet, um der häuslichen Gewalt zu entkommen. Den Universal Music Promotion Award, welcher den Gewinner aus dem internationalen sowie nationalen Wettbewerb auswählt, ging an Philipp Artus mit seinem Film „Snail Trail“ (Deutschland, 2012), welcher auf ein zuvor entstandenes Laser-Kunstwerk zurück geht. Den mit 3.000 Euro dotierten DEFA-Förderpreis Animation ging an den Kurzfilm „Wind“ (Deutschland, 2012), der mit viel Humor zeigt, was passiert, wenn ein System zusammenbricht. Einer der regionalen Highlights des Festivals war die Mitteldeutsche Filmnacht, in der auch ein auf 750 Euro dotierter Preis vergeben wurde. Dieses Jahr erhielt ihn Henrike Naumann für ihren Film „Swan“ (Deutschland, 2011), welcher eine bizarre Hommage an ihre Heimatstadt Zwickau darstellt. Zusätzlich wurden noch lobende Erwähnungen für die Kurzfilme „What can I wish you before the fight“ („Que puis je te souhaiter avant le Combat“, Frankreich, 2012), „Breathe“ (Taiwan, 2012), „Harry’s Truckstop“ (Deutschland, 2011), „Tram“ (Frankreich/ Tschechien, 2012) und „Lucky Seven“ (Deutschland, 2011) von unterschiedlichen Jurys ausgesprochen.
Zu den Wettbewerben gesellten sich noch eine Menge andere Programmpunkte hinzu und bereicherten damit das Festival. Zum 25. Jubiläum wurde die Sonderreihe 5x5 ins Leben gerufen. Sie setzt sich aus den Blöcken „Fehlfarben“, „Fehlfarben 2“, „Picknick am Zonenrand“, dem Spielfilm „Das alte Lied“ und der nächtlichen Kurzfilmwanderung „A Wall is a Screen“ zusammen. Dabei drehten sich alle Veranstaltungen um Kurzfilme der Wendezeit in Deutschland. Ein großer Publikumsmagnet war auch dieses Jahr wieder die Panorama-Reihe, die alle seltsamen und/oder besonderen Beiträge vereinte, die es nicht in die Wettbewerbe geschafft hatten. Wer es noch ein wenig abstrakter mochte, konnte sich die Experimentalfilme unter dem Titel „Granulat Cocktail“ anschauen. Hinzu kamen diverse Programme, die sich mit einem bestimmten Thema oder Land auseinander setzten. Gut besucht war beispielweise der Filmblock „Fokus Griechenland – Society in Motion“. Auch großen Anklang fanden die Programmpunkte „Ausgezeichnet“, in dem nationale Preisträger der vergangenen Jahre gezeigt wurden, und das Jugendprogramm „Bis hier hin. Und Dann? Weiter!“. Auch für die kleinen Zuschauer gab es wieder drei sehenswerte Programme, die aus nationalen und internationalen Beiträgen zusammengestellt wurden.

Das Filmfest Dresden ist vor allem für seinen starken Fokus auf Animationsfilme bekannt. Das Programm der „Traumschmelze“, zu der auch eine begleitende Ausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden eröffnet wurde, schuf ein Gesamtbild des deutschen Animationsfilms zwischen 1930 und 1950. Hinzu kamen aus derselben Zeit tschechische Animationsfilme, die in vielen Dingen den deutschen Filmen ähnelten. Besonders interessant war der Blick auf die kanadischen Animationsfilme im „Fokus Quebec“. Die Sonderreihe zu David Takaishvili hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und gab Einblick in den georgischen Animationsfilm.
Zudem gab es auch noch eine Vielzahl an Sonderveranstaltungen, die vor allem dem filmschaffenden Gästen zu Gute kamen. Aber auch das restliche Publikum hatte Zugang zu bestimmten Vorträgen und konnte an der Eröffnungsveranstaltung, an der Preisverleihung und an der Festival Party in der Post teilnehmen.
Das Filmfest Dresden war für den Zuschauer, der viel Zeit mitbrachte, ein vielfältiges und rundum elungenes Erlebnis. Aber auch die einzelnen Blöcke boten dem Betrachter viele spannende, witzige, interessante, besondere und einfallsreiche Filme, die teilweise durch Interviews mit den Regisseurinnen Regisseuren und bereichert wurden. Das Festival hat sich in den 25 Jahren zu einem der wichtigen Ereignisse dieser Branche gemausert und man kann gespannt auf das nächste Jahr sein.
by Doreen Matthei
Photos © Filmfest Dresden