Trumbo

Trumbo (2015), USA
Laufzeit: - FSK: 6 - Genre: Biographie / Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Paramount Pictures Germany

Trumbo Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

In den 40er-Jahren läuft es grandios für Dalton Trumbo (Bryan Cranston): Er ist einer der bestbezahlten Drehbuchautoren Hollywoods. „Fräulein Kitty“, „Dreißig Sekunden über Tokio“ und „Frühling des Lebens“ sind nur ein paar seiner Drehbücher, die in den Händen der Hollywood-Studios zu großen Blockbustern werden. Es ist keine Frage, dass er einen Oscar® bekommen wird, die Frage ist nur: wann? Doch mit dem Kalten Krieg und dem Aufstieg des Kommunistenhassers Senator McCarthy endet Trumbos Aufstieg. Die Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) macht Stimmung gegen die „hoch bezahlten Verräter“ Hollywoods, und die Filmstars John Wayne und Ronald Reagan helfen bei der Hexenjagd. Als sich Trumbo weigert, vor dem berüchtigten Komitee für unamerikanische Umtriebe auszusagen, landet er auf der „Schwarzen Liste“ und verliert seinen Studiovertrag mit MGM. Doch Trumbo wäre nicht Trumbo, würde er sich unterkriegen lassen. Unter einem Pseudonym schreibt er weiter – und dabei entstehen seine besten Bücher. Als 1953 sein Alibi-Autor für „Ein Herz und eine Krone“ mit dem Oscar® ausgezeichnet wird, schöpft Trumbo neue Hoffnung und kämpft unablässig um seine Rehabilitation. Dann präsentiert ihm Kirk Douglas seine Idee zu „Spartacus“ und die Zeit scheint reif für den Gegenangriff.

Bryan Cranston, Diane Lane und John Goodman | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Trumbo

Blu-ray
Trumbo Trumbo
Blu-ray Start:
21.07.2016
FSK: 6 - Laufzeit: 125 min.
DVD
Trumbo Trumbo
DVD Start:
21.07.2016
FSK: 6 - Laufzeit: 119 min.

Filmkritik Trumbo

Filmwertung: | 7/10


„Ein Herz und eine Krone“. „Exodus“. „Spartacus“. „Papillon“. In den Vierziger Jahren war Dalton Trumbo einer der meistbeschäftigten und höchstbezahlten Drehbuchautoren Hollywoods. Trumbo war eine nonkonformistische und flamboyante Persönlichkeit, die in den höchsten Sphären der High Society schwebte und durch seine Angehörigkeit zur kommunistischen Partei schließlich zur Persona Non Grata ernannt wurde. Trumbo SzenenbildWie neun andere Kollegen gehörte er zur „Hollywood Ten“, einer Gruppe Filmschaffender (größtenteils Drehbuchautoren), die sich weigerte, vor dem Kongress über ihre Gesinnung auszusagen, wodurch sie auf Hollywoods schwarzer Liste landeten und keine Arbeit mehr bekamen. Nicht jeder ließ sich davon aufhalten, so arbeitete Trumbo weiter und feierte ironischerweise seine größten Erfolge inklusive mehrerer Oscar-Gewinne – jedoch wussten das nur wenige, denn er veröffentlichte seine Werke als Ghostwriter oder unter Pseudonymen. In Jay Roachs Biopic „Trumbo“ schlüpft Bryan Cranston in die facettenreiche Titelrolle, heraus gekommen ist ein klassisches Biopic und zugleich eine unterhaltsame und oft beschwingte Geschichtsstunde, die einen guten, wenn auch etwas simplifizierten Blick auf das Hollywood der damaligen Zeit wirft.

Der Film beginnt Mitte der Vierziger Jahre. Dalton Trumbo ist ein gefeierter und sehr produktiver Autor, der bereits zehn Jahre in Hollywood arbeitet. Mit seiner Frau Cleo (Diane Lane) und seinen drei Kindern lebt Trumbo ein gutes und wohlhabendes Leben. Mit zunehmend aufkommender Paranoia und Angst vor der „roten Bedrohung“ in Amerika droht Trumbos Stern jedoch aufgrund seiner Ideologie zu sinken. Hohe Tiere in Hollywood wie die ehemalige Schauspielerin und jetzige Klatsch-Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) oder auch John Wayne bilden eine immer größere und aggressivere Opposition gegen Kommunisten und machen Trumbo und Gleichgesinnten das Leben schwer. Schließlich müssen sich Trumbo und seine Kollegen vor dem Kongress verantworten. Da ihre Parteiangehörigkeit gegen kein Gesetz verstößt, verlassen sich die Autoren auf den 1. Zusatzartikel der Verfassung und die darin festgehaltene Meinungsfreiheit, weshalb sie die Aussage verweigern. Zu ihrer Überraschung müssen die Filmemacher wegen Missachtung des Kongresses für einige Monate ins Gefängnis. Trumbo SzenenbildDoch auch nach seiner Internierung denkt Trumbo gar nicht daran, seine Profession zu vernachlässigen, nur muss er nun nach Schlupflöchern suchen, um seine Arbeit auch verwirklicht zu sehen – wenn auch unter anderem Namen.

