OSCAR Verleihung 2010
and the OSCAR goes to...

Nachdem im letzten Jahr Hugh Jackman die Oscars präsentiert hat und mit einer derartig außergewöhnlichen Anfangsperformance alle seine Zweifler zum verstummen brachte, wofür er mit einem Emmy geehrt wurde, waren es in diesem Jahr Altmeister Steve Martin und Alec Baldwin, die durch die Show führten. Nach der überragenden Musical-Darbietung von Jackman, der als erster Gastgeber überhaupt auf einer Oscar-Bühne gesungen hat, müssen die beiden „Oldies“ ein schweres Erbe antreten, doch da Steve Martin die Oscars bereits zum 3. Mal nach 2001 und 2003 durch die Show führt, konnte man gespannt sein wie die beiden das übertrumpfen wollten.
Die Einleitung in diese berauschende Oscar-Nacht erfolgte jedoch durch einen anderen aufkommenden Superstar: Neil Patrick Harris aus der Erfolgsserie „How I Met Your Mother“ zeigte in Anlehnung an Jackmans Show aus dem letzten Jahr für wenige Minuten seine Gesangsfähigkeiten. Dabei nahm er Oscar-typisch einige der anwesenden Stars auf die Schippe und in einer Kurz-Musical-Darbietung im Stile der 20er Jahre kamen am Ende Steve Martin und Alec Baldwin aus dem Hollywood-Olymp hinunter auf die Bühne geschwebt.
Die 82. Oscars waren somit eröffnet und nach einer mehr oder weniger netten Begrüßung und Scherzen über z.B. Avatar, überreichte Penelope Cruz den ersten Oscar für die beste Nebenrolle. Die große Hoffnung lag hierbei natürlich auf Christoph Waltz für seine Rolle als Hans Landa in „Inglorious Basterds“ und unter tosendem Beifall, sprach Cruz die magischen Worte aus:
„And the Oscar goes to...Christoph Waltz“.
Der Rest der Show verlief erwartungsgemäß und nahezu typisch für die wohl längste Nacht im Jahr, so gab es immer wieder einige kleine Pointen in Richtung der anwesenden Stars oder nominierten Filme und natürlich versuchten auch Steve Martin und Alec Baldwin untereinander des Öfteren die Stimmung auf hohem Niveau zu halten, indem sie u.a. einen kleinen Film im Stile von „Paranormal Activity“ einspielten. Ein wahres Highlight jedoch war der Auftritt der „Legion der außergewöhnlichen Tänzer“, die in einer wunderbar choreographierten und mit Farben untermalten Darbietung zu der Musik von nominierten Filmen wie z.B. The Hurt Locker, Avatar, Sherlock Holmes oder auch Oben tanzten.
Die wohl am unterhaltsamsten präsentierte Rede war die des Ben Stiller, der die Kategorie „Bestes Make-Up“ vergab und hierbei mit einer Parodie des Welterfolgs „Avatar“ überraschte, indem er nicht nur wie ein Na'Vi vom Planeten Pandora aussah, sondern auch deren Sprache durch den sprichwörtlichen Kakao zog. James Cameron, Vater dieses Erfolgs, hat normalerweise den Ruf kein Freund von Parodien seiner eigenen Filme zu sein, schien ihm diese jedoch zu gefallen und so konnte er sich sogar ein Lachen abringen.
Doch letztendlich geht es bei den Oscars nicht nur um das Drumherum, sondern vor allem um die Verleihung und Ehrung der besten Filme des vergangenen Filmjahres, in ihren jeweilen Kategorien. Die großen Favoriten in diesem Jahr waren hierbei James Camerons Riesenerfolg „Avatar“, der inzwischen schon über 2,6 Mrd. Dollar eingespielt hat und ironischerweise das Projekt seiner Ex-Frau, zu dem er sie noch überredet hatte: „The Hurt Locker“ von Kathryn Bigelow. Beide hatten jeweils 9 Nominierungen und standen sich u.a. in den Hauptkategorien Bester Film und Beste Regie als direkte Kontrahenten gegenüber. Im Vorfeld jedoch hat „The Hurt Locker“ für reichlich Ärger gesorgt, denn einer der Verantwortlichen wurde sogar von der Verleihung ausgeschlossen, weil er die Oscar-Jury in einem Brief gebeten hat keinesfalls „Avatar“ zu wählen. Doch wer von beiden ist der große Gewinner des Abends?
