Der kleine Drache Kokosnuss: Interview mit Max von der Groeben und Dustin Semmelrogge



Max von der Groeben spricht Kokosnuss

Durch deine Eltern hast du eine Art journalistischen Background. Denkst du, das hat Einfluss auf dein Verhalten an Interview-Tagen wie diesem?
Ne, das glaube ich nicht. Ich wusste zwar relativ früh, was im Journalismus so passiert und was man in Interviews sagt, aber abgesehen davon unterscheide ich mich da glaube ich nicht von anderen.

Welches Bild hast du von Journalisten?
Ich habe ein gutes Bild vom Journalismus. Ich habe selber ein Praktikum in einer Kölner Sportreaktion gemacht, weil mich dieser Bereich interessiert hat. Ich sehe das daher ganz entspannt.

Im Film begeben sich die drei Freunde auf eine Entdeckungsreise. Bist du selbst ein Entdecker?
Ich finde es total spannend, könnte andererseits aber nicht sagen, dass ich schon die ganze Welt bereist hätte. Ich würde das aber tierisch gern machen. Für mich klingt das extrem interessant, aber man hat selten so viel Zeit. Die fehlende Zeit ist für mich auf jeden Fall das Problem dabei, weil ich für gewöhnlich gerade irgendetwas drehe. Spannend klingt es für mich trotzdem.

Wohin würde es dich verschlagen, wenn du die Zeit hättest?
In den USA war ich schon. Daher würde mich eher etwas Östliches interessieren. Asien zum Beispiel. Oder ich würde richtig weit weg wollen. Nach Australien vielleicht.

Was war dein letztes großes Abenteuer?
Kleine Abenteuer erlebe ich zusammen mit meinen Kumpels - wenn auch nur abends beim Weggehen oder etwas in dieser Art. Ein riesengroßes Abenteuer fällt mir gerade nicht ein - offensichtlich habe ich ein äußerst trostloses Leben (lacht).

Der kleine Drache Kokosnuss Max von der Groeben spricht Kokosnuss

Der Film zeigt in gewisser Hinsicht das Erwachsenwerden. Wie erwachsen bist du?
Völlig erwachsen bin ich natürlich nicht. Ich glaube aber, dass ich gerade dabei bin. Ich wohne jetzt zum ersten Mal alleine, was für mich durchaus ein Schritt ins Erwachsenwerden ist. Ich bin von Köln nach München gezogen und habe dadurch räumliche Distanz zu meinen Eltern. Im Film wird der kleine Drache von seiner Familie ziemlich behütet und fast schon vor der Welt abgeschottet. Das haben meine Eltern nie getan, aber trotzdem ist die räumliche Trennung für mich schon ein Abnablungsschritt. Ich bin aber auch gerne jung und würde mich schon allein deshalb nicht als "erwachsen" bezeichnen wollen.

Da Freundschaft ein großes Thema des Films ist: Trifft sich das Freundschaftsverständnis darin mit deinem?
Ja, das definitiv. Die drei halten extrem gut zusammen. Sie alle sind wahnsinnig verschieden: Das einzige Stachelschwein, ein Feuerdrache, der nicht so richtig fliegen kann und ein vegetarischer Fressdrache. Sie haben trotzdem eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind Außenseiter, das aber auf unterschiedliche Weise. Trotz ihrer Unterschiede harmonieren sie aber perfekt, erleben zusammen Abenteuer und ziehen einander immer wieder hoch oder motivieren sich, wenn es nötig ist. Sie zeigen gemeinsam, dass man auch als Außenseiter etwas Besonderes machen und Freunde fürs Leben finden kann.

Kennst du das Außenseiter-Gefühl?
Das eher weniger. Ich hatte immer einen großen Freundeskreis und hatte in dieser Hinsicht noch nie Probleme. Aber ich kann es durchaus nachvollziehen, denn im Leben lernt man ja auch Einzelgänger und Außenseiter kennen.

Die Freunde beweisen im Film viel Mut. Wie mutig bist du? Zum Beispiel bei der Rollenwahl?
Ich würde sagen, dass ich mutig bin, wenn es von mir verlangt wird. Bei der Rollenwahl hatte ich das bisher noch nicht in dieser Weise. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass ich irgendwann eine Rolle spielen würde, von der mir andere abraten. Wer weiß.

