Self/Less

Self/Less (2015), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Thriller / Science-Fiction
Kinostart Deutschland: - Verleih: Concorde Filmverleih GmbH

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Self/Less Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Auch immenser Erfolg und Reichtum bieten ihm keine Garantie für ein langes, gesundes Leben: Als der milliardenschwere Unternehmer Damian (Ben Kingsley) erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, begibt er sich in die Hände einer geheimen Organisation unter der Leitung von Albright (Matthew Goode). Um seine Lebenszeit zu verlängern, lässt er sein Bewusstsein in einen anderen, jüngeren Körper übertragen. "Shedding" nennt sich das ebenso geheime wie teure Verfahren. Das Experiment glückt und der wieder junge Damian (Ryan Reynolds) beginnt unter seiner neuen Identität "Edward" und in einer anderen Stadt, die gewonnene Zeit in vollen Zügen zu genießen. Doch die neue Welt bekommt Risse, als er von wirren Träumen geplagt wird - Erinnerungen an ein Leben, das nicht sein eigenes ist. Als Damian diesen Visionen auf den Grund geht, muss er erneut um sein Leben fürchten, denn Albright und seine Organisation sind nicht bereit, ihr lukratives Geheimnis kampflos aufzugeben...

Ryan Reynolds, Matthew Goode und Michelle Dockery | mehr Cast & Crew


Self/Less - Trailer


Self/Less - Trailer


DVD und Blu-ray | Self/Less

Blu-ray
Self/less - Der Fremde in mir Self/less - Der Fremde in mir
Blu-ray Start:
23.12.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 117 min.
DVD
Self/less - Der Fremde in mir Self/less - Der Fremde in mir
DVD Start:
23.12.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 112 min.

Filmkritik Self/Less

Filmwertung: | 7/10


Tarsem Singh gehört neben David Fincher, Spike Jonze, Mark Romanek und Jonathan Glazer zu den wohl einflussreichsten Werbe- und Musikvideoregisseuren der letzten 25 Jahre. Der Erschaffer von so ikonischen (teils sogar im MoMA dauerhaft ausgestellten) Clipkunstwerken wie R.E.M.s Video zu „Losing My Religion“ konnte als Spielfilmregisseur bisher aber nicht ganz an seine Video-Erfolge heranreichen. Mit visuell überwältigenden Filmen wie „The Cell“, „Krieg der Götter“ und „Spieglein, Spieglein“ konnte er seinen einzigartigen Stil zwar eindrucksvoll zur Schau stellen, abgesehen von seinem bisherigen Meisterwerk „The Fall“ fehlte ihm aber meistens ein wirklich gutes Drehbuch. Auch sein neues Vehikel „Self/less“ ist ein weiteres Hochglanzprodukt, das neben Tarsems filmischem Können vor allem eine interessante Prämisse bietet, die einen durchaus soliden Thriller mit spannender moralischer Dimension ergibt.

Im Mittelpunkt steht der alternde, milliardenschwere New Yorker Immobilienmagnat Damian Hall (Ben Kingsley), dessen Erfolge ihn sogar als „Mann, der New York erschuf“ aufs Cover des Time Magazine gebracht hat. Doch trotz einer vorbildlichen, auf harter Arbeit beruhenden Bilderbuchkarriere und allem Reichtum ist auch der 68-jährige nicht vor der Sterblichkeit gefeit: Der Körper des Bauunternehmers ist vom Krebs zerfressen und er hat nur noch höchstens sechs Monate zu leben. Abhilfe verschafft eine mysteriöse Organisation, die einen medizinischen Prozess namens „Shedding“ erfunden hat. Albright (Matthew Goode), der brillante Erfinder dieses Verfahrens, verspricht dem Kunden einen neuen Körper in bestem Zustand, der eigens im Labor gezüchtet wurde. Hierfür muss Halls Tod vorgetäuscht werden und sein altes Leben komplett aufgegeben werden. Der Prozess ist erfolgreich und in frischer Hülle (Ryan Reynolds) wagt Hall in New Orleans einen kompletten Neustart und genießt die vielen Vorzüge seines neuen Lebens. Doch Damian wird immer wieder von Halluzinationen verfolgt, die nur durch ein bestimmtes Medikament zu unterdrücken sind. Der Neugeborene geht Hinweisen in diesen Visionen nach und stößt auf eine dunkle Wahrheit…

