Filmkritik The Deep Blue Sea
Filmwertung: |
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| 7/10 |
An der Seite des privilegierten Richters Sir William Collyer (Simon Russell Beale) fristet Hester Collyer (Rachel Weisz) ein Leben als unglücklich liebende Ehefrau. Denn ihr Herz gehört nicht ihrem Mann, sondern dem ehemaligen Kampfpiloten Freddie, der ihr wahrlich kein Leben in den gewohnten Sphären ermöglichen kann. Hin und her gerissen zwischen ihren tiefsten Herzenswunsch, drängender Leidenschaft und der Aufrechterhaltung der herrschenden Familienkonstruktionen flüchtet sich Hester in ein Konstrukt, in dem der selbstgewählte Tod als erstrebenswert erscheint.
Filmemacher Terence Davies („The Long Day Closes“) beweist mit seiner Romanze „The Deep Blue Sea“ eine unglaubliche Detailgenauigkeit. Die Kulissen sind ebenso umfangreich konstruiert, wie das psychische Innenleben seiner Hauptfigur. In das materiell reiche aber gleichzeitig gefühlsleere Leben von Hester integriert der Regisseur die Fragen nach der Standeszugehörigkeit und die damit verbundenen Ansichten und Prinzipien. Basierend auf dem Theaterstück von Terence Rattigans wird dem Zuschauer das Leben in den fünfziger Jahre in Großbritannien vor Augen geführt. Das englische Milieu der Zeit wird effektvoll zum neuen Leben erweckt und in überwiegend dunklen Bildern nahezu kunstvoll ausstaffiert. Ausufernde Kamerafahrten verbinden die unterschiedlichen Zeitebenen zu einem stimmigen Konzept miteinander. Dabei wird der Charme des Theaterstücks bestmöglich beibehalten, sodass man mitunter das Gefühl erhält, den Film in mehreren Akten zu folgen.
Dank eines sehr umfangreichen Einsatzes von Musik wird die innere Gefühlswelt auditiv hervorgehoben und gleichzeitig symbolisiert. Das verwendete Konzert von Samuel Barber sorgt mit seinen Klängen für eine Melancholie, der sich selbst der Zuschauer nicht entziehen kann. Detailaufnahmen der einzelnen Gesichter erzeugen eine aufgezwungene Ruhe, aus der man ausbrechen will. Damit einher werden immer wieder Reisen in die Vergangenheit gewagt, die in klaren Bildern den Verlauf der unfreiwilligen Dreiecksbeziehung aufgreifen und damit die tragische Position der Hauptfigur umso deutlicher erscheinen lassen. Die Handlung wird hauptsächlich von den Bildern getragen. Gerade zu Beginn des Films wird die Sprache der Figuren als stilistisches Mittel eingesetzt, das nur zu Verdeutlichung genutzt wird.
Rachel Weisz („In meinem Himmel“) gelingt es, ihre Figur mit einem ausweglosen Schicksal anzureichern, aus dem nur der Tod als Ausweg dient. Gefangen in den Erinnerungen, die ihr Leben einen Sinn geben sollten, zieht sie sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Das Eheleben erschien ihr einst wie ein goldener Käfig, aus dem Freddie sie befreite. Doch auch das neue Leben erscheint nach einiger Zeit ebenso einsam. Tom Hiddleston („Marvel's The Avengers“) und Simon Russell Beale („The Gathering - Blicke des Bösen“) verkörpern die Männer an der Seite des tragischen Frauenbild, die ihr niemals das bieten können, was ihr Herz begehrt.
Fazit: Mit viel Liebe zum Detail inszenierter Kunstfilm, der durch seine tragischen Figuren fasziniert.
by Sandy Kolbuch