Viele Synchronsprecher sagen, beim Synchronisieren wird man wieder Kind. Kannst du das bestätigen?
Ich bin selbst wahrscheinlich noch zu sehr Kind, um es bestätigen zu können. Aber das Synchronisieren macht mir enorm viel Spaß. Ich finde die Gegensätzlichkeit zum Schauspiel interessant: Man hat nur seine Stimme, um etwas zu transportieren. Man bekommt einen vorgefertigten Charakter und um ihn zu formen, muss man die Stimme nutzen. Das ist der Aspekt, der mir daran so viel Spaß macht.

Improvisation ist beim Synchronisieren kaum möglich. Ist das für dich als Schauspieler schwer?
Das stimmt: Das geht kaum, weil vorgezeichnet ist, wo und wie lange welche Figur ihren Mund aufmacht, aber Probleme macht mir das nicht. Ich finde es spannend, eine Vorgabe zu haben und sich nah an ihr bewegen zu müssen. Man hat die fertigen Sätze und denkt sich vielleicht: "Das würde ich viel kürzer sagen." muss dann aber Abstand davon nehmen und der Figur zugestehen, dass sie es eben anders sagt. Dann baut man sich in Gedanken etwas, um auf diese Vorgabe zu kommen. Das ist interessant.

Würdest du das Improvisieren vermissen, wenn du nur synchrontechnisch tätig wärst?
Dann würde ich es wahrscheinlich nicht kennen (lacht). Ich mache es in meinem Beruf aber schon ganz gerne. Es sind oft auch nur ganz kleine Dinge: Vielleicht findet man, dass ein bestimmter Textanteil nicht richtig auf eine Figur passt und kann dem Regisseur zumindest Gegenvorschläge machen.

Hast du eine Traumsynchronrolle?
Es geht schon in die Richtung Animation. Menschen zu synchronisieren ist etwas eigenwillig, weil ich das Gefühl hätte, ich könnte das genauso gut spielen. Einen Drachen werde ich wahrscheinlich niemals spielen können. Daher sind fiktive Wesen in dieser Hinsicht viel interessanter.

Ist es nicht schwieriger, einen fiktiven Charakter zu sprechen, weil man schwerer eine Verbindung zu ihm aufbaut?
Animationen sind vermenschlicht, daher ist das unproblematisch. Auch in diesem Film handeln die Drachen zum Beispiel eher wie Menschen, als Drachen - wie auch immer ein Drache handeln würde (lacht). Ich finde Fiktion außerdem schon deshalb schöner, weil man seine Phantasie spielen lässt und auf diese Weise viel mehr möglich ist.


Dustin Semmelrogge spricht den Fressdrachen Oskar

Viele Synchronsprecher sagen, dass man bei der Arbeit an einem Animationsfilm wieder Kind sein darf. Wie hast du das erlebt?
Das ist eine tolle Aussage, weil es wirklich zutrifft. Man wird beim Synchronisieren tatsächlich immer ein Stück weit in die Kindheit zurück versetzt. Man lebt sich da schnell ein und findet so richtig Spaß daran. Man darf alberne Sachen machen und sich auch mal daneben benehmen. Kinder sind eben auch aufgedreht, zappelig und oft einfach 100 Prozent drüber.

Ist es dir wichtig, ein Stück Kind zu bewahren?
Ja, ich finde vor allem, dass man niemals das Lachen verlernen sollte. Jeder, der schlechte Zeiten erlebt hat, weiß, wieviel ein Lachen bewirken kann. Spaß zu haben, kann einen so viel weiter bringen. Mit der Kindheit verbindet man auch Unbeschwertheit und sich regelmäßig Unbeschwertheit zu erlauben, halte ich ebenfalls für enorm wichtig. Jeder hat seine Probleme und täglich derart viel zu bewältigen, da sollte man sich gerade deshalb auch mal Spaß gönnen. Mit einem Kumpel oder der besten Freundin unbeschwert herum zu albern und aus sich herauszugehen, macht vieles vergessen. Man vergisst dabei sogar die Zeit und alles, was noch zählt, ist dieser eine Augenblick. Lachen ist schon aus diesem Grund die beste Medizin.

