Filmkritik G.I. Joe: Die Abrechnung
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Nachdem es der kriminellen Organisation „Cobra“ im ersten Teil der Spielzeugverfilmung gelungen ist, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika durch einen sinistren Doppelgänger auszutauschen, nutzt dieser nun seine Macht um die titelgebende Eliteeinheit unter dem Anführer Duke (Channing Tatum) nahezu restlos auszuschalten. Roadblock (Dwayne „The Rock“ Johnson) sammelt die letzten Kräfte der Joes, um die vom Weißen Haus ausgehende Bedrohung ein für alle Mal abzuwenden.
Es war eine schwere Geburt: „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ stand Mitte 2012 bereits in den den Kino-Startlöchern und wurde um mehrere Monate nach hinten verschoben. Grund hierfür war der spontane Entschluss zur 3D-Nachkonvertierung. Gemunkelt wurde, dass diese Entscheidung auf dem katastrophalen Einspielergebnis von „Battleship“ (ebenfalls eine Produktion von Hasbro) basierte. „Battleship“ trat ohne 3D ans BoxOffice und ging - passend zum Inhalt - baden. Die Verantwortlichen nahmen sich also Zeit für gepflegte Nacharbeit und lassen nun staunen: denn der 3D-Effekt in „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ ist ebenso unspektakulär wie unangenehm. Große Explosionen und rasante Stunts verpuffen in anstrengendem Geflimmer. Ein Reinfall, ein sogar großer.
Technische Brillianz wird also durch die profitable 3D-Ausschlachtung getrübt, während Story und Charakterentwicklung der Erwartungshaltung entsprechen und ergo kaum vorhanden sind. Channing Tatum darf ein wenig mit dem neuen Franchise-Leader Dwayne Johnson menscheln um wenige Minuten später das Zeitliche zu segnen. Ab diesem Punkt entspinnt sich ein aberwitziger Plan der „Cobra“-Organisation, welcher in einer Konferenz inklusive Atomraketensperrfeuer endet. Wie der Fake-Präsident (Jonathan Pryce) die Weltmächte gegeneinander aufhetzt und dabei süffisant „Angry Birds“ spielt, zählt zu den wenigen darstellerischen Kabinettsstücken inmitten emotionsloser Dialoge um Waffen, Ehre und „Joe“-Quatsch.
Aber wer fragt schon nach Dialogen, wichtiger: Knallt es? - Ja und wie. Drehen die Ninjas Storm Shadow und Snake Eyes ordentlich auf? - Aber hallo! Byung-hun Lee („I Saw the Devil“) und sein vermummter Kollege Ray Park besorgen mit Schwert und Akrobatik die wahren Highlights (zum Beispiel einen großartigen Kampf am steilen Berghang), während die anderen Darsteller unzählige Träume eines jeden Waffenfetischisten ausleben dürfen. Beim Betrachten macht das mal mehr, mal weniger Spaß. Im Endeffekt bleibt „G.I. Joe 2: Die Abrechnung“ aber nah bei der Zielgruppe und erfüllt über weite Strecken sein Action-Soll.
Obwohl im Finale sogar ganz London zerstört wird, scheint die Fortsetzung um einiges geerdeter. Trotz heilloser Überzeichnung einzelner Szenen verzichtet Regisseur Jon M. Chu auf futuristische Kampfjets, leistungssteigernde Kampfanzüge oder pfeilschnelle U-Boote aus dem ersten Teil. Hinsichtlich der Technologie wurde also kräftig gespart, was man am liebsten auch über Bruce Willis Beteiligung sagen möchte. Leider nahm er die Rolle als Vorzeige-Joe dennoch an und reiht einen weiteren unnötigen Kurzauftritt an seine Vita. Zwei kleine Witzchen seinerseits zünden, der Rest ist unnötiges Waffengefuchtel - und da stiehlt ihm Dwayne Johnson mittlerweile leicht die Show.
by Daniel Krüger
Bilder © Paramount Pictures Germany