Snowpiercer

Snowpiercer (2013), Südkorea / USA
Laufzeit: - FSK: 16 - Genre: Science-Fiction / Action
Kinostart Deutschland: - Verleih: Ascot Elite / MFA

Snowpiercer Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Die Erde in naher Zukunft: Ewiges Eis und Schnee bedecken den einst so grünen Planeten. Kein Leben rührt sich mehr. Nur ein Zug, der einsam durch die verlassene Schneelandschaft fährt, bietet den überlebenden Menschen noch Schutz vor der tödlichen Kälte. Hier haben sie ihre letzte Zuflucht gefunden. Doch die Masse der verbliebenen Menschheit fristet im hinteren Teil des Zuges ein Leben in ewiger Dunkelheit, während vorne die wenigen reichen Passagiere im Luxus schwelgen. Aber die Zeichen stehen auf Veränderung. Eine Revolution steht kurz bevor …

Chris Evans, Tilda Swinton und John Hurt | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Snowpiercer

Blu-ray
Snowpiercer Snowpiercer
Blu-ray Start:
23.09.2014
FSK: 16 - Laufzeit: 131 min.

zur Blu-ray Kritik
Snowpiercer - Steelbook (Blu-ray + DVD) Snowpiercer - Steelbook (Blu-ray + DVD)
Blu-ray Start:
23.09.2014
FSK: 16 - Laufzeit: 126 min.
DVD
Snowpiercer Snowpiercer
DVD Start:
23.09.2014
FSK: 16 - Laufzeit: 126 min.

Filmkritik Snowpiercer

Filmwertung: | 8/10


Nachdem Bong Joon-hos post-apokalyptisches Science-Fiction Drama "Snowpiercer" in Südkorea, Frankreich, Japan, Schweden und Griechenland bereits die Kinosäle gefüllt hat, wird er ab dem 3. April auch in Deutschland im Kino zu sehen sein. In der ungekürzten Fassung von 126 Minuten wohlgemerkt. In den Ländern, in denen Produzent Harvey Weinstein den Film mit seiner Company verleiht, sah es lange nicht danach aus, denn Weinstein wollte das Filmmaterial um etwa 20 Minuten kürzen und mit Off-Kommentaren versehen, um es beispielsweise auch Zuschauern in US-Staaten wie Iowa und Oklahoma zugänglich zu machen. Da er sehr gerne Filme für ihre handliche Vermarktung zurechtschustert, trägt Weinstein in der Branche den unliebsamen Spitznamen "Harvey mit den Scherenhänden". Nach der gefeierten Premiere der ungekürzten Version auf der diesjährigen Berlinale knickte Weinstein ein und willigte einem Vertrieb von "Snowpiercer" uncut in ausgewählten Kinos auch für Nordamerika, Südafrika, Australien, Neuseeland und Großbritannien ein.

Die Dystopie "Snowpiercer" entführt den Zuschauer in eine Welt, in der die Menschheit der globalen Erwärmung nicht mehr Herr wurde und deshalb ein künstliches Gegenmittel namens CW-7 zur Kühlung in die Atmosphäre gegeben hat. Dieses Mittel schoss jedoch über das Ziel hinaus und kühlte den Planeten derart herunter, dass eine Eiszeit ausbrach. Die wenigen Überlebenden sind in einem 650 Meter langen Zug versammelt, der Jahr für Jahr 483.000 km rund um die Welt fährt und dabei wie ein Perpetuum mobile funktioniert, das seine fortwährende Energie aus seiner ständigen Bewegung bezieht. In dem seit 18 Jahren ohne Halt fahrenden Zug existiert eine strikte Klassenteilung. Die letzten Abteile sind die Slums des Zuges, deren Bewohner unter widrigen Bedingungen leben, Überpopulation und einem Mangel an Wasser und Wärme ausgesetzt sind, während die Passagiere in den vorderen Waggons im Luxus schwelgen. Doch unter den prekären Fahrgästen macht sich eine revolutionäre Haltung breit und Anführer Curtis (Chris Evans) sowie sein Kumpane Edgar (Jamie Bell) planen einen Aufstand, infolgedessen der Erfinder und Herrscher des Zuges Wilford (Ed Harris) gestürzt werden soll.