Würdest du sagen, dass du erwachsen bist?
Nein, eher nicht (lacht). In gewissen Dingen natürlich schon. Ich habe durchaus meine Lebenserfahrung, aber ich werde nie 100%-ig mein Büro machen können - da bin ich zum Beispiel überhaupt nicht erwachsen. Wenn ich da nicht irgendwelche Partner hätte, würde ich mich schwer tun, weil es nicht meine Materie ist. Ich werde immer ein bisschen chaotisch sein - das ließe sich eigentlich vermeiden, aber ich werde es nicht los. Eigentlich will ich aber auch gar nicht völlig erwachsen werden. Spaß am Leben zu haben und herumzualbern ist mir dazu viel zu wertvoll.

Für Elternteile, die ihr Kind in den Film begleiten: Würde sich ein Erwachsener im Kino langweilen?
Nein, glaube ich nicht. Als Erwachsener kann man durchaus seinen Spaß an dem Film haben. Ich habe an einigen Stellen gelacht und das nicht deshalb, weil ich mitgewirkt habe. Die Figuren sind witzig und super liebenswert gemacht. Deshalb glaube ich, man kann seine Kinder gut hinein begleiten, ohne sich zu langweilen.

Du hast viel Erfahrung in der Synchronisation. Wie weit taucht man dieser Erfahrung nach in animierte Welten ein?
Bei Zeichentrick tauche ich schon sehr weit in die Figur ein. Gerade bei Animationen ist man bei der Synchronisierung weit drüber. Zeichentrickgestalten sind meistens viel ausgeflippter, wilder und skurriler, deshalb kann man sich beim Synchronisieren so richtig ausleben und es krachen lassen. Mir macht die Synchronisation von Zeichentrickfiguren aus genau diesen Gründen unglaublichen Spaß. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft in den Genuss kommen werde. Auf der anderen Seite finde ich auch Synchronisationen wie die von gewaltigen Produktion a la "Sin City" hochinteressant.

Der kleine Drache Kokosnuss Dustin Semmelrogge spricht den Fressdrachen Oskar

Ist es schwerer, in einen nicht-menschlichen Charakter, wie einen Drachen, einzutauchen?
Animierte Charaktere sind dem Menschen ja nur vom Aussehen nicht sehr ähnlich. Ihre Persönlichkeit ist aber trotzdem sehr menschlich, denn sie wurden von Menschen kreiert. Sie benehmen sich deshalb wie Menschen und führen ein fast menschliches Leben. Auch die wenig menschliche Optik hält einen eigentlich nicht vom Eintauchen ab. Mich verleitet sie eher dazu, noch mehr aus mir herauszukommen. Im Fall von unserem Film war ich irgendwie wirklich ein Drache. Man möchte dann schon mal Feuer spucken oder jemanden zwicken (lacht).

Der Film erscheint nahe der Weihnachtszeit. Wenn man die Geschichte auf Weihnachten hin interpretieren möchte, wie könnte die Interpretation lauten?
Zu Weihnachten zählt Besinnlichkeit, Liebe und Gemeinschaft. Alle kommen zusammen und sind nett zueinander. Das vermittelt auch der Film in gewisser Form, weil das Zusammenkommen der drei Freunde ihnen eine fantastische Zeit ermöglicht. Trotz ihrer Unterschiede gehen sie offen aufeinander zu und entspannt miteinander um. Diese Toleranz passt auch zur Weihnachtszeit.

Im Film gibt es eine Moral, die ist aber nicht belehrend. Hältst du das gerade bei einem Kinderfilm für wichtig?
Ja. ich finde Schulfilme etwas schwierig. Wenn Erwachsene zu bemüht sind, Kindern etwas über den "richtigen" Umgang mit dem Leben zu vermitteln, ist das meiner Meinung nach etwas unbeholfen. Das muss wirklich nicht sein, aber natürlich dürfen gewisse Sachen gezeigt werden, die man sich für das Leben mitnehmen kann. Im Idealfall sind diese Dinge aber natürlich in die Story verwoben und wirken schon deshalb nicht belehrend.

