Liebesfilme im Wandel der Zeit
Liebesfilme gibt es schon so fast so lang wie das bewegte Bild selbst und es ist kein Ende des Trends in Sicht. Neben der bittersüßen Freude des Zuschauers an der Gefühlsachterbahn der Protagonisten liegt die Popularität in der Vielfalt des Genres. Denn was als Liebesfilm gilt, bietet bei dem breitengefächerten Publikums viel Stoff für jeden Geschmack.Bereits Stummfilmstars wie Charlie Chaplin und Buster Keaton verliebten sich auf der Leinwand, und Liebesstummfilme wie "Flügel aus Stahl" (1927) wurden Klassiker. In über hundert Jahren Filmgeschichte zeigte sich das Genre Liebesfilm als romantische Komödie wie "Serenade zu dritt" (1933) oder "Schlaflos in Seattle" (1993), als Historiendrama wie "Vom Winde verweht" (1939) oder als Attacke auf die Tränendrüsen ("Zeit zu leben und Zeit zu sterben", 1958). Vor historischem Hintergrund spielen die Welterfolge "Casablanca" (1942), "Jenseits von Afrika" (1985), "Der englische Patient" (1996) oder "Titanic" (1997). Kriegswirren dienten Liebestragödien und Literaturverfilmungen häufig als Kulisse: der Spanische Bürgerkrieg in "Wem die Stunde schlägt" (1940), die Russische Revolution in "Doktor Schiwago" (1965) und der Zweite Weltkrieg in "Abbitte" (2007). Paare werden getrennt, und das Publikum fiebert mit, ob sich die Liebenden wiederfinden. Egal in welcher Form und vor welchem Hintergrund: Liebesfilme haben an Popularität nicht verloren, denn verliebt sein – das kennt jeder.

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Und doch haben sich die Romantikfilme über die Jahre verändert. Der Zeitgeist prägt die verschiedenen Epochen des Liebesfilms. In den 1930er- und 40er-Jahren wurden spritzige US-Komödien wie "Die Nacht vor der Hochzeit" (1940) gedreht, das Remake "Die oberen Zehntausend" kam 1956 als Filmmusical heraus und trägt deutliche Züge des damaligen zahmen Frauenbildes. Dieses wandelte sich in den folgenden Jahrzehnten. Zunehmend tauchen selbstbestimmte und erotisch freizügige Frauen auf. Französische Filme wie "Außer Atem" (1960) und "Jules und Jim" (1962), die der bürgerlichen Moral den Rücken kehrten, leiteten diese Entwicklung ein. "Der letzte Tango in Paris" (1972) und "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973) erregten zu ihrer Zeit Aufsehen aufgrund ihrer Sexszenen. Während der zärtliche oder innige Filmkuss über Jahrzehnte die Liebe besiegelte und als Heiratsversprechen galt, zeigten sich die Liebesfilme nach und nach weniger realitätsfern, aber nicht minder romantisch. Beispiele sind "Pretty Woman" (1990) und "Die Brücken am Fluss" (1995) mit oder ohne Happy End. Der Zuschauer kann sich nun noch besser in Hauptrollen versetzen und davon träumen auch einmal Teil einer solchen Romanze zu werden. Der moderne Liebesfilm schafft darüber hinaus Platz für querdenkende und freche Frauen ("Verrückt nach Mary", 1998; "Die Braut, die sich nicht traut", 1999, "Keinohrhasen", 2007) und ihre Bedürfnisse nach der Mischung aus Emanzipation und gleichzeitiger Hingabe an den Traumprinzen.
"Wo die Liebe hinfällt" - dieses Motto erhöht den Reiz zeitloser Liebesfilme wie "Harold and Maude" (1970), "Nelly und Monsieur Arnaud" (1995) und "Verhängnis (1992), in denen extreme Altersunterschiede zwischen den Protagonisten sowie fatale Passionen und Ehebruch witzig, subtil, hochdramatisch und sinnlich thematisiert werden. Diese Art von Liebesfilm steht der Romanze gegenüber und bringt eine Portion mehr Spannung für die von Schnulzen gelangweilten Zuschauer. Von gleichgeschlechtlicher Liebe handeln Filme wie "Spiegelbild im goldenen Auge" (1967), "Sunday Bloody Sunday" (1971), "Maurice" (1987), "Brokeback Mountain" (2005) oder "Yves Saint Laurent" (2014), die in völlig gegensätzlichen Milieus wie Militär, Künstlerszene, Universität, Cowboy-Leben und Modewelt spielen. Anfangs noch unterschwellig, entwickelt sich das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe in den USA ab ungefähr der 70er Jahre zu einem Plädoyer für mehr Gleichheit und die Freiheit der Liebe.
Herzzerreißende Liebesdramen und erfrischende Romanzen vermischen sich heutzutage immer öfter mit Genres wie Action, Krimi oder Science Fiction. In Ehedramen ("Zeiten des Aufruhrs", 2008), Tanzfilmen ("Dirty Dancing", 1987), Musical-Dramen ("Moulin Rouge", 2001), Fantasy-Storys ( "Das Haus am See", 2006) oder Vampir-Geschichten "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen", 2008) wird der ewige Geschlechterkampf temperamentvoll ausgetragen. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich unterhaltsame Love Storys zwischen reiferen Jahrgängen ("Besser geht's nicht"; 1997; "Was das Herz begehrt", 2003; "Das grenzt an Liebe", 2014).
Doch bei aller Vielfalt kommen Einsamkeit, Sehnsucht, zärtliche Gefühle, Liebeskummer und Eifersucht als Sujets nicht aus der Mode und berühren alle Generationen. Verlangen und Leidenschaft sind längst keine Tabus mehr im Liebesfilm, waren doch schon immer auch Teil dieses Genres. Bei allen Ausprägungen und verschiedenen Themen bleibt am Ende der Zuschauer, der – egal ob Happy End oder nicht – eine Geschichte für’s Herz gesucht und gefunden hat.
In Zusammenarbeit mit Maxdome