„Trumbo“ ist stringent und geradlinig erzählt, ist durch und durch klassisch und altmodisch inszeniert. Jay Roach, der einem breiten Publikum vor allem durch seine Komödien (die „Austin Powers“-Trilogie, „Meine Braut, ihr Vater und ich“, „Die Qual der Wahl“) bekannt sein sollte, hat bereits mit seinen brisanten TV-Politdramen „Recount“ und „Game Change“ ein Interesse für ernsthafte, zeitgemäße politische Themen gezeigt. Diese Seite ist auch „Trumbo“ anzumerken, in dem Roachs Leidenschaft für die Thematik durchaus spürbar wird, wobei der Erzählton größtenteils eher locker bleibt. So entsteht ein meist unterhaltsamer, anschaulicher und etwas betulicher Prestige-Film, dem es gelingt, trotz teils energieloser Inszenierung die Aufmerksamkeit des Zuschauers fast durchweg über seine 126-minütige Laufzeit aufrechtzuerhalten. Mehr als solide ist „Trumbo“ jedoch nicht. In seiner Machart und flachen Ästhetik scheint der Film (wie auch Roachs andere Politfilme) fürs Fernsehen konzipiert zu sein. In besonders komplexe politische Sphären taucht „Trumbo“ auch nicht ein, Roach und Drehbuchautor John McNamara erläutern die ideologischen Implikationen des Kommunismus nicht tiefergehend, sie hinterfragen auch nicht großartig die Beweggründe der Figuren. Es geht hier eher um die Darstellung eines Systems, das Meinungsfreiheit unterdrückt, nicht ob die eine oder andere Ideologie besser ist. Zugleich zeigt Roach das Portrait eines Mannes, der für seine Prinzipien kämpft und gegen alle Widerstände seiner Arbeit fast als innerer Zwang nachgeht. Er kann gar letztlich gar nicht anders, als schreiben. Um zu arbeiten und damit auch seine Familie über Wasser zu halten, schreibt Trumbo schließlich u.a. weit unter seinem üblichen Gehalt für die B-Movie-Produktion von Frank King (John Goodman). Immer wieder wird Trumbos intensiver kreativer Vorgang beleuchtet, bei dem er all seine Konzentration in sein aktuelles Werk kanalisiert, wobei seine Familie oft den Kürzeren zieht. Hier steht vor allem seine älteste Tochter Nikola (zunächst Madison Wolfe, später Elle Fanning) im Fokus, die zunehmend selbst für Integration und Zivilrecht kämpft, was jedoch oft unbemerkt bleibt, wenn ihr Vater in seinen wahnhaften Schreibprozess vertieft ist. Trumbo SzenenbildWas Trumbos scheinbar so genialen Schreibstil ausmacht, versucht der Film allerdings nicht zu beantworten.

Bryan Cranston trägt in seiner ersten echten Hauptrolle seit „Breaking Bad“ in einer recht großspurigen Performance betont dick auf. Das macht aber auch Sinn, denn Dalton Trumbo war ein auffälliger und exzentrischer Charakter, der gerne die Aufmerksamkeit auf sich zog. Genau das versucht Cranston mit seiner Darstellung zu unterstreichen. Das ist nicht immer richtig gelungen, denn durch die vielen Tics seiner Figur wirkt die Darstellung oft eine Spur theatralisch, wodurch man sich fast immer daran erinnern muss, dass ein Schauspieler hier eine Rolle spielt. Zu der oft etwas grimassierenden Darstellung von Cranston kommt als kleine Randnotiz hinzu, dass sein bemerkenswerter Schnurbart von Szene zu Szene nach oben bzw. unten zu wandern scheint. Die Aufmerksamkeit hält Cranston aber in jedem Fall mit dieser aufsehenerregenden und sehenswerten Darstellung.

Helen Mirren hat als Hedda Hopper eher einen größeren Cameo-Auftritt als eine echte Rolle mit Substanz. Ohne zu wissen, wer Hopper war, könnte man sogar Probleme haben, rein aus dem Film heraus zu verstehen, mit wem man es zu tun hat. So kommt ihr Part an sich eher vage rüber, ihre Einstellung gegenüber Trumbo und dem Kommunismus ist grundsätzlich nach außen hin negativ, jedoch gibt Mirren ihrer Rolle immer wieder etwas Ambivalenz. In einer der besten Szenen des Films konfrontiert Hopper MGM Studiochef Louis B. Mayer (Richard Portnow) nachdem er die Verträge mit auf der schwarzen Liste gesetzten Filmleuten aufgelöst hat. Wie sie Mayers Heuchelei bloßstellt, ist glanzvoll von Mirren gespielt.