Welche „Aussagen für das Leben“ findest du am Film am schönsten?
Alle drei Drachen haben eine Außenseiterrolle, obwohl sie vollkommen verschieden sind. Der eine hat seine Flugprüfung versaut, der andere ist Vegetarier und wird deshalb nicht so recht anerkannt. Mathilda ist "die Kleine", die nicht so richtig ernst genommen wird. Die Freundschaft zwischen den dreien vermittelt, dass keine Rasse mit der anderen unvereinbar ist. Man kann mit allen möglichen Charakteren befreundet sein. Ob der andere blau, lila oder rot ist, spielt dafür keine Rolle. Wir kochen alle mit Wasser und können alle Freunde sein. Zusätzlich zeigt der Film, wieviel man mit Freundschaft, Mut und Abenteuerlust schaffen kann. Jeder sagt den dreien, dass ihr Plan nicht zu schaffen ist, aber sie beweisen, dass auch Kleine eine Menge bewegen können. Das ist für mich eine schöne Botschaft.

Kennst du das Außenseiter-Gefühl?
Ja, natürlich. Zwischendurch ist man im Lauf des Lebens immer mal Außenseiter. Man wechselt die Schule, kommt in eine neue Klasse, ist der Neue im Fußballclub oder wechselt die Arbeitsstelle. Ich habe auch bestimmt schon Sachen einfach nicht hingekriegt und deshalb in bestimmte Gemeinschaften nicht hineingepasst. Manchmal versteht man sich einfach nicht oder andere geben einem gar nicht erst die Chance, weil sie einem zu wenig Zeit zugestehen oder an Vorurteilen festhalten. Wenn man aber auch in eine Außenseiterrolle gedrängt wird, sollte man sich diesen Schuh eigentlich nicht anziehen. Es gibt immer jemanden, der eine Sache besser kann, als man selbst und jeder hat irgendwo seine persönlichen Talente. Dass wir alle Individuen sind, macht es ja auch erst interessant. Das sollte absolut nichts zum Verzweifeln sein.

Die drei Freunde im Film beweisen auf ihrer Reise großen Mut. Wie mutig bist du?
Das hängt davon ab, inwiefern mein Mut gefordert ist. Bei einigen Sachen bin ich ein Schisser. Bei anderen bin ich schon sehr mutig - bei sportlichen Herausforderungen zum Beispiel. Ich bin immer gern irgendwo runter gesprungen. Natürlich nicht ungesichert von einer 100 Meter hohen Brücke. Aber vor Stunts scheue ich mich nicht. Ich habe keine große Angst, mir irgendetwas zu verknacksen. Wenn ich aber eine große Rede auf einer Versammlung halten müsste, würde mir der Arsch auf Grundeis gehen. Ich würde das zwar machen, aber spontan hätte ich ein bisschen Angst.

Auch Abenteuerlust spielt für den Film eine große Rolle. Bist du ein Abenteurer?
Ja, ich bin gerne in Bewegung. Als Schauspieler kommt es vor, dass man lange frei hat. Ich versuche immer, mich auch während dieser Zeit beschäftigt zu halten - mit Sport, einem guten Buch oder irgendetwas anderem. Gar nichts zu tun, stelle ich mir für mich sehr schwierig vor. Ebenso schwierig wäre für mich ein komplett durchgeplantes Leben, in dem alles immer gleich ist. Ich möchte häufig etwas Neues zu entdecken. Ich gehe gerne raus und sehe gerne neue Dinge - im Notfall auch alleine. Spaß kann trotzdem daraus werden, denn irgendetwas erlebt man draußen immer. Wenn man auf eine Party eingeladen ist, wo man niemanden kennt, sollte man meiner Meinung nach zum Beispiel unbedingt hingehen - irgendjemand ist bestimmt dabei, der einem viel Spaß bringt. Es ist auf jeden Fall besser, als auf der Couch zu versauern und sich irgendwann gar nichts mehr zu trauen. Wir sollten unseren Entdeckergeist ausleben und der Welt offen gegenüber stehen.

Ändert das Alter etwas an dieser Einstellung?
Es wird etwas schwieriger, je älter man wird. Als Kind ist jeder Tag ein Abenteuer - nur draußen auf dem Spielplatz zu sein, reicht dazu. Alles ist als Kind noch interessant, aber als Erwachsener verliert sich das leider und man hat das Gefühl, alles schon zu kennen. Die Dinge erscheinen einem irgendwann ausgelutscht und man begeistert sich nicht mehr dafür. Ich glaube aber, dass wir uns immer wieder einen Ruck geben sollten, um das Besondere zu sehen.

