Filmwertung: |
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| 7/10 |
Pornos, für die einen Sünde oder Schmuddelkram, für andere eine Befriedigung oberster Güte. Bei diesem Filmgenre, sofern man es denn überhaupt als ein Genre bezeichnen mag, gehen die Meinungen weit auseinander. Im Filmgenre werden Pornos meist als sexuelle Anspielungen genutzt und nach wenigen Ausschnitten weitgehend gemieden. Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt („
Looper“) nutzt den umstrittenen Porno als provokantes Medium für seine Komödie „Don Jon“. Offen und ohne Scheu stellt Gordon-Levitt einen unvoreingenommenen Blick auf die Pornoindustrie und die Machokultur Amerikas. Um die meist verqueren Vorstellungen über den idealen Partner ins rechte Licht zu rücken, stellt er sich selbst als Pornosüchtigen in den Fokus, der seine Ansichten und Meinungen zusätzlich aus dem Off vertont.
Die mehr oder minder daraus resultierende Sucht nach Pornos bestimmt den Tagesablauf von Frauenschwarm Jon Martello. Jedes Wochenende stürzt der sich in ausufernde Sexabenteuer, die ihm jedoch nicht annähernd soviel Befriedigung bringen, wie seine Pornos. Wenn er sich letztendlich an einer Frau fast die Zähne auszubeißen droht, bekommt die Handlung einen netten Wendepunkt. Auch wenn der Plot völlig vorhersehbar ist, erfreut es doch vor allem das Herz der weiblichen Zuschauer, dass der augenscheinlich emotionskalte Macho eines Besseren belehrt werden wird.
Scarlett Johansson („Lost in Translation – Zwischen den Welten“) als selbstsichere Barbara wickelt den Macho gekonnt um den Finger. Mit ihren weiblichen Reizen bringt sie ihn um die Besinnung, was in eindeutigen Szenen verdeutlich wird. Schnell reagiert der Macho auf die körperliche Anziehung, der er sich nicht mehr entziehen kann. Von seinen Trieben gesteuert zwingt er sich selbst zu einem Lebenswandel ohne Porno. Doch ebenso schnell muss er realisieren, dass die ersten Gefühlsturbulenzen mit Einkehr des Alltags nachlassen. Schade ist, dass Scarlett Johansson ihre Rolle der berechnenden Verführerin zu schnell aufgibt, wenn sie ihre Prinzipien bereits nach wenigen Treffen über Board wirft und sich doch auf den Sex einlässt. Dadurch bekommt ihre anfänglich starke Darstellung zum Ende hin einen faden Beigeschmack. Joseph Gordon-Levitt hingegen bleibt seiner Figur den ganzen Film über treu. Selbst als er der älteren Studienkollegin Esther näher kommt, zauberhaft gespielt von Julianne Moore („
Crazy, Stupid, Love“), ist dies im Sinne seines Reifungsprozesses nachvollziehbar.
Der Wunsch, die Pornos lediglich als Nebenthema zu behandeln und die Liebensbeziehung in den Fokus zu rücken, geht leider nicht in Erfüllung. Die mehrfach eingeschnittenen Pornosequenzen nehmen einen ebenso großen Teil der Bilder ein, wie Gordon-Levitts Selbstbefriedigung. Die Liebesbeziehungen rücken dabei zusehends in den Hintergrund, zumal sie hauptsächlich nur als Mittel zum Zweck der körperlichen Anziehung dienen. Dass sich die Frau als Liebhaberin der romantischen Liebesfilme von den Pornos regelrecht als Objekt degradiert wird, wirkt in seiner Darstellung schon fast parodiert. Auch der daraus resultierende Streit, in dem die Ansichten von Männern und Frauen überspitzt dargestellt werden, erfüllt die Erwartungen der Zuschauer. Die von Gordon-Levitt angestrebte Gesellschaftskritik kann aufgrund dessen nicht wirklich überzeugen. Dennoch kann der Film durch Charme und Witz einige Schwachstellen ausbügeln. Ein paar gute Sprüche kann Tony Danza („Wer ist hier der Boss?“) als prolliger Vater liefern, der seinen Sohn in Sachen Sexgier in nichts nachsteht.
Fazit: Wer sich an den sexlüsternen Filmchen stört, wird bei „Don Jon“ des Öfteren die Augen schließen müssen. Dennoch überrascht das Regiedebüt von Joseph Gordon-Levitt gerade durch seinen provokanten und gleichzeitig amüsanten Blickwinkel auf die Pornos.
by Sandy Kolbuch