Ralph reichts 2: Webcrasher - Chaos im Netz

Ralph Breaks the Internet (2018), USA
Laufzeit: - FSK: 6 - Genre: Animation / Komödie / Abenteuer
Kinostart Deutschland: - Verleih: Walt Disney

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Ralph reichts 2: Webcrasher - Chaos im Netz Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Nach einem unglücklichen Unfall stürzen sich Ralph und seine quirlige Freundin Vanellope ins Internet, um dort nach einem wichtigen Ersatzteil für Vanellopes Videospiel zu suchen. Dabei schauen sie nicht nur hinter die Kulissen des World Wide Webs, sondern begegnen auch allerhand schrägen Figuren, die es nicht immer gut mit unseren liebenswerten Helden meinen. Und wo sollen sie überhaupt in dieser unübersichtlichen und sich ständig verändernden Welt mit ihrer Suche anfangen? Gänzlich unerfahren im Umgang mit dem Surfen im Netz richten die beiden innerhalb kürzester Zeit im Internet völliges Chaos an...



Ralph reichts 2: Webcrasher - Chaos im Netz - Trailer




DVD und Blu-ray | Ralph reichts 2: Webcrasher - Chaos im Netz

Blu-ray
Chaos im Netz Chaos im Netz
Blu-ray Start:
06.06.2019
FSK: 0 - Laufzeit: 113 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Chaos im Netz Chaos im Netz
DVD Start:
06.06.2019
FSK: 0 - Laufzeit: 109 min.

Filmkritik Ralph reichts 2: Webcrasher - Chaos im Netz

Filmwertung: | 8/10


Als „Ralph reichts“ 2012 Jung und Alt mit einem augenzwinkernden und kurzweiligen Blick auf das geheime Leben von Videospielcharakteren amüsierte, läutete Disney zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte eine spürbar modernere und kantigere Phase ein. Die Prämisse, bei der das Eigenleben von Figuren aus Arcade-Games präsentiert wird, war der oft bewährten Herangehensweise des Tochterstudios Pixar à la „Toy Story“, „Findet Nemo“ oder „Alles steht Kopf“ nicht unähnlich. Das kommt natürlich nicht von ungefähr, denn der langjährige Pixar-Chef John Lasseter übernahm ein paar Jahre zuvor die schwächelnde Animationsabteilung des Mutterkonzerns. Nach dem soliden Erfolg des ersten Films wagte sich Disney erst zum zweiten Mal an eine für das Kino produzierte Fortsetzung, die in fast allen Belangen eine Weiterentwicklung zum ersten Film darstellt.

Ralph und Vanellope in Chaos im Netz
Ralph und Vanellope in Chaos im Netz © Disney•Pixar
„Ralph reichts 2: Chaos im Netz“ führt die Geschichte von Ralph, der Arcade-Klopperfigur mit Heldenkomplex und Vannelope von Schweetz, dem missverstandenen Fehler im System mit Rennfahrerambitionen fort. Sechs Jahre sind vergangen und Vanellope ist mittlerweile in ihrer „Mario Kart“-ähnlichen „Sugar Rush“-Welt angesichts mangelnder Herausforderungen gelangweilt. Der fürsorgliche und pflichtbewusste Ralph weiß, was zu tun ist und baut kurzerhand eine Abkürzung in eine der Strecken ein. Was gut gemeint war, stellt sich als fatal heraus: Irritiert von der Streckenänderung brechen spielende Kinder das Lenkrad des in die Jahre gekommenen Spielautomaten versehentlich ab. Angesichts der mangelnden Funktionsfähigkeit des Geräts könnte dem Spielhallenbesitzer Mr. Litwak nur ein Ersatzteil helfen, das für satte 200 Dollar auf eBay erhältlich ist. Da Litwak dieser Preis angesichts mangelnder Lukrativität des Automaten wohl zu kostspielig ist, bleibt Ralph und Vanellope nur eine Möglichkeit: Sie müssen selbst ins Internet vordringen, um das Objekt zu besorgen und damit ihre Zukunft zu retten.

Mit Bildern von panischen Spielfiguren, die gerade noch dem vorübergehend vom Strom genommenen „Sugar Rush“-Automaten entfliehen können, schafft „Ralph reichts 2“ eine starke Ausgangslage, die durchaus an „Toy Story 3“ erinnert. Was tun, wenn man seine Bestimmung verliert? Und noch schlimmer: Was geschieht, wenn das eigene Ablaufdatum erreicht ist und man damit obsolet gemacht wird? Die Regisseure Rich Moore und Phil Johnston haben in ihrem rasanten, kunterbunten Animationsfilm zwar kaum Zeit diese existenzialistische Frage eingehend zu betrachten, dennoch spürt man hier schon, dass es bei dieser Fortsetzung nicht um eine reine Wiederholung des ersten Teils geht. Besagte Prämisse dient primär als Sprungbrett für die Figuren, um in eine amüsante, mit unzähligen visuellen Gags bestückte Internetwelt vorzudringen.

Ralph und Vanellope in Chaos im Netz
Ralph und Vanellope in Chaos im Netz © Disney•Pixar
Ralph reichts“ war mit seiner mit zahlreichen Easter Eggs versehenen Videospielwelt besonders an Nerds gerichtet, die mit den beiläufig eingestreuten Figuren groß geworden sind. Oft blieb der Film jedoch hinter den Erwartungen zurück und konnte sein riesiges Potential nur bedingt ausnutzen – gerade, wo die eigentliche Geschichte doch recht vorhersehbar blieb. Bei der Fortsetzung wird jedoch schnell klar, dass man hier nahezu aus dem Vollen schöpft und das endlose Potential einer Visualisierung eines lebendigen Internet-Universums überzeugend erschafft. Moore und Johnston gelingen unzählige augenzwinkernde und meist gelungene Gags, die besserwisserische Suchmaschinen, Twitter, aufdringliche Pop-Up Werbung (und Blocker!) einfallsreich und hintersinnig visualisieren. Durch die Einbettung von zahlreichen bekannten Internet-Marken entsteht natürlich ein enorm hoher Wiedersehensfaktor, der „Ralph reichts 2“ noch bedeutend zugänglicher macht wie den Ursprungsfilm. Es wird wohl kaum noch einen Zuschauer geben, der sich in diesem pointierten Universum nicht an sein eigenes Online-Verhalten erinnert fühlt.