Was war das letzte große Abenteuer in deinem Leben?
Heute ist auch schon wieder ein Abenteuer. Eines der wirklich riesigen Abenteuer in letzter Zeit war für mich aber das Theaterstück, das ich zuletzt gespielt habe. Für das "Piraten-Open-Air" bin ich in eine völlig andere Zeitepoche geschlüpft. Das kann vielleicht nicht jeder machen, aber ich freue mich auf jeden Fall über solche Möglichkeiten. Ich liebe es, dass mein Beruf mir manchmal solche Türen öffnet. Wir hatten Pferde, Fechtkämpfe und tolle Kostüme. Die zwei Stunden Aufführung sind für mich immer wie im Flug vergangen, weil ich superviel Spaß an dem Charakter hatte.

Verbietet Synchronisation eigentlich Improvisation?
Ja, meiner Erfahrung nach ist das untypisch. Synchronisierung ist absolut getaktet. Sprache und Lippenbewegung müssen sekundengenau aufeinander abgestimmt sein und was der Originalsatz vermittelt, muss in diesem Zeitrahmen vollständig rüber kommen. Vielleicht tauscht man mal ein Wort aus: Wenn da zum Beispiel steht "Megasuper!" darf es schon vorkommen, dass man es spontan mit "Total super!" ersetzt. Wenn man findet, dass ein Wort an einer Stelle einfach nicht wirkt, lässt man sich auch mal ein anderes in ähnlichem Sinn einfallen. Aber viel Spielraum ist da nicht, weil die Texte im Vorfeld stehen. Sogar wenn ein fester Text aber vorhanden ist, improvisiert man insofern, dass man ihn glaubwürdig präsentiert. Es darf nicht auswendig gelernt klingen. Deswegen versucht man, den Text so organisch in sich aufzusaugen, dass es "echt" klingt.

Stehst du grundsätzlich auf Improvisieren?
Es kommt auf die Situation an. Unter bestimmten Umständen improvisiere ich gerne, aber ich fühle mich auch in einem festen Rahmen wohl. Eigentlich gibt es, glaube ich, gar nicht so viele Projekte zur komplett freien Improvisation. Für Filme und TV wird im Vorfeld ja sehr viel kreativ gearbeitet, damit während der Umsetzung auch alles reibungslos läuft.

Du hast auch Theatererfahrung. Ist es beim Theater etwas anderes?
Ja, beim Theater ist das etwas anderes: Da gehört Improvisieren dazu und macht dann auch Spaß. Selbst wenn ich oder ein Kollege sich verhaspeln oder den Faden verlieren, finden wir improvisatorisch wieder zurück in die Struktur. Wenn das gar nicht funktioniert, dann ist das natürlich schrecklich. Meistens funktioniert es aber und macht dann auch sehr viel Freude. Dem Publikum gefällt es auch ganz gut, wenn sie bemerken, dass da gerade etwas Außerplanmäßiges passiert. "Nobody is perfect." und beim Theater gehört das mit dazu. Deshalb schmunzeln die Zuschauer in diesen Situationen eher, als dass sie das verurteilen würden.

Ist dir eine Ausgewogenheit zwischen improvisationsfreien und festen Sprechrollen wichtig oder könntest du mit nur einem von beiden leben?
Nur zu improvisieren wäre nicht mein Fall. Das entspricht nicht ganz meiner Definition des Schauspielberufs. Für mich beinhaltet Schauspielerei eher die Hingabe an Regieanweisungen und die Vision des Filmemachers. Natürlich stelle ich mich dann auch gerne der Herausforderung, die ein Projekt gerade bietet: Wenn ein Spielfilm durchgehend improvisiert werden soll, dann nehme ich auch das sportlich und versuche, das hinzukriegen. Schrecken tue ich mich auch vor Reinimprovisation also nicht, aber mir geht es vordergründig um die Erfüllung der Filmemachervision. Ich würde deshalb nicht gerne zwischen Improvisation und festen Sprechanteilen entscheiden müssen. Was mir lieber ist, darf je der Filmemacher entscheiden (lacht).

Der kleine Drache Kokosnuss startet am 18. Dezember 2014 in den deutschen Kinos



by Sima Moussavian / Photos Copyright: Universum Film