Filmwertung: |
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| 6/10 |
Wie ein eingestaubtes Museumsstück muss sich Arnold Schwarzenegger vorkommen, wenn er sieht, wie sein mit ihm im Jahre 1990 in der Hauptrolle entstandener Actionthriller "Total Recall" nun im Jahr 2012 von Regisseur Len Wiseman nicht nur auf den Stand der heutigen Technik noch einmal neu gedreht, sondern auch gründlich neu interpretiert wurde.
Wir schreiben das Jahr 2084, nach dem dritten Weltkrieg. Der mit der wunderschönen Lori (Kate Beckinsale) verheiratete Fabrikarbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) lebt ein ereignisloses Leben. Fasziniert von der Idee, Träume zu echten Erinnerungen werden zu lassen, will er sich mit einem sogenannten "Gedankenausflug" der Firma Rekall eine Auszeit von seinem langweiligen Leben gönnen und es ändern.
Ursprünglich wollte er Erinnerungen an ein Leben als Super-Spion eingepflanzt bekommen, doch sein erhoffter Gedankenurlaub geht schief und Quaid wird während der Prozedur plötzlich zum Gejagten. Auf der Flucht vor der Polizei, die vom Kanzler der Untergrundorganisation "Freie Welt" Cohaagen (Bryan Cranston) kontrolliert wird, schließt er sich der Rebellin Melina (Jessica Biel) an, um den Kopf des Untergrund-Widerstands Matthias (Bill Nighy) zu finden und Cohaagen zu stoppen. Es verschwimmt die Grenze zwischen Fantasie und Realität und das Schicksal fordert Quaid heraus, als er seine wahre Identität, seine wahre Liebe und sein wahres Schicksal entdeckt.
Inspiriert von der berühmten Kurzgeschichte "We Can Remember It For You Wholesale" von Philip K. Dick ist "Total Recall" ein Actionspektakel, das neue Grenzen zwischen Realität und Fantasie setzt. Das Remake des Filmes "Total Recall - Die totale Erinnerung" von 1990 spielt im Gegensatz zum Original nicht auf dem Mars, sondern in einer Welt, die aus der uns bekannten in einer weit entfernten Zukunft erwachsen ist und die von zwei Nationen, der United Federation of Britain und The Colony dominiert wird. Nach den glanzvollen Bildern der olympischen Spiele bleibt dem Zuschauer dabei nicht der schwer erträgliche Anblick des zukünftig vermüllten und verrotteten London erspart.
Regisseur Len Wiseman ließ Colin Farrell als Douglas Quaid bzw. Hauser das Erbe von Mr.Schwarzenegger antreten. Für die beiden weiblichen Hauptrollen suchte er zwei Darstellerinnen, die sich körperlich und optisch ähneln, und wurde neben Jessica Biel als Melina für die Rolle der Lori mit Kate Beckinsale sogar im eigenen Ehebett fündig.
Anspielungen in Bezug auf ihre achtjährige Ehe mit Wiseman und die mögliche Auswirkung auf das Rollen-Casting soll Frau Beckinsale ja gar nicht lustig finden, was bei Interviews zum Film schon für Verspannungen gesorgt haben soll. Leicht dürfte es aber auch für Colin Farrell nicht gewesen sein, als er die Frau des Chefs küssen musste. Der Zuschauer kann aber durchaus spüren, dass insbesondere dieses Trio nicht zuletzt wegen der genannten Verbindung gut harmoniert. Es schien ihnen Spaß gemacht zu haben, mit Dingen wie Identität und Über-Ich konfrontiert gewesen zu sein und ein wenig durch den psychologischen Sumpf zu waten, wie es Colin Farrell formuliert hat.
"Total Recall" ist in der neuen Version ein durchaus spektakulärer Actionthriller geworden, der seine Zuschauer geschickt über die Grenzen zwischen Realität und Fantasie führt. Wäre eben nur die bei Remakes obligatorische Frage zu klären, ob es unbedingt hätte sein müssen.
by André Scheede