Dritte Cinestrange in Braunschweig

3. Cinestrange in Braunschweig

Das dritte Cinestrange Filmfestival zog 2014 von Dresden nach Braunschweig um und tauschte die Zelte des letzten Jahres gegen Kinosäle eines Multiplexes. Vom 18. bis zum 20 Juli wurde dort dem Zuschauer ein buntes Potpourri aus Filmen verschiedener Genre serviert. Zusätzlich gab es die Möglichkeit mit Filmemachern wie dem Stargast John Badham zu reden, Vorträgen zu lauschen oder auf Partys die Liebe zum Film zu feiern. Organisiert wurde es auch wie in den letzten Jahren von Dr. Michael Flintrop und Marc Fehse.

Den Kern des Filmfestivals bildete wieder der Wettbewerb "7 vs. 7". Dabei traten sieben Langfilme und sieben Kurzfilme jeweils gegeneinander an. Am Ende wurden von einer dreiköpfigen Jury (Beate Siegmann, Benjamin Munz und Olivier Damian) die beiden Gewinner gekürt. Bei den Langfilmen gewann der deutsche Film „Gefällt mir“ (DE, 2014). Der Film, der sein Debüt auf dem diesjährigen Cinestrange feierte, erzählt die Geschichte eines Serienmörders der seine Opfer über Facebook findet. 3. Cinestrange in Braunschweig Der Regisseur Michael Davd Pate (Abbildung: ganz links, mit Marc Fehse, Tobias Schenke, Isabella Vinet und dem Produzenten Hauke Schlichting) und seine Crew schufen einen ambitionierten, genregerechten Film, der zwar nicht das Publikum vollends überzeugte, aber die Jury, da es Ihnen wichtig war, eine Genreproduktion aus Deutschland zu fördern, weil es hierzulande leider immer noch zu wenige davon gibt. Auch bei den Kurzfilmen entschied sich die Jury für die heimische Produktion: „In the Deathroom“ (DE, 2013). Der nach einer Kurzgeschichte von Stephen King geschaffene Film, erzählt wie Fletscher (Nicolai Tegeler) in einem dunklen, versifften Raum ohne erkenntlichen Grund verhört und gefoltert wird. Der Regisseur Milos Savic schuf einen eindringlichen und spannenden Kurzfilm, der eine gute Vorahnung auf zukünftige Projekte des Regisseurs gibt. Neben den deutschen Produktionen, die also die großen Gewinner des diesjährigen Cinestrange waren, gab es viele weitere Filme im Wettbewerb, welche die Zuschauer begeistern konnten. Bei den Kurzfilmen fiel besonders der Film „On Off“ („On Off“, FR, 2012) auf, der mit schönen und technisch hochwertigen Bildern, eine im Weltraum spielende Geschichte erzählt. Bei den Wettebewerbs-Langfilmen lockte vor allem „The Raid 2: Berendal“ („The Raid 2“, ID, 2012) viele Zuschauer an. Leider weniger Beachtung fanden dagegen Filme wie  „The Search for Weng Weng“ („The Search for Weng Weng“, AUS, 2007), wo sich der Regisseur Andrew Leavold auf die Suche nach dem kleinwüchsigen, "philippinischen James Bond"-Darsteller Weng Weng macht, und „Heli“ (DE, 2013), der durch Abgeklärtheit und Authentizität besticht.  Abschließend sollte noch das fast trashige Genrestück "Discopath" („Discopathe“, CAN, 2013)  erwähnt werden. In diesem Film mutiert ein unscheinbarer Mann immer dann zum mordlustigen Psychopathen, wenn er Disko-Musik hört. Damit bildet er ein schönen Kontrastpunkt zum Festival-Eröffnungsfilm "Nur Samstag Nacht", der nur von der Liebe zur Diskomusik handelt und zeigt damit, wie vielfältig das Cinestrange sei kann.