Natürlich liegt es auch in der Natur der Sache, dass das massig angehäufte Product Placement oft sehr nach dankbarer Werbung riecht. Jedoch sind die Macher clever genug, um Klischees zu erkennen und ironisch zu brechen und die eigentliche Erzählung nie zu vernachlässigen. Das gelingt überraschenderweise am besten, wenn Ralph und Vanellope bei der Disney-Domain selbst landen: Hier liegt der wohl gelungenste Moment des Films, wenn in einer wirklich cleveren und erinnerungswürdigen Szene sämtliche Disney-Prinzessinnen in einem Raum zusammen kommen. Die Momente mit besagten Prinzessinnen sind wunderbar selbstironisch und entlarvend geworden, hier nimmt sich Disney selbst aufs Korn und kommentiert ihre eigenen, jahrzehntelanggepflegten und mittlerweile oft kritisierten Klischees, die mit der Darstellung des veralteten Frauenbilds zusammen hängen. Disney-Fans fühlen sich hier natürlich trotzdem im Paradies angekommen.

Ralph, Yesss und Vanellope in Chaos im Netz
Ralph, Yesss und Vanellope in Chaos im Netz © Disney•Pixar
In dieser Disney-Welt gibt es enorm viel zu entdecken und wiederzuerkennen. Hier soll natürlich nichts gespoilert werden, jedoch gelingt es dem Film, nicht zu selbstreferentiell und zum selbstgefälligen Disney-Werbespot zu werden. Viel mehr spielt der Film mit den bekannten Figuren, die man quasi hinter den Kulissen erlebt und so äquivalent zum ersten Teil mit der Darstellung bekannter Spielfiguren funktioniert. Nur ist „Ralph reichts 2“ bedeutend breiter aufgestellt und längst nicht mehr von reinem Nerdwissen abhängig. So wirft der Film auch natürlich zahlreiche Internet-Trends ein, die jedoch insgesamt gesehen vielleicht eine Spur zu positiv gestaltet werden und sich damit ein Stück weit von der Realität entfernen. Dennoch weist der Film auch immer wieder auf die Gefahren des Internets hin, etwa wenn es um den Umgang mit Hass-Kommentaren geht. Dass der Film vermutlich schon in einigen Jahren veraltet erscheinen wird, ist wohl kaum zu verhindern.

Der Plot darf natürlich nicht vergessen werden: Das Ziel, an das Lenkrad zu kommen steht im Fokus, schnell kommen jedoch neue Herausforderungen auf die beiden Protagonisten zu. Oftmals wirkt die Erzählung arg zweckdienlich und konstruiert, was angesichts des hohen Erzähltempos aber selten ins Gewicht fällt. Überhaupt lebt der Film natürlich auch vom Charme seiner Hauptfigur, die durch zahlreiche Fish-out-of-Water-Situationen für einige charmante Lacher sorgt. Wenn Ralph etwa mit der Funktionsweise des Internet-Auktionshauses überfordert wird, hat das überaus komische und folgenschwere Konsequenzen. Der von einigen Zuschauern kritisierte Nervfaktor von Vanellope wird auch geschickt aufgefangen und kommentiert.

Ebay Elayne, Ralph und Vanellope in Chaos im Netz
Ebay Elayne, Ralph und Vanellope in Chaos im Netz © Disney•Pixar
Aber auch inszenatorisch überzeugt diese Fortsetzung mit großer Rasanz und einer einfallsreichen und vollgepackten Welt, an der man sich nur schwer satt sehen kann. Das Action-Highlight des Films ist sicher eine wirklich beeindruckende Autoverfolgungsjagd in dem herausfordernden Action-Rennspiel „Slaughter Race“: Die Szene weckt zwar Erinnerungen an den noch frischen „Ready Player One“, vor anderen ikonischen Rennszenen der Filmgeschichte muss sich „Ralph reichts 2“ mit dieser atemlosen und einfallsreichen Sequenz jedoch keineswegs verstecken. Insgesamt überzeugt der Film jedoch auch auf erzählerischer und thematischer Ebene weit mehr als der erste Teil: So vertieft „Ralph reichts 2“ die freundschaftliche Beziehung von Ralph und Vanellope und kommt über einige erzählerische Hürden zu überraschend wahrhaftigen und berührenden Erkenntnissen über Selbstbestimmung und die Bedeutung von Freundschaft mit all seinem Geben und Nehmen. So amüsant und unterhaltsam der Film ist, erst gegen Ende kommt er auch zu einem aufrichtig berührenden Finish, das den Zuschauer zufrieden und erfüllt zurücklässt.

Fazit:
Mit „Ralph reichts 2: Chaos im Netz“ gelingt den Animationsstudios von Disney eine Fortsetzung, die den gelungenen ersten Film in nahezu jeder Hinsicht übertrifft. Teil 2 ist rasant, clever, einfallsreich, selbstironisch, geistreich und mit starken Actionmomenten versehen. Hinzu kommt eine thematische Tiefe, die den Film letztlich auch wahrhaftig und berührend macht.
by Florian Hoffmann

Bilder © Walt Disney