Human Flow

Human Flow (2017), Deutschland
Laufzeit: - FSK: 6 - Genre: Dokumentation
Kinostart Deutschland: - Verleih: NFP

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Human Flow Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Rund um die Welt sind derzeit mehr als 65 Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, um vor Hunger, Klimawandel und Krieg zu fliehen. HUMAN FLOW ist eine epische filmische Reise des international renommierten Künstlers Ai Weiwei, in der er dieser gewaltigen Völkerwanderung ein bildgewaltiges und eindrucksvolles Gesicht gibt. Der Dokumentarfilm beleuchtet das erschütternde Ausmaß dieser Bewegung ebenso wie ihre zutiefst persönlichen Auswirkungen auf den Einzelnen.
Im Verlauf eines ereignisreichen Jahres folgt der Film einer Reihe von bewegenden Geschichten von Menschen rund um die Welt durch 23 Länder, u.a. Afghanistan, Bangladesch, Frankreich, Griechenland, Deutschland, Irak, Israel, Italien, Kenia, Mexiko und Türkei. HUMAN FLOW begleitet die Menschen auf ihrer verzweifelten Suche nach Sicherheit, Schutz und Gerechtigkeit: von überfüllten Camps über lebensgefährliche Meeresüberquerungen zu von Stacheldraht bewehrten Grenzen; von Vertreibung und Desillusionierung zu Mut, Ausdauer und Anpassung; von der quälenden Erinnerung an das zurückgelassene Leben zu unsicheren Zukunftsaussichten. HUMAN FLOW erscheint in einer kritischen Zeit, in der Toleranz, Mitgefühl und Vertrauen mehr denn je gebraucht werden. Der eindringliche Film ist ein Zeugnis für die Unantastbarkeit der menschlichen Würde und wirft eine der Fragen auf, die prägend für dieses Jahrhundert sein werden: Wird unsere globale Gesellschaft es schaffen, sich von Furcht, Isolation und Eigennutz zu lösen und einen Weg der Offenheit, Freiheit und des Respekts für Menschlichkeit einschlagen?




Human Flow - Trailer




DVD und Blu-ray | Human Flow

DVD
Human Flow Human Flow
DVD Start:
10.04.2018
FSK: 6 - Laufzeit: 135 min.

Filmkritik Human Flow

Filmwertung: | 4/10


Der chinesische Universalkünstler, Dissident und Menschenrechtler Ai Weiwei (*1957) dürfte eine der schillerndsten und populärsten Persönlichkeiten der gegenwärtigen internationalen Kunstszene und Politik sein. Heute vor allem für seine weltweiten regimekritischen Ausstellungen bewundert und gefürchtet war und ist Weiwei auch in Literatur, Musik und Architektur aktiv. Was für viele verwundernd sein mag, ist die Tatsache, dass seine künstlerische Keimzelle indes der Film ist. Seit 2004 als Dokumentarfilmer tätig, lanciert Weiwei nun mit Human Flow sein erstes großes dokumentarisches Werk, das wohl sehr schnell wie so gut wie alle seine Kunstwerke Weltrenommee erhalten wird.

Kinder im Kutupalong Camp Ukhia (Bangladesch)
Kinder im Kutupalong Camp Ukhia (Bangladesch) © 2017 Human Flow UG
Human Flow zeigt mit großem kontrapunktischen ästhetischen Anreiz das Alltagsleben von Flüchtlingen in Migrationslagern in insgesamt 23 Ländern der Welt. Dabei treten die medial momentan am stärksten präsenten Lager wie diejenigen an den östlichen und südlichen Außengrenzen der EU in Griechenland, Ungarn und Italien gleichberechtigt neben eher unbekanntere im Libanon oder in Jordanien. Der Film arbeitet weitgehend ohne erkennbaren roten Faden im Collageverfahren mit Einblendungen von Schlagzeilen aus großen Tageszeitungen, dichterischen Sentenzen, Rechtsnormen und allgemeinen Informationen zum Thema. Immer wieder tritt auch der Regisseur selbst im Film auf, zieht Flüchtlinge aus dem Boot, kocht für sie, spendet ihnen Trost. Seine beinahe Omnipräsenz lässt Human Flow mithin nicht zu einem Film über das Flüchtlingsthema werden, sondern zu einem Erlebnisbericht Ai Weiweis, der sich für jenes interessiert und dafür die Welt mit der Kamera umreist hat.

