Tommaso und der Tanz der Geister - DVD

DVD Start: 16.07.2020
FSK: ab 12 - Laufzeit: 113 min

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Inhalt

Tommaso lebt mit seiner Frau Nikki und seiner 3-jährigen Tochter in Rom. Für den amerikanischen Künstler, der stets nur den Ausnahmezustand kannte, ist das Familienleben wie das Atmen auf einem fremden Planeten. Vom Leben am Limit und dem unkonventionellen Hedonismus des Künstler-Egos wollte sich Tommaso lösen und als Ehemann und Vater glücklich werden. Doch dafür muss er neu justieren, wie wichtig er sich selbst und seine Ambitionen nehmen möchte. Fernab von der Heimat und jenseits der Verantwortungslosigkeiten, die das Künstlerleben erlaubt, stehen jetzt Italienischkurse, Yoga-Stunden und Spielplatz auf dem Programm. Der familiäre Takt schlägt einen neuen Rhythmus an: Einkaufszettel, Kochpläne, Schlafenszeiten, Beziehungsprobleme. Tommaso versucht trotzdem, weiter als Künstler kreativ zu bleiben. Er meditiert, gibt Schauspielunterricht, arbeitet nachts an einem neuen Film und sucht psychologische Unterstützung. Doch die Reste seiner Vergangenheit leben in ihm weiter. Sein künstlerisches Ego insistiert und sucht Tommaso in abgründigen, schmerzhaften Träumen heim.

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DVD Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: goodmovies / Neue Visionen
Tonformate:
Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 / 2,35:1 Anamorph Widescreen
Bonusmaterial:
Trailer

Video on demand - Tommaso und der Tanz der Geister

DVD und Blu-ray | Tommaso und der Tanz der Geister

DVD
Tommaso und der Tanz der Geister Tommaso und der Tanz der Geister
DVD Start:
16.07.2020
FSK: 12 - Laufzeit: 113 min.

zur DVD Kritik

DVD Kritik - Tommaso und der Tanz der Geister

DVD Wertung:
Film: | 7/10
Bild: | 5/10
Ton: | 7/10
Extras: | 1/10
Gesamt: | 6/10


Abel Ferrara gilt wahrlich nicht als der subtilste Filmemacher: Der Erschaffer zutiefst persönlicher und ungefiltert kreativer Werke wie „Bad Lieutenant“, „Das Begränbnis“ oder „King of New York“ sind Filme, die nie zurückhalten und in ihrer künstlerischen Furchtlosigkeit mindestens faszinieren, aber auch immer provozieren und polarisieren. Mit seinem neuen Film „Tommaso“ scheint der New Yorker einen deutlichen Gang zurückzuschalten, indem er seinen bislang sicherlich persönlichsten, da überdeutlich autobiografisch angehauchten Film inszeniert. Hier schickt er seine in seiner Filmografie immer wiederkehrende Muse Willem Dafoe in eine selbstreflektierende Persönlichkeitssuche, die bemerkenswert unaufgeregt und natürlich daherkommt – zumindest bis zu einem überraschenden Finale, bei dem Ferrara seine harte Kante dann doch zum Vorschein bringt.

Tommaso (Dafoe) ist wie Ferrara ein Filmemacher, der seine wildeste Zeit hinter sich gelassen hat und nun in Rom (wie Ferrara) mit einer jüngeren Frau (Ferraras eigene Gattin Cristina Chiriac) und einer kleinen Tochter (wer wohl: sein jüngstes Kind Anna Ferrara) lebt. Einen größeren autobiografischen Bezug könnte man also sicherlich kaum herleiten. Über Dafoe (glänzend wie immer) sucht Ferrara eine Katharsis und erschafft ein Alter Ego, das in Rom Italienischkurse belegt, Schauspielkurse gibt, Treffen mit anonymen Alkoholikern besucht, an einem neuen Film (tatsächlich Ferraras im Anschluss erschienener „Siberia“) arbeitet und ansonsten ein gediegenes domestiziertes Leben fernab von Drogenexzessen in der italienischen Metropole lebt.