Die Gewinner:
Die Jury der diesjährigen Oscars hatte es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht die wichtigsten Preise unter den Top-Anwärtern möglichst gerecht zu verteilen, denn keiner der großen Favoriten ging leer aus. Hier eine chronologische Auflistung der Gewinner wie sie in der Verleihung vergeben wurden:
Nach dem erwähnten Gewinn von Christoph Waltz in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“ ging es weiter mit dem besten animierten Film des Jahres und hier konnte sich „Oben“ über einen der begehrten Goldjungen freuen, wovon allerdings auszugehen war, denn allein durch die weitere Nominierung in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ war klar, dass dieses Werk große Chancen hatte.
In der Kategorie „Bester Filmsong“, den zuvor z.B. auch Eminem für sich gewinnen konnte, gab es ein enges Rennen zwischen den zwei Songs des Films „Küss den Frosch“ und dem Musiker-Film „Crazy Heart“ mit Jeff Bridges. Hier konnte sich letztendlich jedoch „Crazy Heart“ durchsetzen und dies wurde von einem vor Freude strahlenden Jeff Bridges mit Beifall gewürdigt.
Die Prestige-trächtige Kategorie des besten Original-Drehbuchs ging überraschenderweise nicht an Quentin Tarantino für „Inglourious Basterds“ , sondern an „The Hurt Locker“. Zeigte sich Tarantino nicht sonderlich begeistert von dieser Wahl, erfreute sich Mark Boal um so mehr und widmete diesen Preis einer kürzlich verstorbenen Person, die ihm sehr nahe stand.
Das beste adaptierte Drehbuch ging an Geoffrey Fletcher für sein außergewöhnliches Sozial-Drama „Precious“ und dieser zeigte sich sichtlich überwältigt. Immer wieder hat er mit einer schwachen Stimme und mit seinen Tränen zu kämpfen, doch konnte er sich hierdurch noch mehr Sympathien sichern.
Nachdem Christoph Waltz bereits den Oscar für die beste männliche Nebenrolle für sich entschieden hat, wurde natürlich auch noch der weibliche Gegenpart gesucht. Das Feld der Nominierten war äußerst stark und hatte mit Penelope Cruz, Maggie Gyllenhaal und Vera Farmiga Schauspielerinnen der Extraklasse zu bieten. Doch am Ende konnte es nur Eine werden und diese Glückliche war: Mo'Nique , die für ihre hervorragende schauspielerische Leistung in „Precious“ belohnt wurde. Sie hat auch den wohl stärksten Satz des Abends in ihrer Dankesrede gehabt: „Ich danke der Academy, dass sie bewiesen haben: es geht um Talent und nicht um Politik!“
Die Trophäen für den besten Ton und die besten Ton Effekte konnten sich Paul N.J. Ottosson und Ray Beckett für den Film „The Hurt Locker“ sichern und in beiden Kategorien stach dieser Film somit den direkten Konkurrenten „Avatar“ um das Rennen der meisten Ehrungen an diesem Abend aus. Auch in Sachen „Bester Schnitt“ hat „The Hurt Locker“ einmal mehr die Nase vor Avatar.
Nachdem „The Hurt Locker“ mit Siegen in den Kategorien in „Bestes Drehbuch“, „Bester Ton & Toneffekte“ und „Bester Schnitt“ vorlegte, hat sich „Avatar“ revanchiert und sich die Trophäen in den Kategorien „Bestes Szenenbild“, den wichtigen Preis der „besten Kamera“ und der „besten Effekte“ gesichert.
