Filmkritik Beautiful Creatures - Eine unsterbliche Liebe
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| 4/10 |
Wem die minimal emanzipiert dreinschmachtende Bella im Welterfolg Twilight aus feministischen Gründen gegen den Strich ging, dem dürfte Beautiful Creatures in seiner Figurenkonstellation sehr entgegenkommen: Hier verliebt sich der sportliche und belesene Ethan (Alden Ehrenreich) in eine übernatürliche Klassenkameradin und dreht die Geschlechterrollen einfach um. Gelungene Abwechslung für die Zielgruppe der heranwachsenden Damenwelt. Jedoch sollte nicht jede Teenie-Fantasy-Romanze mit Twilight verglichen werden. Unabhängig vom Marketingvorbild um Vampire und Werwölfe arbeitet Regisseur Richard LaGravenese allerdings auf ein ähnliches Urteil hin; zu seicht ist die Bildsprache, zu grob die Figurengestaltung, zu platt die zentrale Liebesgeschichte.
Die Geschichte basiert auf dem in Deutschland unter dem Titel „Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ erschienenen Roman von Kami Garcia und Margaret Stohl: Ethan möchte nur noch schnell seinen Schulabschluss hinter sich bringen und dann ab und die weiter Welt. Das in South Carolina gelegene Örtchen Gatlin kann seinen Horizont nicht mehr ausfüllen. Christliche Hardliner treffen auf Bürgerkriegs-Laientheater und das kleine Kino zeigt die heißesten Blockbuster erst dann, wenn sie schon längst auf DVD erschienen sind. Ethans Lethargie wird von der Ankunft der mysteriösen Lena durchbrochen. Nach kurzem Flirt stellt sich heraus, dass Lena und ihre Familie sogenannte „Caster“ sind und über magische Fähigkeiten verfügen. In wenigen Monaten wird Lena 16 Jahre alt und sieht sich ihrem eigenen Schicksal ausgeliefert: Eine alter Fluch entscheidet, ob sie zum guten oder bösen Caster wird...
Ein wenig Wettermagie, ein herumwirbelndes Festbankett und anderes visuelles Stückwerk möchten nicht davon ablenken, dass „Beautiful Creatures“ eine von vielen Coming-of-Age Geschichten aus der amerikanischen Kleinstadt ist. Der hoffnungslos Verfallende trifft auf das von Selbstzweifeln und Mobbing geplagte Mädchen mit dem traurigen Geheimnis. Da die Chemie zwischen Alden Ehrenreich und Alice Englert aber zu keinem Zeitpunkt über Genre-Mittelmaß hinauskommt, bleiben von Flirt und Liebe nur Floskeln und Kitsch übrig. Das erklärte Ziel, die Fantasy-Prämisse durch junges Liebesglück zu erden, erscheint durch allzu aufdringlich einstudiertes Stammeln seitens Ethan ebenso heillos wie durch die überzeichneten Nebenfiguren. Emmy Rossum und Emma Thompson belastend mit kindischem Overacting, während Jeremy Irons zumindest in einigen Szenen die darstellerische Klasse wahrt.
Regisseur LaGravenese scheitert durch seine unbeständige Inszenierung an der Verknüpfung von bodenständiger Liebesgeschichte und kruden Familienbanden rund um Lena und ihren Onkel Macon (Irons) – Motive und Emotionen vieler Darsteller bleiben ungewiss. Schön in Szene gesetzte Rückblenden in den Bürgerkrieg und einige emotional-glaubwürdige Momente retten „Beautiful Creatures“ gerade noch an den Rand des Mittelmaßes. Die zumindest zu Großteilen abgeschlossene Geschichte lässt die Verfilmung der drei Folgeromane nicht gerade zwingend erscheinen.
by Daniel Krüger
Bilder © Concorde Filmverleih GmbH