Fräulein Julie

Miss Julie (2014), Norwegen / Großbritannien
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Alamode

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Fräulein Julie Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Irland, 1890. In einer einzigen Nacht – Mittsommernacht – entwickelt sich zwischen Fräulein Julie (Jessica Chastain), der eigensinnigen Tochter eines Grafen, und dessen weltgewandtem Diener John (Colin Farrell) aus einem anfänglichen Flirt ein psychologisches Spiel um Herrschaft, Macht und Begierde. Unter den Augen von Johns Verlobten, der Köchin Kathleen (Samantha Morton), verführen und manipulieren sie einander, bis ihr perfider Zweikampf eskaliert.

Jessica Chastain, Colin Farrell und Samantha Morton | mehr Cast & Crew


Fräulein Julie - Trailer


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DVD und Blu-ray | Fräulein Julie

DVD
Fräulein Julie Fräulein Julie
DVD Start:
15.05.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 129 min.

Filmkritik Fräulein Julie

Filmwertung: | 7/10


Im Jahr 1888 erschien das Theaterstück „Fräulein Julie“ (Originaltitel: „Fröken Julie“) des schwedischen Schriftstellers August Strindberg. In seinem Heimatland konnte er das Stück nicht uraufführen, da es dort bis 1906 von der Zensur aufgrund seines brisanten Themas und seiner Obszönität verboten wurde. Bis heute ist es das am meisten gespielte Theaterstück Strindbergs. Zusätzlich gab es schon unzählige Verfilmungen. Die erste entstand bereits im Jahr 1912 von der schwedischen Regisseurin Anna Hofman-Uddgren. Auch im Jahr 2014 wurde das Stück wieder von einer Regisseurin, diesmal aus Norwegen stammend, verfilmt: „Fräulein Julie“ (Originaltitel: „Miss Julie“, 2015, Norwegen, GB, US)

In einer Mittsommernacht auf einem adligen Landsitz in Irland des 19. Jahrhunderts schließt sich Julie (Jessica Chastain), die Tochter des Grafen, zum Feiern der Dienerschaft an. Ihr unpassendes Verhalten stößt vor allem bei dem Diener John (Colin Farrell) und seiner Verlobten, der Köchin, Kathleen (Samantha Morton) auf Unverständnis. Doch die rebellische Julie lässt sich von dem moralischen Anstand nicht aufhalten, sich mit der Belegschaft zu amüsieren, sich in den Arbeitsräumen aufzuhalten und mit John zu flirten. Dieser wehrt sich nur eine kurze Zeit lang gegen die Avancen des jungen Fräuleins. Stück für Stück kommen sie sich näher und so beginnt ein Verführungs- und Machtspiel.

Die Norwegerin Liv Uhlmann gelangte als Schauspielerin und Muse von Ingmar Bergmann mit Filmen wie „Persona“ (1966), „Szenen einer Ehe“ (1973) und „Von Angesicht zu Angesicht“ (1976) zu Weltruhm. Im Jahr 1992 gab sie mit dem Film „Sofie“ ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin. Seitdem arbeitet sie sowohl als Darstellerin als auch als Regisseurin. Die Produzenten traten an Ullmann heran, um sie für ein „Femme Fatale“-Projekt zu gewinnen. Ullmann dachte dabei sofort an das Theaterstück „Fräulein Julie“ und ihre Idee wurde positiv aufgenommen. Daraufhin übernahm sie dann selbst die Adaption des Stückes. An diesem schätzte sie nicht nur die Sprache Strindbergs sondern auch die Thematisierung von Problemen, die sie berühren: Das Verstellen der eigenen Persönlichkeit, das Erfüllen einer Rolle, die Sehnsucht danach, dass jemand die wahre Persönlichkeit liebt und die häufig vorkommende Unverhältnismäßigkeit in Geschlechterbeziehungen. Von den Produzenten war von Anfang an festgelegt worden, dass der Film in Englisch gedreht werden sollte und aus diesem Grund wurde auch die Handlung von Schweden nach Irland verlegt. Das Stück wurde mit wenigen Veränderungen übernommen. Manche Passagen wurden herausgekürzt, da sie nicht mehr zeitgemäß wirkten und wenig Verständnis beim heutigen Publikum finden würden. Auch unter Berücksichtigung der Zeit, in welcher der Film spielt, ist es schwer, manche Reaktionen als rational und verständlich anzuerkennen. Die Personen handeln in einer Zeit voller Regeln und Klassenunterschieden zudem auch noch sehr emotional. Dies hat zur Folge, dass für manch einen Betrachter die Geschichte sehr anstrengend und übertrieben erscheint.

Gedreht wurde der Film im Castle Coole in Nordirland. Das Ambiente bietet die perfekte Kulisse für die Geschichte des Films. Dem Kammerspielartigen der Vorlage wird größtenteils Folge geleistet, zudem wird die Handlung immer wieder durch Raumwechsel aufgelockert. Die Location mit ihren riesigen und einsamen Räumen und Gängen zeigt aber auch die Verlorenheit der Personen, da sie in diesem großen Haus alleine zu sein scheinen. Dabei wurde absichtlich auf die Visualisierung weiterer Personen verzichtet, um dieses Gefühl zu unterstreichen. Die klassische Musik, wird behutsam und passend eingesetzt. Die drei Figuren werden von drei sehr guten Schauspielern personifiziert. Colin Farell schafft es die lodernde Verachtung, die John empfindet, hinter dem trügerischen Dienertum hervorragend einzufangen. Jessica Chastain lässt von Anfang die Zerbrechlichkeit des Fräuleins Julie erkennen. Die Einsamkeit gepaart mit Naivität und Standesdünkel zeichnet ihren Charakter aus, so dass der Zuschauer ständig befürchtet, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Die Rolle der Köchin Kathleen wurde durch weitere Szenen außerhalb das Hauptschauplatzes und durch die starke Präsenz Samantha Mortons auf positive Art erweitert. Sie schafft es, einen stabilen Punkt in den Geschehnissen dieser Nacht darzustellen. Sie handelt ihrer Gesinnung, aber auch ihrem Stand entsprechend und versucht Vernunft hineinzubringen. Morton spielt diese Rolle mit Souveränität und Sympathie. Im Gesamten gelingt es dem Film, die Stimmung des Buches adäquat und die Charakterisierung der Figuren durch ein vortreffliches Schauspiel gefühlvoll wiederzugeben.

Fazit:  Der Film „Fräulein Julie“ verwandelt das Stück in eine adäquate Verfilmung um. Sich dicht an die Vorlage haltend und vor allem herausragend gespielt, schafft es das Kammerstück die Zuschauer zu fesseln, auch wenn das Unzeitgemäße und die Reduzierung auf drei Personen nicht den Sehgewohnheiten mancher Betrachter entsprechen.
by Doreen Matthei

Bilder © Alamode