Interview mit Fahri Yardim zu PETS


Fahri Yardim (*1980 in Hamburg) entdeckte seine Liebe zur Schauspielerei bereits während der Schulzeit. Er studierte Ethologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften. Parallel absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Hamburger BÜHNENSTUDIO DER DARSTELLENDEN KÜNSTE. Nach mehreren TV-Auftritten feierte Yardim sein Kinodebüt 2008 in Özgür Yildrims „Chiko“. International bekannt wurde der Darsteller 2013 in dem Kinoerfolg „Der Medicus“, an der Seite von Ben Kingsley. Der deutschen Filmlandschaft ist Yardim durch seine Rolle des Ermittlers Yalcin Gümer, die er seit 2013 in der Tatort-Reihe neben Til Schweiger verkörpert. In dem 3D-Animationsfilm PETS spricht Fahri Yardim das wahnsinnig süße, aber auch wahnsinnig wahnsinnige Kaninchen Snowball!

Fahri Yardim
Fahri Yardim im Synchronstudio

Nach Rocket aus „Guardians of the Galaxy“ sprechen Sie diesmal einen Hasen. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Fahri Yardim und Snowball?
FY: Ich lege als Schauspieler eine gewisse Freude an der Körperlichkeit und Zappeligkeit an den Tag, wodurch ich mit Hasen im Allgemeinen etwas gemeinsam habe. Snowball, der kleine Bastart im Speziellen, geht mir nicht sehr nahe. Wobei ich der Meinung bin, dass jeder Mensch ein wenig Snowball in sich trägt. Wenn man einen ganzen Tag im Tonstudio steht und einen Hasen spricht, hüpft man am Ende auch. Snowball ist ein liebensbedürftiger, traumatisierter kleiner Hund im Hasenkostüm, der glaubt, die Welt revolutionieren zu können, wenn er die Menschen vernichtet. Diese Gemeinsamkeit teile ich natürlich nicht. Es gibt zwar Tage, wo die Menschheit daran schuld ist, wenn man sich nicht genügend geliebt wird. Ich kriege aber meistens die Kurve.

Fühlten Sie sich Rocket näher?
FY: Beide Tiere tragen eine ähnliche Wut in sich. Der eine wurde chemisch verändert, der andere wurde ausgesetzt. Die Wut aufs Universum teilen sie. Wenn ich im Auto sitze oder wenn Deutschland und Italien gegeneinander zum Elfmeterschießen antreten, dann kann ich auch zum Snowball werden (lacht).

Haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
FY: Ich habe mich nicht vorher in einen Pelz geworfen und bin zwei Monate über den Rasen gehüpft, um mich wie ein Kaninchen zu fühlen. Ich habe auch nicht versucht, der Liebe aus dem Weg zu gehen, um mich mit einem Verstoßenen identifizieren zu können. Ich bin einfach ins Synchronstudio gegangen und habe mit dem Regisseur meine Tonalität gefunden. Ich habe mich dabei an dem Original mit Kevin Hart orientiert und schlussendlich eine Prise deutscher Sprache und Fahri in meine Version einfließen lassen. Und, Ich habe selten so viel geschrien (lacht).

Wie lange haben die Synchronarbeiten gedauert?
FY: Zwei bis drei Tage, weil wir immer in Etappen gearbeitet haben.

Was hat Sie an dem Projekt gereizt?
FY: Ich habe den ersten Teaser gesehen, wo sich der Dackel vom Mixer den Rücken massieren lässt und der streng frisierte Pudel Heavy Metal hört. Ich fand die Idee des Films so großartig, dass ich jede Figur gesprochen hätte. Dass ich jetzt ausgerechnet Snowball sprechen durfte, hat mich sehr gefreut. Meine Stimme klingt, als wäre ich mit drei Jahren in ein Whiskey-Fass gefallen, dass scheint natürlich sehr gut zur Rolle zu passen.

Haben Sie schon neue Synchronrollen angeboten bekommen?
FY: Ich habe gerade ein Computerspiel synchronisiert, was auch sehr interessant war. Ich bin offen für Angebote und freue mich, wenn die Leute meinen, dass meine Stimme zu ihrem Projekt passt.

Ihr letzter Tatort „Tschiller: Off Duty“ lief im Kino. Wie geht es mit der Reihe weiter?
FY: Dies steht im Moment noch in den Sternen. Das Projekt liegt in den Händen des NDR. Die Tatort-Arbeit bringt mir sehr viel Spaß und ich würde mich freuen, wenn es weiter gehen würde. Trotz allem, Die Pause ist wichtig, um sich zu sammeln.

Sie werden demnächst in dem Film „Jugend ohne Gott – Ein Film über die Liebe“ zu sehen sein?
FY: Ja. Dies ist eine sehr moderne Adaption des Romans von Ödön von Horváth. Alain Gesponer führt Regie und es spielen viele junge Talente wie Jannis Niewöhner, Emilia Schüle und Jannik Schümann mit. Ich bin seit der Schauspielschule Fan von Horváth und denke, dass es eine sehr moderne und zeitgemäße Adaption wird. Ich spiele den Lehrer. Mehr sollte ich nicht verraten.

Haben Sie Ambitionen einen eigenen Film zu machen?
FY: Der Leidensdruck wächst, wenn man am Set steht und fremde Fantasien verkörpert. Irgendwann möchten die eigenen Träume fliegen lernen, anders gesagt, es wäre schön den eigenen Träumen entsprechend mehr Einfluss zu haben. Regieführen ist ein großer Wunsch von mir. Es gibt auch schon gewisse Schritte, die mich in diese Richtung führen. Ich bin dabei, eine Produktionsfirma zu gründen. Im Moment befinde ich mich in der kreativen Phase. Dabei geht es nicht darum, sich die eigenen Traumrollen auf den Leib zu schreiben, so eitel bin ich nicht. Andererseits, wenn ich selbst irgendwie ins eigene Buch passe, wäre das nett.

Was steht demnächst an?
Im November dieses Jahres drehe ich den Thriller „Abgeschnitten“ unter der Regie von Christian Alvart. Das könnte ein hartes Teil werden. Freut mich immer, wenn deutsche Thriller gefördert werden. Anschließend könnte ein Kammerspiel erscheinen, das über einen längeren Zeitwechsel die Phasen einer Beziehung bebildert. Es war eine besondere Zusammenarbeit, Anfang dieses Jahres, mit Sylvia Hoeks, einer fantastische Schauspielerin aus Holland, unter der Regie von Niels Laupert.

Vielen Dank!

by Sandy Kolbuch / Photo © Universal Pictures