Babylon - Rausch der Ekstase

Babylon (2022), USA
Laufzeit: - FSK: 16 - Genre: Drama / Komödie
Kinostart Deutschland: - Verleih: Paramount Pictures Germany

-> Trailer anschauen

Babylon - Rausch der Ekstase Filmplakat -> zur Filmkritik

Inhalt

Kühn, sexy, glamourös und einzigartig: Nach seinen Welterfolgen „La La Land“ und „Whiplash“ erzählt Damien Chazelle in BABYLON – RAUSCH DER EKSTASE von der Seele Hollywoods und von Aufstieg und Fall all derjenigen, die sich dem Leben im Scheinwerferlicht verschrieben haben. Es ist die Geschichte von überbordendem Ehrgeiz, ausgelassener Dekadenz und ausschweifender Verderbtheit. Zum Ensemble-Cast gehören u.a. Jovan Adepo, Li Jun Li, Tobey Maguire, Max Minghella und Jean Smart. Die Kamera führte Linus Sandgren („Keine Zeit zu sterben“, „Don’t Look Up“, „La La Land“), Damien Chazelle selbst schrieb das Drehbuch. Für die Musik zeichnete, wie bei den Vorgängerfilmen Chazelles, Justin Hurwitz verantwortlich.

Brad Pitt, Margot Robbie und Diego Calva | mehr Cast & Crew


Babylon - Rausch der Ekstase - Trailer




Filmkritik Babylon - Rausch der Ekstase

Filmwertung: | 8/10


Wahnsinn, wie uns Meisterregisseur Damien Chazelle hier in das Hollywood der 20er Jahre einführt! Solchen Elan, solche Energie und Leidenschaft dürfen wir im Kino nur selten bestaunen. Atemberaubend durchkomponierte Kamerafahrten verschmelzen wieder einmal perfekt mit der einmalig dynamischen Musik von Chazelles Stammkomponist Justin Hurwitz.

Schnell zeigt uns Babylon eine Party. Eine Party so voller Exzess, Wollust und Maßlosigkeit, wie sie nur in dieser Stadt der Sünde stattfinden könnte. Chazelle zeigt uns die Magie und die Anziehungskraft Hollywoods in all seiner Extravaganz besser als vielleicht je ein Regisseur vorher, denn nun dürfen wir diese selbst so sehr fühlen.

Babylon hat in all seinen Szenen eine solch elektrisierende Dynamik, dass wir und damit auch die Figuren selbst ein Stück weit verloren geraten in diesem Rausch der Ekstase. Und das gilt nicht nur für die eben erwähnte Party, die ganz nebenbei auch als ungemein clevere Einführung für die Hauptfiguren dient. Schnell geht es an ein Set, an dem mehrere Filme gedreht werden…

Margot Robbie in Babylon
Margot Robbie in Babylon © Paramount Pictures
Da ist einerseits Brad Pitts alternder, aber saumäßig cooler Jack Conrad, der eigentlich den ganz Tag in seinem Zelt nichts zu tun hat, als in der Maske zu sitzen, nur um dann für seine einzige Szene des Tages sturzbetrunken aufzutauchen. Oder Margot Robbie als aufstrebende Nellie LaRoy, die die Filmwelt der 20er Jahre wie auch mich sofort mit ihrem einmaligen Gespür für Rhythmus in den Bann zieht. Die eigentliche Hauptfigur Manny (Diego Calva) wird dabei an diesem Drehtag schnell in die Stadt geschickt, um eine neue Kamera zu holen, da bei einem Historienfilms im Chaos der Schlacht alle Kameras zerstört wurden. Bei dieser lassen sich dann schnell die verwundeten Figuren im Film kaum mehr mit den tatsächlich verwundeten Darstellern am Set unterscheiden. Alles für die Kunst eben!

So setzt Chazelle eben auch von Anfang an eine kritische Perspektive auf das Filmgeschäft. Er zeigt uns ein Hollywood voller oberflächlicher Magie und Anziehungskraft, deutet aber stetig an wie kaputt die Menschen darunter sind, und wie wenig einer jeder von ihnen in dieser riesigen Maschinerie wert ist. Deutlich spürt man zu jeder Sekunde seine Liebe zum Medium, aber seinen Frust über das Geschäft dahinter…

All das wird in den aberwitzigsten Situationen (wie der oben beschriebenen) mit Unmengen schwarzem Humor herausgearbeitet. Wenn später der Tonfilm in Tinseltown den Einzug hält, lässt Chazelle die ganze Absurdität der Probleme, die damit einhergehen, in langen, energetischen Einstellungen ausbreiten. Das Endergebnis könnte kaum witziger und immer wieder doch auch irgendwie trauriger sein. Und dennoch fühle ich diese elektrisierende Wirkung Hollywoods in jeder Zeller meines Körpers!

Brad Pitt in Babylon
Brad Pitt in Babylon © Paramount Pictures
Doch nach dem Rausch muss das Erwachen und der Kater kommen, und damit auch die Probleme des Films. Denn nach geschätzten zwei Dritteln nimmt Babylon eine deutliche Wendung in ernstere Gefilde hin, und verliert leider dabei viel von seiner charmanten Energie. Plötzlich wird dieses zuvor so groß gezeichnete Bild zu einem intimeren Drama, für das diese Art der Figurenzeichnung aber einfach nicht gemacht ist. Der dramatische Unterbau, auf dem all das fußen soll, fehlt hier für mich.

Auch problematisiert sich zunehmend, dass die Hauptfigur Manny eigentlich gar nicht mal so interessant ist (auch weil mir ein eigentlich sehr kompetenter Diego Luna zu oft den immer gleichen Gesichtsausdruck aufsetzt). Auch die Handlung wirkt plötzlich zielloser und verliert sich zunehmend ein wenig…

So ergeben sich gerade in der Qualität zwei sehr unterschiedliche Teile eines Films, der es glücklicherweise dennoch schafft, auf einem sehr mitreißenden, vor allem aber einzigartigen Finale zu enden. Und so ging ich ein wenig zwiegespalten aus einem der faszinierendsten Kinoerlebnisse der letzten Jahre heraus. Und dennoch, wie ich den Saal verließ und nun einige Tage später, wie ich diese Zeilen schreibe, denke ich mit einem Lächeln an Babylon, an diese gleichermaßen magische, wie grauenhafte Stadt der Sünde. Am Ende bleibt dann eben die Erinnerung an die Party, und nicht an den Kater danach…

Fazit:
Auch wenn sich Babylon als Gesamterlebnis als zweischneidiges Schwert entpuppt, konnte ich mich der inhärenten Kinomagie - und wie sehr sich diese in mein Bewusstsein eingegraben hat -einfach nicht entziehen. Chazelles bisher schwächster Film, ist dennoch ein ganz großer!
by Sebastian Stegbauer

Bilder © Paramount Pictures Germany