Lesbos (Griechenland)
Lesbos (Griechenland) © 2017 Human Flow UG
Die große doch auch weitgehend einzige Stärke des Films ist seine visuelle Kraft, das geschilderte humanitäre Elend paradoxerweise in monumentaler Pracht abzubilden. So fingen die insgesamt zwölf Kameraleute – darunter neben dem Regisseur selbst auch Stilikone Christopher Doyle – unter immerwährenden Einsatz von Helikopter- und Kranfahrten bestechende Bilder großer ästhetischer Wirkung ein. Ob diese einen gezielten Kontrapunkt zu den damit gezeigten Katastrophenzuständen bilden oder nur den Gestus l'art pour l'art bedienen, bleibt rätselhaft. Feststeht, dass ohne die Schönheit der Kamerabilder vom Film letztlich nichts mehr übrig bliebe.

So wird Human Flow zum Beispiel auch nicht von einem wahrhaft instruktiven Charakter angetrieben, weswegen man ihn sich als schlichten Interessenten des Sujets ansehen und goutieren könnte. Die häufigen Einblendungen von Fakten rund um das Flüchtlingsthema und der Gehalt der Aussagen in den Interviews meist obzwar hoher Repräsentanten der Vereinten Nationen geben zumeist die basalsten und selbstverständlichsten Grundinformationen wieder und scheuen jede tiefere Ursachenforschung.

Ai Weiwei in Camp Idomeni (Griechenland)
Ai Weiwei in Camp Idomeni (Griechenland) © 2017 Human Flow UG
Schlimm wiegt weiterhin die Tatsache, dass es Ai Weiwei anscheinend in keinster Weise auf das Darbieten von Lösungsmöglichkeiten der momentanen Migrationszustände weltweit ankommt. Neben Instruktivität mangelt es dem Film damit auch an Konstruktivität. Es bleiben mithin 140 Minuten der zu Mitleid, Trauer und Wut animierenden starren Deskription. So darf denn auch bezweifelt werden, dass Human Flow zu irgendeinem Zeitpunkt in Konzeption, Dreh oder anschließender Montage überhaupt wirklich ein Drehbuch zugrunde lag. Eine Struktur oder einen roten Faden vermisst man schmerzlich, der Auftritt von Ländern wie Bangladesch zu Beginn oder Mexiko gegen Ende des Films wirkt wie eine genauso aufgepfropfte wie ungereimte Verwertung des vielen Rohmaterials. So glanzvoll und prächtig die Fotografie des Films sein mag, so wenig organisch und ausgefeilt ist seine Montage. Gerade diese mag jedoch eine der Grundkomponenten eines jeden guten Dokumentarfilms sein.

Menschen unterwegs in der Nähe von Camp Idomeni (Griechenland)
Menschen unterwegs in der Nähe von Camp Idomeni (Griechenland) © 2017 Human Flow UG
Lobenswert bleibt schließlich zu erwähnen, dass Human Flow wohl der erste Dokumentarfilm ist, der den Versuch eines genuin weltumspannenden Einblicks in Flüchtlingslager aller Nationen unternimmt. Mögen die Migrationen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, mitunter auch aus Somalia die im Moment medial am stärksten erwähnten und womöglich faktisch virulentesten sein, so lenkt der Film sein weites geopolitisches Augenmerk etwa auch auf die Situation in Bangladesch und Subsahara-Afrika.

Fazit:
Lobenswerter Dokumentarfilm über die Flüchtlingsströme und -lager unserer Zeit, der zwar auf visueller Ebene zu überzeugen vermag, doch ohne großen Ansporn im Gestus der Deskription verharrt und damit belanglos und oberflächlich wirkt.
by ehemaliger Mitarbeiter

Bilder © NFP


Cast und Crew

Regisseur:
Ai Weiwei

Produzent:
Ai Weiwei, Heino Deckert, Chin-Chin Yap