Filmwertung: |
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| 7/10 |
Die Stewarts stecken im Ehealltag fest. Nach rund 20 Jahren leben die erfolgreiche Gynäkologin Catherine (
Julianne Moore) und der renommierte Musikprofessor David (
Liam Neeson) eher nebeneinander her, statt miteinander. Nicht einmal an seinem Geburtstag hat es David eilig nach Hause zu kommen und „verpasst“ glatt seinen Heimflug – und die Überraschungsparty, die seine Frau für ihn geplant hat. Aber auch das lässt sich ertragen. Als Catherine jedoch eine recht eindeutige Nachricht an ihren Mann findet, vermutet sie, dass David sie betrügt. Dies ist dann doch zu viel! Argwöhnisch beobachtet sie daraufhin Davids Verhalten: Das ständige Flirten mit hübschen Kellnerinnen, das intensive Plaudern mit jungen Studentinnen ... was David alles als reine Freundlichkeit abtut. Catherine braucht Gewissheit. Sie engagiert das Luxus-Callgirl Chloe (
Amanda Seyfried), um Davids Treue auf die Probe zu stellen und darüber zu berichten. Und David erliegt den Avancen der zwielichtigen Schönheit.
Anfangs ist Catherine von Chloes anschaulichem Bericht über ihr erstes romantische Treffen mit David schockiert, dann wird aus Entsetzen Neugier. Durch Chloes Schilderungen erhält Catherine einen tieferen Einblick in Davids Intimleben, als sie ihn trotz langjähriger Ehe jemals hatte, und der sie nun auf eine erregend-voyeuristische Art mit ihrem Mann verbindet. Catherine fordert immer intensivere Einsichten in Chloes Verhältnis zu David. Die Intimität, die daraufhin zwischen den beiden Frauen entsteht, sollte Catherine ihrem Mann eigentlich näher bringen. Doch dann wird aus der Komplizenschaft Rivalität.
Manch ein Zuschauer hat bei diesem Film ein Déjà-vu–Erlebnis. Vielleicht wegen dem gut getroffenen Alltag der Stewarts, deren Ehe sich nach vielen Jahren zu einer Art Wohngemeinschaft gewandelt hat, in der es keine Leidenschaft mehr gibt. Oder einfach nur, weil die französische Vorlage zu dieser Produktion („Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht?“ mit Emmanuelle Béart) verhältnismäßig jung ist. „Nathalie“ kam im Jahr 2004 in den deutschen Kinos und lief bereits im Fernsehen - und ist somit vielen noch im Gedächtnis. „Chloe“ orientiert sich stark an dieser guten Vorlage. Die amerikanische Autorin Erin Cressida Wilson investierte dennoch vier Jahre in das Drehbuch zu „Chloe“. Herausgekommen ist ein stimmiges, im ruhigen Stil inszeniertes Drama um Liebe, Eifersucht und Verführung. Die Thriller-Elemente beschränken sich jedoch auf ein Minimum. Entgegen der etwas provokanteren, französischen Ausführung kommt „Chloe“ amerikanisierter und aseptischer daher. Was der Ausdruckskraft des Plots aber nicht abträglich ist. Der hervorragende Liam Neeson hat eine etwas undankbare Rolle, die ihm leider wenig Raum lässt, sich zu entfalten. Getragen wird der Film vor allem von den außergewöhnlichen Frauenfiguren, die von Julianne Moore und Amanda Seyfried überzeugend dargestellt werden.
by Daniela M. Fiebig