Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der nach den erfolgreichen Coraline und Frankenweenie nächste Animationsfilm im Stop-Motion-Verfahren ist von der Grundstimmung her ähnlich düster, wie die beiden genannten Filme. Die Boxtrolls werden von den menschlichen Bewohnern der Stadt Cheesebridge gefürchtet. Sie sind Monster, die Kinder entführen und Menschen essen, meint der zwielichtige Archibald Snatcher, der für die Bekämpfung der Untergrundbewohner zuständig ist. Die Lords versprechen ihm einen weißen Hut, wenn er alle Boxtrolls einfängt und vernichtet. Mit diesem weißen Hut dürfte Snatcher mit in den elitären Kreis der Käseverkoster, was sein großes Ziel ist. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, auch die Verleumdung und das Schüren der Ängste vor den Boxtrolls. Diese sind nämlich gar nicht so böse, wie Snatcher sie darstellt.
Die Geschichte ist – wie in den vergleichbaren Genregrößen Coraline und Frankenweenie – sehr skurril. Aber gerade das macht diese recht neue Art von Film so unterhaltsam. Die Abgedrehtheit dieser Filme funktioniert hier prächtig. Denn so verrückt die Geschichte an einigen Stellen auch ist, vor allem ist sie tiefgründig und kann auch als Parabel für die Vorurteile gegen eine bestimmte Art von Menschen verstanden werden. Dass diese Einstellung falsch ist, weiß eigentlich jeder. Doch es tut immer wieder gut, dass auf so unterhaltsame Weise ins Gedächtnis gerufen zu bekommen.
Die Storyline ist allerdings nicht durchweg stringent und verliert an einigen Stellen etwas an Fahrt. Das liegt daran, dass nicht alle Charaktere lustig und überzeugend dargestellt sind. Auch der Schnitt hätte an diesen Stellen besser sein können. Ein ganz hohes Niveau wird zwar immer wieder erreicht, kann aber nicht über die komplette Filmlänge gehalten werden. Auch die animierten Gesichter wirken an einigen Stellen etwas ausdrucksschwach. Nicht jede Regung ist umgehend richtig zu deuten. Das sind allerdings die einzigen Schwächen in diesem vor allem liebevoll detaillierten Film. Es gibt viele wahrlich herrliche Szenen, etwa, wenn dem Zuschauer zum ersten Mal die Unterwelt der Boxtrolls gezeigt wird. Das ist ein Augenschmaus vom Feinsten! Die Umgebungsanimationen sind ebenso gelungen, wie die klug und nicht übermäßig eingesetzten Spezialeffekte.
Wie der Film selbst, sind auch die Charaktere reichlich skurril und interessant. Hier wird eine beachtliche Bandbreite an verschiedenen Figuren erreicht.
Der Humor ist warmherzig und lustig, ohne allerdings für die ganz großen Lacher zu sorgen.
Die dynamische, immer wieder für herrliche Bilder sorgende Kameraführung ist ebenso ein Plus wie die überragend ausgestatteten, abwechslungsreichen Locations. Auch die atmosphärische Musikuntermalung kann überzeugen.
Die 3D-Effekte sind gelungen, aber nicht in jeder Szene notwendig. Bei Die Boxtrolls reicht es auch, den Film in 2D zu sehen. Da geht nicht viel Atmosphäre verloren.
Interessanter, skurriler und moralisch hochwertiger Animationsfilm, der voller Liebe und Details ist. Dass er den Machern am Herzen lag, erkennt man als Zuschauer sofort.
by Stefan Bröhl
Bilder © Universal Pictures Intl.