Dem von Dämonen verfolgten Künstler Tommaso entgleitet seine junge, lebenslustige Frau Nikki zunehmend.
Dem von Dämonen verfolgten Künstler Tommaso entgleitet seine junge, lebenslustige Frau Nikki zunehmend. © Peter Zeitlinger
Ferrara klebt mit seiner Kamera stets an Dafoe und lässt seinen Film weitestgehend ereignislos, aber wunderbar lebensnah und authentisch beobachtet dahinplätschern. Trotz oder gerade wegen seiner erzählerischen Antriebslosigkeit und dem Verzicht auf narrative Konventionen wirkt „Tommaso“ überaus vital und setzt seinen Fokus auf ein psychologisch tiefschürfendes und stark subjektiv erzähltes Portrait eines Mannes, der zwar meist in sich ruhend, aber dennoch immer noch suchend ist. Über Tommaso hängen immer noch die Dämonen seiner Vergangenheit, sodass auch wenn er meist als sensibler und sorgender Mann und Vater daherkommt, ein Eindruck von Düsternis bleibt. Versuche der Introspektion kommen immer wieder zum Vorschein, jedoch erscheint Tommaso als gelegentlich selbstmitleidige Figur, deren größte Schwäche sie selber ist.

Wer hier eine herkömmliche Figurenentwicklung mit persönlicher Katharsis sucht, ist jedoch fehl am Platz. Ferrara verweigert einfache Antworten und eine schlichte Läuterung seines komplexen Alter Egos. Dafür mündet der oft sowohl vor als auch hinter der Kamera improvisiert daherkommende Film in einem bewusst irritierenden  Finale, das in deutlichem Kontrast zu dem naturalistisch und durchaus auch dank des Rom-Settings an den italienischen Neorealismus erinnernden Film steht. Ferraras Griff in die Metaphorik wirkt zwar durchaus mutig, aber auch etwas bemüht und möglicherweise eine Spur fehlgeleitet. Gelegentliches Einstreuen von Videoclips, Tommasos sexuellen Fantasien sowie angstbehandelnde Tramsequenzen vertiefen das entwaffnende und psychologisch überaus komlexe Bild einer ruhelosen Persönlichkeit. So bleibt hier ein Film, der insbesondere für Kenner von Ferrara und Freunde des anspruchsvollen Kunstkinos einen Blick wert ist.

Tommaso versucht seiner kleinen Tochter ein guter Vater zu sein, und doch wird er immer wieder von schmerzenden Erinnerungen eingeholt. Wenigstens diesmal will er alles richtig machen.
Tommaso versucht seiner kleinen Tochter ein guter Vater zu sein, und doch wird er immer wieder von schmerzenden Erinnerungen eingeholt. Wenigstens diesmal will er alles richtig machen. © Peter Zeitlinger
Bild
„Tommaso“ wurde digital auf Arri Alexa Mini aufgezeichnet. Werner Herzogs Stammkameramann Peter Zeitlinger zeichnet sich hier für einen bewusst eher reduzierten und nicht immer schönen Look aus, der Tommasos Leben spontan und nahezu dokumentarisch einfängt. Die Farbpalette wirkt wenig natürlich, da entsättigt und oft etwas dumpf. Zur improvisiert wirkenden visuellen Erscheinung tragen auch unrunde Kamerabewegungen, teils falsche Weißabgleiche und Unschärfen bei. Zusätzlich kommt es bei Bewegungen aber auch zu unschönem Kantenflimmern, das sicherlich vermeidbar war. Schärfe und Detaillevel bewegen sich (auch durch das DVD-Format) auf eher moderatem Level. Folglich kann der DVD und dem Film ein unter künstlerischen Aspekten adäquater Look bescheinigt werden, Technik-Puristen werden hier jedoch vermutlich enttäuscht zurückbleiben.

Ton
Akustisch bietet die DVD zu „Tommaso“ keinen wirklichen Grund zur Beanstandung. Der primär dialogbasierte Film ist entsprechend frontlastig abgemischt und überzeugt hier mit guter Verständlichkeit. Surroundeffekte sind hier natürlich sehr reduziert gehalten.

Extras
Leider bietet die DVD lediglich ein paar Trailer als Bonusmaterial.


Fazit:
Mit „Tommaso“ zeigt sich Regie-Provokateur Abel Ferrara von seiner bislang wohl gediegensten, ruhigsten, aber dennoch weiterhin mutigen Seite. Sein überdeutlich autobiografisch angehauchter Film begeistert vor allem durch eine weitere fabelhafte Darstellung von Willem Dafoe, überzeugt aber auch durch seine lebendige, lebensnahe und vor allem brutal ehrliche Machart, die auf eine herkömmliche Dramaturgie völlig verzichtet. Letztlich sorgt der Verzicht auf Figurenentwicklung und eine wirkungsvolle Katharsis jedoch gerade in den symbolhaltigen Schlussminuten für Irritation, dennoch ist „Tommaso“ ein in vielerlei Hinsicht bewundernswerter Film.


by Florian Hoffmann
Bilder © goodmovies / Neue Visionen




Tommaso und der Tanz der Geister - Trailer



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