Die zweite große Hoffnung für Deutschland, nach dem Erfolg von Christoph Waltz, konnte leider nicht bestätigt werden, denn der Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film geht nicht nach Deutschland, sondern nach Argentinien für den Film „El Secreto de Sus Ojos“. Das war im Vorfeld leicht abzusehen, da der deutsche Film nur schwierig in die Vorlieben der Amerikaner passt, da er zum einen komplett in schwarz-weiß gedreht wurde und zum anderen kaum Musik enthält, wodurch die gesamte Atmosphäre durch die Akteure und die Bilder getragen werden muss.
Nachdem die 5 männlichen Hauptdarsteller durch ehemalige Schauspiel-Partner vorgestellt und in stellenweise bewegenden Monologen dem gesamten Publikum näher gebracht wurden, wurde es spannend, denn gewinnen konnte natürlich nur einer und der ehrenvollen Aufgabe der Verkündung übernahm Kate Winslet : der beste Hauptdarsteller in diesem Jahr ist Jeff Bridges für seine Rolle in „Crazy Heart“.
Ähnlich wie bei den Herren der Schöpfung wurden auch die Damen angepriesen und u.a. könnte es Sandra Bullock gelingen am gleichen Tag, sowohl eine goldene Himbeere für die schlechteste als auch einen Oscar für die beste schauspielerische Leistung des Jahres zu bekommen. Doch nach dem Triumph von Mo'Nique in der Kategorie der besten Nebendarstellerin, konnte man aber auch der „Precious“-Hauptdarstellerin Gabourey Sidibe gute Chancen ausrechnen. Doch am Ende sollte es tatsächlich Sandra Bullock sein, die von Sean Penn die Trophäe überreicht bekam.
Die vorletzte Kategorie entschied darüber, wer der beste Regisseur des letzten Jahres gewesen ist und nach dem bisherigen Abend konnte man darauf schließen, wer den Preis erhalten würde: es ist Kathryn Bigelow für den Film „The Hurt Locker“. Sie selbst war derartig überrascht und sichtlich überglücklich, dass sie ihr Glück kaum fassen konnte . Sie hatte diesen Schock kaum richtig verdaut und stand gerade hinter der Bühne, da war es Tom Hanks, der unter riesigem Beifall „The Hurt Locker“ zum besten Film des Jahres krönte.
Abschlussworte
Das waren sie, die 82. Oscars, die letztendlich zum einen im Zeichen von „The Hurt Locker“ standen, der sich von 9 Nominierungen 6 gewinnen konnte, darunter „Bestes Drehbuch“, „Bester Ton“, „Beste Toneffekte“, „Bester Schnitt“, „Beste Regie“ und auch den wohl wichtigsten Preis: der „Beste Film“.
Als Verlierer der diesjährigen Oscars kann der Film „Avatar“ gesehen werden, da er zwar auch mit 3 Goldjungen ausgezeichnet wurde, doch hierbei in den wichtigsten Kategorien dem Sieger des Abends unterlegen ist. So musste James Cameron sich am Ende seiner Ex-Frau geschlagen geben und die Ironie bei dieser Geschichte ist: Cameron hatte sie erst noch dazu überreden müssen diesen Film zu drehen.
Ein weiterer Verlierer des Abends war der Film „ Up in the Air“ mit George Clooney, der in 6 Kategorien nominiert war und keinen davon gewinnen konnte, da die Konkurrenz mit Filmen wie „The Hurt Locker“, „Avatar“ und auch „Precious“ einfach zu stark War. Für Clooney selbst schien sich das schon anzudeuten, da er den ganzen Abend über mit einer äußerst unbeteiligten und versteinerten Mine im Publikum saß.
Achtungserfolge wurden natürlich auch in diesem Jahr erzielt, so kann sich der Film „Precious“ über die Trophäen in den Kategorien der besten weiblichen Nebendarstellerin und des besten adaptierten Drehbuchs freuen. Disneys „Oben“ konnte die Kategorien „Bester Animierter Film“ und auch „Beste Filmmusik“ für sich entscheiden und hierbei sogar Avatar und The Hurt Locker übertrumpfen.
Alles in Allem war es ein vergnüglicher Abend mitten in Los Angeles, doch die wirklich großen Überraschungen und prägenden Momente blieben aus. Dennoch gab es natürlich mal wieder Gewinner und Verlierer, doch am Ende geht es doch nicht nur darum Preise zu gewinnen, sondern die Zuschauer zu unterhalten und in eine andere Welt zu entführen.