Die französische Graphic Novel "La Transperceneige (Schneekreuzer)" von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette hat es Bong Joon-ho derart angetan, als er sie 2005 in einem Comicladen in Seoul zum ersten Mal in Händen hielt, dass sich der durch Filme wie "The Host" und "Mother" bekannt gewordene südkoreanische Regisseur zu einer Verfilmung entschloss. Nach vier Monaten der Vorproduktion realisierte er "Snowpiercer" an nur 72 Drehtagen in den Barrandov Studios in Tschechien mit einer internationalen Crew aus Amerika, Korea sowie Tschechien und konnte dafür namhafte Schauspieler aus aller Welt, wie Chris Evans, Ed Harris, John Hurt, Tilda Swinton, Jamie Bell, Song Kang-ho und Octavia Spencer gewinnen. Etwas weniger Spaß bereitete Bong nach Fertigstellung die besagte Auseinandersetzung mit Produzenten-Mogul "Harvey Scissorhands" Weinstein, der den Film um wichtige Charakterentwicklungen kürzen und mehr in Richtung Mainstream-tauglichen Action-Streifen formen wollte und damit nicht nur seinen Regisseur verärgerte, der sich um das Narrative der Geschichte und die Tiefe seiner Charaktere sorgte, sondern auch das englischsprachige Publikum als vermeintlich unterbelichtet hinstellte. Schon so einige Filme haben Weinsteins Schneidewut zu spüren bekommen, wie "Prinzessin Mononoke", "Hero" oder zuletzt Wong-Karwais "The Grandmaster". Doch die mit 40 Millionen Dollar Produktionskosten bisher teuerste koreanische Filmproduktion "Snowpiercer" hat ihre Kosten trotz des Gezerres mit Einnahmen von etwa 150 Millionen Dollar in nur relativ wenigen Ländern längst wieder eingespielt. Da dürfte Bong der Erfolg seines Films bei der deutschen Uraufführung auf der 64. Berlinale, ausgerechnet in der für unabhängige Filme stehenden Sektion Forum, gefreut haben.

Ein Zug, der seine Energie aus einer Art Trafo bezieht und größtenteils Prekariat herumkutschiert … Da dürften viele an die Berliner S-Bahn denken. Aber Spaß beiseite. Sehr zynisch und sarkastisch ist Bong Joon-hos Film in der Darstellung der Klassenteilung, wenn etwa Mason, Wilfords von Tilda Swinton verkörperte rechte Hand der Unterschicht erklärt: "Ich bin ein Hut. Sie sind ein Schuh. Ich gehöre nach oben, sie nach unten." Dieser allegorische Zug ist eine Arche Noah aus Stahl und eine heilige Maschine, weil es der einzig verbliebene mögliche Lebensort ist. Ein schockstarrer Planet Erde in der Postapokalypse und selbst in dieser letzten Zuflucht der Menschheit sind nicht alle gleichgestellt. Vielmehr gibt sich die Oberschicht größte Mühe, die Unterschicht auf Distanz zu halten, ist aber andererseits auf deren Mitwirken am Prozess der Menschheitserhaltung angewiesen und man könnte meinen, dass dies stark überzeichnet das widerspiegelt, was bereits unsere gesellschaftliche Realität ist. Vielleicht deshalb setzt Bong seine Story im Juni 2014 an und führt sie über 17 Jahre ins Jahr 2031, um sie zwar im Science-Fiction-Genre zu verankern, nicht aber in einer unvorstellbar weit entfernten Zeit. Wer südkoreanische Filme mag, ist auch auf harte Szenen vorbereitet und bekommt hier etwa das Abfrieren eines Armes durch Heraushalten aus dem Zug binnen 7 Minuten geboten. Anschließendes Abschlagen mit dem Hammer selbstredend inklusive. Viel höher als sein Stilbewusstsein, ist "Snowpiercer" jedoch seine zivilisationskritische Komplexität anzurechnen, da es eben nicht nur um den miesen Umgang miteinander, sondern auch mit der Umwelt geht. Als der Zug am Ende in atemberaubenden Aufnahmen entgleist, verliert der dann verbliebene Mensch seinen letzten Schutz und steht der Natur in Form eines Eisbären Auge in Auge gegenüber.

"Snowpiercer" ist eine wuchtige, spektakuläre und intelligente Endzeitsaga, die ihre subversive Kraft nicht aufgibt, um allen zu gefallen. Schwere Kost für einen anspruchsvollen zum Nachdenken anregenden Kinobesuch.
by André Scheede

Bilder © Ascot Elite / MFA