Filmkritik 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
Filmwertung: |
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| 6/10 |
BÄÄM BOOM BANG – so lassen sich die meisten Michael Bay – Filme am ehesten beschreiben. Denn viel mehr boten, insbesondere seine letzten 3 Transformers – Filme, nicht. Doch nun widmet er sich einer wahren Geschichte, die sich am 11. September abspielte. Nein, dabei handelt es sich nicht um den Terroranschlag auf das World Trade Center im Jahre 2001, sondern um den Überfall libyscher Terror-Milizen auf einen amerikanischen Diplomatensitz in Bengasi im Jahr 2012.

Da die Wachleute mit dem dortigen US-Botschafter gegenüber diesem Angriff völlig hilflos sind, entschließen sich 6 Soldaten aus einem nahegelegenen CIA-Stützpunkt zu einer Rettungsmission. Doch ohne Befugnis, ohne Luftunterstützung und unter chaotischen Verhältnissen bei denen Freund und Feind schwer auseinander zu halten sind, erwartet den 6 US-Soldaten ein 13-stündiger und erbarmungsloser Kampf auf Leben und Tod.
13 Hours ist ein Film mit einigen Stärken, aber auch unübersehbaren Schwächen. Grundsätzlich handelt es sich hier um eine äußerst gelungene Inszenierung mit hohem Produktionswert. Hier stimmen das Szenenbild und die restliche Ausstattung. Man bekommt auf Anhieb das Gefühl in Libyen dabei zu sein. Dabei wurde hauptsächlich auf Malta gedreht. Darüber hinaus ist die Tonmischung, wie von Michael Bay – Filmen zu erwarten, mehr als gelungen, denn die zahlreichen Explosionen und Schießereien klingen sehr authentisch. Neue Maßstäbe werden hier aus technischer Perspektive nicht gesetzt, doch überwiegend gibt es wenig zu bemängeln. Als einziges Manko wäre die Kameraführung zu erwähnen. Bay setzt hier extrem häufig auf die Wackelkamera und dies ist an vielen Stellen äußerst störend. Besonders fördernd für eine übersichtliche Gestaltung der Kampfsequenzen ist das nicht. Denn teilweise sieht man nur noch minutenlange Explosionen und Schießereien mit sekündlichem Schnitt und wirrer hektischer Kamera.
In weiten Teilen ist 13 Hours sehr dramatisch und packend inszeniert. Es gibt ein paar Momente, in denen hier ordentlich an der Spannungsschraube gedreht wird und man als Zuschauer gebannt auf die Kinoleinwand blickt.

Dieses Niveau behält der Film leider nicht immer bei. Wie auch in vielen anderen Filmen von Michael Bay, ist dieser wieder zu lang geraten. Mit 144 Minuten geht 13 Hours knapp 30 Minuten zu lang. Der Film hangelt in der 2. Hälfte von einer minutenlangen Schießerei zur nächsten. Wäre dies ein „Let’s Play“ – Video von Call of Duty, wäre dies zu verschmerzen. Für ein Hollywood-Drehbuch jedoch wird aber zu wenig geboten. Hier verlässt sich Bay zu sehr auf seine visuellen Effekte und schafft es nicht immer die Geschichte kurzweilig und spannungsgeladen zu erzählen.
Der Fokus liegt inhaltlich ausschließlich auf die 6 Soldaten. Die andere Perspektive wird hier nicht beleuchtet, sodass die libyschen Angreifer anonyme Gegner sind, die man zu töten hat. Mehr erfährt man über sie nicht. Große schauspielerische Performances darf man nicht erwarten. Erwähnenswert ist dennoch die Leistung von John Krasinski – bekannt aus der amerikanischen Version der Serie „Das Büro“ – der die klassische Rolle des nach außen harten Soldaten mit weichem Kern souverän darstellt. Dass amerikanische
Kriegsfilme oft mit einer gehörigen Portion Patriotismus daherkommen, ist bekannt und auch hier zu erwarten. So zeigt man in Slow-Motion wie eine US-Flagge zerschossen wird oder es wird in einem Telefonat darauf hingewiesen, dass „Amerikaner“ sterben werden. Die Charaktere sind klischeehaft geschrieben. So sammeln sich eine Reihe an glücklichen Väter und Ehemänner im CIA-Stützpunkt, die sich auch optisch sehr ähneln und für den Zuschauer kaum zu unterscheiden sind.

Es wird an der einen oder anderen Stelle gewitzelt. In manchen Momenten ist dies gelungen und man schmunzelt mit. An anderen Stellen wird dies eher als nervend wahrgenommen. So hat das Drehbuch insgesamt einige Schwächen aufzubieten, die nicht zu übersehen sind. In seinem Genre ist der Film mehr als solide, doch genreübergreifend ist 13 Hours kein besonders starker Streifen. Besonders auffallend ist die explizite Gewaltdarstellung. So bekommt man abgetrennte Körperteile oder Knochen, die aus der Haut raus gesprungen sind, zu sehen. Hierfür erhält 13 Hours einen Pluspunkt. Denn diese Szenen wirken nicht gewaltverherrlichend, sondern verdeutlichen auf einer schonungslosen und konsequenten Art und Weise die Brutalität und Grausamkeit eines Krieges.
Fazit: 13 Hours hat viel Licht und Schatten. Ein überzeugendes Setting, überwiegend gut inszenierte Action und ein solider Hauptdarsteller stehen einer störenden Wackelkamera, klischeehaften Charakteren sowie einem langatmigen Handlungsverlauf gegenüber.
by Morteza Wakilian
Bilder © Paramount Pictures Germany