Hier findet ihr alle Nominierten - Gewinner sind fett hervorgehoben:
Bester Film
„Avatar“, „The Blind Side“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „District 9“, „An Education“, „Inglourious Basterds“, „Precious“, „A Serious Man“, „Oben“, „Up in the Air“
Bester Hauptdarsteller
Jeff Bridges („Crazy Heart“), George Clooney („Up in the Air“), Colin Firth („A Single Man“), Morgan Freeman („Invictus“), Jeremy Renner („The Hurt Locker“)
Beste Hauptdarstellerin
Sandra Bullock („The Blind Side“), Helen Mirren („Ein russischer Sommer“), Carey Mulligan („An Education“), Gabourey Sidibe („Precious“), Meryl Streep („Julie & Julia“)
Bester Nebendarsteller
Matt Damon („Invictus“), Woody Harrelson („The Messenger“), Christopher Plummer („Ein russischer Sommer“), Stanley Tucci („The Lovely Bones“), Christoph Waltz („Inglourious Basterds“)
Beste Nebendarstellerin
Penélope Cruz („Nine“), Vera Farmiga („Up in the Air“), Maggie Gyllenhaal („Crazy Heart“), Anna Kendrick („Up in the Air“), Mo´Nique („Precious“)
Beste Regie
James Cameron („Avatar“), Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“), Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“), Lee Daniels („Precious“), Jason Reitman („Up in the Air“)
Bestes adaptiertes Drehbuch
„District 9“, „An Education“, „In the Loop“, „Precious“, „Up in the Air“
Bestes Originaldrehbuch
„Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“, „The Messenger“, „A Serious Man“, „Oben“
Bester animierter Film des Jahres
„Coraline“, „Der fantastische Mr. Fox“, „Küss den Frosch“, „The Secret of Kells“, „Oben“
Bestes Kostümdesign
„Bright Star“, „Coco before Chanel“, „Das Kabinett des Dr. Parnassus“, „Nine“, „The Young Victoria“
Beste Kamera
„Avatar“, „Harry Potter und der Halbblutprinz“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“, „Das weiße Band“
Bester Dokumentarfilm
"The Cove", "Burma VJ", "Food, Inc.", "The Most Dangerous Man in America: Daniel Ellsberg and the Pentagon Papers", "Which Way Home"
Beste Kurzdokumentation
"China's Unnatural Disaster: The Tears of Sichuan Province", "The Last Campaign of Governor Booth Gardner", "The Last Truck: Closing of a GM Plant", "Music by Prudence", "Rabbit à la Berlin"
Bester Schnitt
„Avatar“, „District 9“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“, „Precious“
Bester nicht-englischsprachiger Film
„Ajami“ (Israel), „El Secreto de Sus Ojos“ (Argentinien), „The Milk of Sorrow“ (Peru), „Un Prophéte“ (Frankreich), „Das weiße Band“ (Deutschland)
Bestes Make-Up
„Il Divo“, „Star Trek“, „The Young Victoria“
Beste Musik
"Avatar", "Fantastic Mr. Fox", "The Hurt Locker", "Sherlock Holmes", "Up"
Bester Song
2x "The Princess and the Frog", "Paris 36", "Nine", "Crazy Heart"
Bester animierter Kurzfilm
"French Roast", "Granny O'Grimm's Sleeping Beauty", "The Lady and the Reaper (La Dama y la Muerte)", "Logorama", "A Matter of Loaf and Death"
Bester Kurzfilm
"The Door", "Instead of Abracadabra", "Kavi", "Miracle Fish", "The New Tenants"
Bestr Toneffekte
„Avatar“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“, „Star Trek“, „Transformers“
Bester Ton
„Avatar“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „Inglourious Basterds“, „Star Trek“, „Oben“
Beste Spezialeffekte
„Avatar“, „District 9“, „Star Trek“
Bestes Szenenbild
„Avatar“, „The Imaginarium of Doctor Parnassus“, „Nine“, „Sherlock Holmes“, „The Young Victoria“