Neben den Wettbewerbsbeiträgen fand der Zuschauer auch eine große Auswahl an weiteren Filmen. So konnten sich eingefleischte Fans "The Texas Chainsaw Massacre" („The Texas Chainsaw Massacre“, USA, 1974) mit neuer Tonqualität zu Gemüte führen oder den Directors Cut von „Iron Sky – Direcor's Cut“ (DE, 2012) bewundern. Auch das Trash-Herz wurde mit Produktionen wie „Mad Cow“ (GBR, 2010) und „Bermuda Tentacles“ (USA, 2014) versorgt. Großen Andrang hatte der neue Film von Eli Roth „The Green Inferno“ („The Green Inferno“, USA, 2013). Eine Gruppe Weltverbesserungs-Kids landet im brasilianischen Dschungel bei einem Stamm Kannibalen und kämpft um ihr Überleben. Mit viel Spannung und der gewohnt brutalen Inszenierung Roths kann er den Zuschauer fesseln. Leider etwas untergangen dagegen ist der wirklich überzeugende Science-Fiction-Film „The Last Days on Mars“ („The Last Days on Mars“ GBR, IRI, 2014). Am letzten Tag ihrer Mars-Expedition entdeckt ein Forschungsteam ein Bakterium, welches vielleicht endlich die erhofften Ergebnisse bringt. Doch handelte sich dabei um einen sehr aggressiven Parasiten, der nach und nach die ganze Crew befällt. Mit großartigen Bildern und beklemmenden Situationen schafft der Film es, dem Zuschauer den Atem zu nehmen.

3. Cinestrange in Braunschweig Der 1939 in Großbritianien geborene Regisseur John Badham (in der Abbildung rechts) ist durch Filme wie „Nur Samstag Nacht“ („Saturday Night Fever“, USA, 1977) und „Nummer 5 lebt“ („Short Circuit“, USA, 1986) weltbekannt geworden und war der Stargast des diesjährigen Cinestrange. "Nur Samstag Nacht" war der Eröffnungsfilm, bei dem auch Badham selbst anwesend war. Die nachfolgende Retrospektive zeigte über das gesamte Wochenende Filme aus dem Repertoire Badhams. Bekannte Filme wie  „War Games – Kriegsspiele“ („WarGames“, USA, 1983) und "Nummer 5 lebt" konnten wieder entdeckt werden und noch nie in deutschen Kinos gezeigte Filme wie "Die Sieger" ("American Flyers", 1985) das erste Mal bestaunt werden. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, bei einem Q&A dem Regisseur Fragen zu stellen und sich in einer Autogrammstunde ein Andenken vom Festival mitzunehmen. Bei der Abschlussveranstaltung erheiterte er nochmal mit einer kleinen Rede die Zuschauer und mit dem Wunsch, ein Foto mit allen Anwesenden zu machen.

3. Cinestrange in Braunschweig Neben dem vollgepackten Filmprogramm konnte der gewillte Besucher auch andere Veranstaltungen besuchen. Gleich nach dem Eröffnungsfilm erwartete den Zuschauer eine 70er Jahre Tanzgruppe und im Anschluss die passende Party dazu. Auch Samstagabend konnte das Tanzbein geschwungen werden. Interessant war der neue Programmpunkt "Vorträge". Bei diesen konnte man sich über Themen wie „Die Animation digitaler Kreaturen“ von Alexander Ostermann oder der "Genrefilm in Deutschland" weiterbilden. Vor allem die Abschlussveranstaltung mit einem großartigen Vortrag über John Badham von Marcus Stiglegger stach noch einmal besonders heraus und rundete das Festival wunderbar ab.

Die drei Festivaltage waren wieder vollgepackt mit interessanten Filmen und Veranstaltungen. Je nach Geschmack konnte der Besucher sich die richtigen Filme herauspicken und, während draußen 30° Grad im Schatten waren, eine kühle Zeit im Kino verleben. In diesem Jahr gab es noch immer ein paar Probleme, dazu gehörten vor allem spontane Zeitverschiebungen von Veranstaltungen und dadurch sich überschneidene Events. Aber ansonsten war es ein gelungenes Festival, welches man weiterempfehlen kann und sich aufs nächste Jahr freuen darf.

by Doreen Matthei