„Trumbo“ bietet ein recht bemerkenswertes Stelldichein diverser prominenter Hollywood-Figuren der damaligen Zeit. Trumbo SzenenbildDie vielen Auftritte bekannterer und weniger benannter Gesichter laden zum Schmunzeln ein, viele der Nebendarsteller ikonischer Persönlichkeiten übertreiben es allerdings ein wenig und tragen wie Cranston dick auf. Dadurch geraten manche Darstellungen gefährlich nahe an den Rand der Karikatur. Ganz besonders ist hier der mittlerweile in Hollywood ziemlich beliebte Christian Berkel zu nennen, der sich seiner pompösen, überlebensgroßen Darstellung des Regie-Titanen Otto Preminger zumindest bewusst zu sein scheint und sichtlich Spaß damit hat. Er generiert einige wohl beabsichtigte Lacher und ist ein echtes Highlight des Films. Sehr positiv auffallen tut auch Kirk Douglas-Mime Dean O’Gorman, der den Part der Hollywood-Ikone mit viel maskuliner Ausstrahlung, Selbstbewusstsein und willkommenem Augenzwinkern stark ausfüllt und auch optisch ziemlich nah am Original ist. Die Szenen im dritten Akt, in dem Trumbo „Spartacus“ für Douglas schreibt und Preminger vehement und unnachgiebig gleichzeitig die Dienste des Autors für seinen neuen Film „Exodus“ einfordert, gehören zu den charmantesten und amüsantesten des Films.

Nur bedingt gelungen sind jedoch andere Auftritte. David James Elliott muss etwa in die gigantischen Fußstapfen John Waynes treten, eine Ähnlichkeit mit dem „Duke“ ist jedoch überhaupt nicht festzustellen. Zumindest in Sachen Auftritt und Statur überzeugt Elliott jedoch. Wayne, ein erzkonservativer Republikaner, war lautstarker Gegner des Kommunismus und war sogar Präsident der „Motion Picture Alliance for the Preservation of American Ideals“. Seine Opposition gegenüber Trumbo kommt in einer markanten Szene wunderbar zur Geltung, aber auch seine etwas heuchlerische Einstellung bezüglich des amerikanischen Militärs, das er, ohne je selbst gedient zu haben, in zahlreichen Propagandafilmen tatkräftig unterstützt hat.

Viel prägender für den Film als die kurzen Momente mit John Wayne ist eine andere Schauspieler-Legende. Trumbo SzenenbildDer begabte Charaktermime Michael Stuhlbarg („A Serious Man“, „Steve Jobs“, „Boardwalk Empire“) gibt in „Trumbo“ Gangsterfilm-Ikone Edward G. Robinson, der mit dem Autor befreundet und langjähriger Sympathisant und Unterstützer kommunistischer Ideale war. Eine Ähnlichkeit mit dem rumänisch geborenen Immigranten Robinson ist ebenfalls nur zu erahnen, jedoch füllt Stuhlbarg seine Rolle mit Leben und ist nicht auf Imitation aus. Die Szenen zwischen ihm und Cranston bilden in vielerlei Hinsicht das Herzstück von „Trumbo“. Ebenso wichtig sind Trumbos Konversationen mit Freund und Kollege Arlen Hird (eine fiktive Figur, gespielt von Louis C.K.), die dem Film nötige Menschlichkeit verleihen. Als besonders emotional erweist sich „Trumbo“ nämlich nicht, letzten Endes lässt der Film ein klein wenig kalt, zu sehr hangelt sich der Film von Ereignis zu Ereignis, ohne den etwas vereinfacht gezeichneten Figuren je genug Substanz zu geben, um wirklich emotional zu involvieren. So bleibt am Ende eine gut ausgestattete und auffällig gespielte Geschichtsstunde. Ein sehenswerter, solider, aber nicht essentieller Film, der womöglich vor allem für Filmkenner von Interesse sein könnte.

Fazit:
„Trumbo“ ist ein klassisches, aufrichtig und altmodisch erzähltes und inszeniertes Biopic über einen faszinierenden Exzentriker zu einer stürmischen Zeit in Hollywood. Tiefe Einblicke in die Thematik bietet der Film weniger, dafür aber eine detailliert ausgestattete Geschichtsstunde, die Ernsthaftigkeit und Humor meist gelungen balanciert.
by Florian Hoffmann

Bilder © Paramount Pictures Germany