Filmkritik Northmen - A Viking Saga
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Wikinger, die heroischen Helden des Nordens, sind durch Mythen und Legenden bekannt, jedoch auf der Kinoleinwand selten zu sehen. Regisseur Claudio Fäh („Sniper: Reloaded“) wirft mit seinem opulenten Naturabenteuer „Northmen – A Viking Saga“ einen Blick auf die heldenhaften Männer, die in der rauen Wildnis den Kampf ums Überleben führen. Zurückversetzt ins Jahr 873 nach Christus, erhascht der Zuschauer einen Blick auf eine unbändige See, die Asbjörns (Tom Hopper) Wikinger-Truppe das Leben kosten wird. Mit beeindruckenden Effekten bricht der Sturm auf dem offenen Meer über die Männer herein, die sich ihrem Schicksal fügen. Doch der Wettergott hat ein Einsehen und lässt einen Teil der Mannschaft mit dem Leben davon kommen. Gestrandet auf dem Land der feindlichen Schotten beginnt der Kampf ums Überleben erneut, als König Dunchaid (Danny Keogh) den Eindringlingen seine Garde auf den Hals hetzt.
Die einfach gehaltene Geschichte liefert kaum innovative Wendungen oder überraschende Twists. Und so kommt es trotz der überschaubaren Laufzeit von 97 Minuten zu unübersehbaren Längen, die selbst der Anblick der schönen Königstochter (Charlie Murphy) nicht verkürzen kann. Selbst, dass sich die anfänglich liebliche Lady als ambitionierte Kämpferin erweist, überrascht nicht wirklich, sondern bedient lediglich die Erwartungen des Publikums. Die angedeutete Liebelei zwischen Tom Hopper („Merlin – Die neuen Abenteuer“) und Charlie Murphy („“) erobert sich ihren Platz auf der Kinoleinwand, oder den Fokus der Geschichte aus den Augen zu lassen.
Die Reise nach Walhalla wird optisch mit Highlights versehen. Doch nach anfänglichen Meisterleistungen versiegen die Effekte zusehends. Gen Ende hin lassen sich die Effekte aus dem Computer von den real gefilmten Aufnahmen unterscheiden. Der Marsch der Wikinger quer durch das Land erinnert mitunter an Szenen aus „Der Hobbit“. Die brutalen Schlachten der Völker werden erbarmungslos präsentiert. Blutige Enthauptungen, zerfetzte Glieder und durchbohrte Leiber zeugen von rudimentärer Gewalt, mit der die Gegner ausgeschaltet werden. Zwischenzeitliches Oberacting seitens der Darsteller sorgt für unfreiwillig komischen Momente, die das nordische Kalkül stören. Während der kampferprobte Mönch, gespielt von Ryan Kwanten („True Blood“), mit seinen unkonventionellem Kampfstil sichtlich aus der Rolle fällt, agieren Ed Skrein und Anatole Taubman mit etwas zu viel Ehrgeiz, wodurch sie die Möglichkeiten feiner Nuancen verschenken. Tom Hopper gibt hingegen als Anführer der Wikinger eine wesentliche smartere Figur ab, an deren Seite Ken Duken („Coming In“) als loyaler Freund agiert. Aber Claudio Fäh fokussiert auch nicht die charakterlichen Momente seiner Figuren oder erweckt den Anspruch historisch korrekte Szenarien zu präsentieren. Er setzt allein auf unterhaltsame Action, die dank gelungener Kampfchoreographien wuchtig, dynamisch und authentisch erscheint. Die Zweiteilung der Parteien in Gut und Böse ist ebenfalls gelungen und hilft dem Zuschauer bei der Vielzahl der Darsteller den Überblick zu behalten. Kurzzeitige Pausen bescheren die zahlreich eingebundenen Luftaufnahmen des rauen Landes, die dem Zuschauer mit optischer Brillanz versöhnen. Die Kulissen, die in Südafrika eingefangen wurden, erwecken den Anschein des kalten Nordens. Und auch die Kostüme und Requisiten lassen die Liebe zum Detail erkennen. Dennoch kann das rudimentäre Wikingerspektakel nicht vollends überzeugen, weil die blassen Figuren im ewigen Kampf ums Überleben versiegen.
Fazit: Optisch gelungenes Wikingerspektakel, dessen einfache Story dynamisch und actionreich in Szene gesetzt wird. Die Darsteller schlagen sich gut, bleiben aber ohne charakterliche Tiefe weitestgehend blass. Die gigantischen Landschaftsaufnahmen trösten über die schwächeren Momente des Films hinweg.
by Sandy Kolbuch