Die Trailer zu „Self/less“ spoilern leider viele der Überraschungen des Films, was an dieser Stelle aber vermieden werden soll. „Überraschungen“ ist noch recht positiv ausgedrückt, denn nach einer gewissen Zeit folgt der Film sehr vorhersehbaren Wegen. Der erste Akt ist allerdings sehr spannend inszeniert, denn Tarsem und die Drehbuchautoren Álex und David Pastor sind um einen behutsamen Aufbau und eine bedächtige Einführung der Charaktere bemüht. So ist Hall angenehmerweise kein als konventionell rücksichtslos portraitierter Immobilienhai dargestellt, sondern als hart arbeitender, nachdenklicher Mann, der nicht mit dem Gedanken eines zu frühen Todes leben kann. Zudem hat er sich von seiner Tochter Claire (Michelle Dockery) entfremdet, was ihm sehr zu schaffen macht. Schön und glaubhaft ist auch die tief freundschaftliche Beziehung zu seinem langjährigen Geschäftspartner Martin (Victor Garber) dargestellt. So fällt eine Identifikation mit dem Protagonisten leicht und die Vorstellung, durch Körperwandel länger leben zu können, ist fesselnd. Hier gibt es keine unnötigen Längen, mit großer Präzision und Effektivität verfliegen die ersten knackigen Minuten wie im Flug. Durch die Ankündigung dieses mysteriösen Prozesses wird zwangsläufig eben jede Menge Antizipation beim Zuschauer erzeugt. Hinzu kommen Tarsems gewohnt verführerisch durchgestylten Hochglanz-Bilder, die klar und schnörkellos, aber dennoch schön komponiert sind. „Self/less“ sieht einfach schick aus.

Wenn Hall schließlich in seinen neuen Körper geschlüpft ist, entwickelt der Film aber eine echte Dynamik: In pulsierenden Montagen in videoclipartigem Schnitt elektrisiert Tarsem mit der Präzision eines Werbefilmers, bei dem jedes Bild perfekt sitzt. Hier wird Halls verjüngter Lebensstil aufregend bebildert, athletischer Basketball, tolle Häuser, Autos, Boote, Clubs und vor allem junge, hübsche Frauen. Doch „Self/less“ ist nur kurz an diesem Hedonismus interessiert und widmet sich rasch den vordergründigen Thriller-Aspekten. Wie bereits angedeutet, hier ist nicht alles so wie es scheint und Halls Versuche, seinen Visionen nachzugehen, werden schnell zur tödlichen Gefahr. Doch trotz aller hervorragend und wirklich aufregend choreografierten (und handgemachten) Actionszenen ist „Self/less“ eher milde spannend, da er letztlich sehr durchsichtig wirkt.

Positiv ist aber, dass der Film immer sehr an den moralischen und ethischen Implikationen dieses Körperwechsel-Prozesses ist. Was ist der Preis, unsterblich zu sein? „Self/less“ ist zwar primär ein geradliniger Thriller, doch er bietet immerhin etwas intellektuelles Futter, das zum Nachdenken anregt. Der Film funktioniert aber weitestgehend dank seiner guten Darsteller: Ben Kingsley macht das Beste aus seinem doch recht kurzen Auftritt, er etabliert seine Figur mit menschlichen und glaubhaften Zwischentönen in angenehm reduzierten Spiel. Das Zepter übernimmt dann Ryan Reynolds, dem es dank einiger Flops („Green Lantern“, „R.I.P.D.“) nie so richtig gelungen ist, sich in der A-Liste Hollywoods als Superstar zu etablieren. Doch Reynolds ist hier definitiv eine charismatische Präsenz, bei der die Identifikation leicht fällt. Sehr gelungen sind auch die Momente zwischen Hall und seinem Geschäftspartner Martin, den Victor Garber hier in einer kleinen Rolle wunderbar verkörpert. Hier werden immer wieder gelungene menschliche Akzente gesetzt, durch die der Film zumindest manch einen emotionalen Moment zu bieten hat. Hier geht es definitiv nicht nur um billige Thrills.

So ist „Self/less“ ein durchaus solider Thriller geworden, der über seine knapp zwei Stunden trotz aller Vorhersehbarkeiten durchaus zu packen weiß. Neben den guten Darstellern, der Menschlichkeit und den moralischen Ideen, die hinter dem Film stecken, ist es eben auch Tarsems stilvolle Inszenierung, die den Film sehenswert macht. Visuell ist „Self/less“ zwar definitiv sein zurückhaltendster Film, doch es gelingt dem gebürtigen Inder, auch das Alltägliche und Gewöhnliche subtil aufregend aussehen zu lassen. Die meist statischen Bilder sind besonders am Anfang kühl und präzise gestaltet, der Film ist akribisch designt, das prachtvoll, fast ganz in Gold- und Weißtönen eingerichtete Apartment von Hall setzt hier besonders Akzente. Außerdem gelingt es Tarsem und seinen Akteuren, den auf dem Papier doch recht absurden Plot weitestgehend glaubwürdig und in der Realität grundiert zu inszenieren, was in diesem Genre auch nicht selbstverständlich ist.

Fazit:
Ein solider und durchgestylter Hochglanz-Thriller, der interessante Fragen aufwirft und dank guter Darsteller und menschlicher Dimension fast über seinen weitestgehend vorhersehbaren Plot hinwegkommt.
by Florian Hoffmann

Bilder © Concorde Filmverleih GmbH