Filmwertung: |
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| 7/10 |
Für Autofahrer können rasante Fahrradkuriere wahrlich den blanken Horror auf zwei Rädern darstellen. Sie überholen auf Straßen und Fußwegen, schlängeln sich an der roten Ampel durch die wartenden Wagen und wechseln ohne Angaben von Handzeichen die Straßenseite. Doch in Deutschland hat der Hype um die flinken Kuriere schnell wieder nachgelassen und man sieht heutzutage nur noch wenige Fahrradboten, die aktiv am Verkehr teilnehmen und durch die Straßen rasen. In Amerika hingegen bestreiten die Fahrradkuriere ein festes Dienstleistungsunternehmen, dass den Lauf des alltäglichen Arbeitslebens am Fließen hält.
Regisseur David Koepp („Carlito’s Way“) widmet sich in seinem Lifestyle-Film „Premium Rush“ dem New Yorker Alltag. Im Zentrum der Handlung integriert er Joseph Gordon-Levitt („The Dark Knight Rises“) als Wilee, der tagein und tagaus mit Hilfe seiner Smartphone-Icons und Street-Views den schnellsten Wege zum Empfänger seiner Sendung ermittelt. Auf seinem Fahrrad ohne Schaltung und Bremsen kämpft er sich lebensmüde durch den Verkehr und riskiert dabei mehrmals die Stunde sein Leben. Dabei offenbart sich das rasante Leben des rasanten Überfliegers auf offener Straße, wenn er während seiner Touren über das Handy die einstige Vergangenheit mit seiner Ex-Freundin diskutiert. Immer am Puls der Zeit jagt er mit seinen Kollegen Vanessa (Dania Ramirez) und Manny (Wolé Parks) durch die New Yorker Straßen, um immer schneller am Ziel zu sein, als die Fahrer der Kontrahenten-Firmen. Um dem Film, neben dem Fahrrad-Desaster, die notwendige Action einzuhauchen bekommt Wilee es mit dem psychopathischen Cop Bobby Monday (Michael Shannon) zu tun. Die Handlung gipfelt in einer rasanten Verfolgungsjagd quer durch die Stadt, bei der plötzlich die Loyalität aller Kuriere gefordert ist, um letztendlich eine Beziehung zwischen zwei Menschen in letzter Sekunde zu retten. Auch wenn die Dramaturgie bei weitem nicht mit Jan de Bonts „Speed“ mithalten kann, überzeugt die rasante Echtzeitinszenierung durchaus. Leider ist die Handlung an sich recht einfach gestrickt und daher in großen Teilen des Films vorhersehbar. Dafür kann die sympathische Hauptfigur mit ihren draufgängerischen Ansichten und dem Talent zum Fahrrad-Ass punkten. Auch Gegenspieler Michael Shannon („Zeiten des Aufruhrs“, „Take Shelter“) liefert mit seiner Figur einen stilisierten Bösewicht ab, den man nicht im Dunkeln begegnen möchte. Doch über die Figuren hinaus bietet der Film vor allem zahlreiche technische Raffinessen, die dem Zuschauer zu einer kurzweiligen Unterhaltung verhilft. Bei einigen Sequenzen fühlt man sich zwangsläufig an den Verkehrunterricht zur Fahrschulzeiten erinnert, wenn plakativ veranschaulicht wird, warum man einen bestimmten Weg eben nicht einschlagen sollte. Und schon gar nicht, wenn man auf einem Fahrrad ohne Bremsen und Schaltung sitzt.
Fazit: Temporeicher Action-Thriller, den man aus diesem Blickwinkel wirklich noch nie gesehen hat.
by Sandy Kolbuch