Filmkritik Hänsel & Gretel: Hexenjäger
Filmwertung: |
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| 4/10 |
Die Dreharbeiten zu "Hänsel & Gretel: Hexenjäger" im Studio Babelsberg fanden bereits 2011 statt, doch offenbar sollte mit dem Kinostart auf das Grimm-Jubiläum 2013 gewartet werden, denn in diesem Jahr wird der 200.Jahrestag der Erstveröffentlichung der Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm gefeiert. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich angesichts dieser blutigen Adaption nicht im Grabe umdrehen.
Die Geschwister Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) sind fünfzehn Jahre nach dem Trauma ihrer Flucht aus dem Pfefferkuchenhaus zu rachsüchtigen Kopfgeldjägern herangewachsen, die böse Hexen exekutieren. Damit haben sie solche Bekanntheit erlangt, dass eines Tages der Bürgermeister von Augsburg sie anheuert, um die finstere Zauberin Muriel (Famke Janssen) zur Strecke zu bringen. Diese plant nämlich die blutige Opferung unzähliger Kinder in der kommenden Blutmond-Nacht. Aber neben Hänsel und Gretel mischt sich auch der brutale Polizist Berringer (Peter Stormare) in die Hexenjagd ein, von der er seine ganz eigenen Vorstellungen hat. Auf der Jagd nach der bösen Muriel gerät das Geschwisterpaar zunehmend in Turbulenzen.
Aus dem ja ursprünglich schon schaurigen Märchen der Gebrüder Grimm hat der norwegische Regisseur Tommy Wirkola nun ein Action-, Abenteuer- und Horrorfilm in 3D gemacht, der den Trend bestätigt, dass die Filmindustrie um keine krude Ausgestaltung eines Märchenstoffes verlegen ist. Ganz im Stile von "Van Helsing" heizen nun die von Jeremy Renner und Gemma Arterton verkörperten Märchenfiguren den bösen Hexen ein. Bewusst wurde dieser Märchen-Splatter auf modern geschliffen, was nicht erst der Elektroschocker und die Langspielplatte belegen müssen, sondern auch einem eher in der MTV-Generation angesiedelten Sprachstil der Figuren zu entnehmen ist. Die Kulissen bildeten neben Potsdam-Babelsberg auch Braunschweig.
Ganze 60 Millionen Dollar verschlang diese Produktion, was eine Geldverbrennung par excellence darstellt. Mit der Limitierung der Filmlänge auf gute 80 Minuten waren die Produzenten gut beraten, denn für die mehr als überschaubare Handlung ist selbst das schon zu lange. Lediglich die wirkungsvollen 3D-Effekte, wodurch die in Kunstblut getränkten Körperteile der Hexen dem Zuschauer recht eindrucksvoll um die Ohren fliegen, könnten den Kauf einer Kinokarte teilweise rechtfertigen. Für die aus besseren Rollen bekannten Jeremy Renner und Gemma Arterton muss der Anreiz mehr in der großen Gage bei gleichzeitig wenig zu lernendem Text gelegen haben, als in dem künstlerischen Potential der Rollen. Über diesen Umstand soll ja indes Famke Janssen in Interviews keinen Hehl gemacht haben, wobei ihre Rolle der Muriel noch am ehesten für gruselige Elemente sorgt.
"Hänsel & Gretel: Hexenjäger" kann durch gute 3D-Effekte zwar einige visuelle Highlights setzen, diese können aber in der Endsumme nicht über die total substanzlose und öde Story hinweg trösten. Vielleicht wird hier versucht, mit inhaltlich ähnlich geringen Mitteln wie bei "Resident Evil" ein Kultfilm zu etablieren, den man fortsetzen kann. Bitte nicht!
by André Scheede
Bilder © Paramount Pictures Germany