Mommy

Mommy (2014), Kanada
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH

Mommy Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Die resolute Diane liebt ihren 15-jährigen Sohn Steve über alles, obwohl er sie mit seinen extremen Wut- und Gewaltausbrüchen in den Wahnsinn und in den Ruin treibt. Seit dem Tod seines Vaters hat Steve eine Reihe von Heimen für schwer erziehbare Kinder durchlaufen. Nun kommt er zurück zu seiner Mutter, weil niemand sonst mit ihm fertig wird. Mit seinem fordernden Anspruch auf die Rolle des Mannes im Haus und seiner überbordenden Liebe zu ihr stellt er sie auf die Probe. Dabei ist Diane auch ohne ihren unbändigen Sohn längst überfordert mit sich und der Welt. In ihrem Bemühen, ihr Schicksal zu meistern, bekommt sie unverhofft Hilfe von der schweigsamen Nachbarin Kyla, der es gelingt, eine Balance in der Mutter-Sohn-Beziehung zu schaffen und eine zarte Hoffnung auf eine vielleicht doch noch glückliche Zukunft aufkeimen zu lassen.

Antoine-Olivier Pilon, Anne Dorval und Suzanne Clément | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Mommy

Blu-ray
Mommy Mommy
Blu-ray Start:
21.05.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 138 min.

zur Blu-ray Kritik
Mommy Mommy
Blu-ray Start:
14.07.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 139 min.
DVD
Mommy Mommy
DVD Start:
21.05.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 132 min.
Mommy Mommy
DVD Start:
14.07.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 133 min.

Filmkritik Mommy

Filmwertung: | 9/10


Mit „Mommy“ legt der gerade einmal 25 Jahre alte, frankokanadische Filmemacher Xavier Dolan schon seinen fünften Film vor und konnte damit bereits in Cannes für begeisterte Kritikerstimmen sorgen. Am 13. November startet das intensive Drama nun endlich in den deutschen Kinos!

Als die verwitwete und alleinerziehende Mutter Diane (Anne Dorval) ihren Sohn Steve (Antoine-Oliver Pilon) nach einem Psychiatrieaufenthalt wieder bei ihr zuhause wohnen lässt, stellt das schnell eine enorme Überforderung und Belastung dar. Der an ADHS leidende, pubertierende Junge kommt niemals zur Ruhe, neigt zu plötzlichen Gewaltausbrüchen und macht auch vor Diebstahl oder Vandalismus nicht halt. Dass Diane auch noch ihren Job verliert, macht ihr Leben schließlich noch komplizierter und sie droht langsam zu verzweifeln. Doch die Rettung naht in Form der freundlichen Nachbarin Kyla (Suzanne Clément), die selbst an einer posttraumatischen Störung leidet und sich dazu bereit erklärt, Steve Schulunterricht zu geben. Es scheint sich also zunächst alles wieder zum Guten zu wenden, doch dann liegt auf einmal eine gerichtliche Vorladung im Briefkasten…

Zunächst fällt eine formale Besonderheit auf: Um den Blick des Zuschauers voll und ganz auf die Protagonisten und deren Gefühle zu fokussieren, hat sich Dolan dafür entschieden, lediglich einen auf die Mitte reduzierten Bildausschnitt zum Erzählen seiner Geschichte zu nutzen. Das wirkt anfangs zwar befremdlich, erzeugt mit fortlaufender Spieldauer aber genau den Effekt, den der Regisseur beabsichtigt haben dürfte. Das eingeschränkte Blickfeld funktioniert außerdem hervorragend als Metapher für den von Vorurteilen bestimmten Blick der Gesellschaft auf die sozial schwache Unterschicht, zu der auch Diane und ihr Sohn Steve zählen. Für die Darsteller stellt diese formale Entscheidung zweifellos eine große Herausforderung dar, immerhin stehen sie jeder Zeit im Mittelpunkt und sind den genauen Beobachtungen des Publikums ausgesetzt. Schwache Schauspielleistungen hätten einen Film dieser Art daher vollkommen zerstört. Doch glücklicherweise vereint Dolan wieder einmal ein überaus begabtes Schauspielerensemble in seinem Kreis, das den naturalistischen Szenen des Filmes in ihrer gesamten Emotionalität zum Gelingen verhilft. Die schwierigste Rolle ist wohl die des Steve, der aufgrund seiner psychischen Erkrankung in einer ständigen Wechselbewegung zwischen emotionalen Extremen oszilliert und darüber hinaus von mimischen Ticks gepeinigt wird. Antoine-Oliver Pilon schafft es, dem höchst ambivalenten Charakter in jeder Hinsicht gerecht zu werden und kann je nach Situation ebenso liebenswert wie bedrohlich wirken. Steves ständiges Bemühen, der arbeitslosen Mutter das Leben zu erleichtern, zeugt zwar von großer sozialer Kompetenz, doch im nächsten Moment schlägt er aufgrund eines Wutanfalles die gesamte Wohnungseinrichtung kaputt. Glücklicherweise harmonieren Anne Dorval und Antoine-Oliver Pilon perfekt als Mutter-Sohn-Gespann und können die schwierige Beziehung auf der Leinwand ebenso glaubhaft wie subtil umsetzen und ausformulieren. Als Dritte im Bunde, kann auch Suzanne Clément bleibende Akzente setzen und überzeugt als stotternde, posttraumatisch und verbal beeinträchtigte Lehrerin Kyla, die durch Diane und ihren Sohn wieder neue Lebenskraft schöpfen kann. Das Trio sorgt für eine beachtliche inhaltliche und emotionale Dynamik, die den Zuschauer schnell zu involvieren weiß. Zwischendurch lässt Dolan außerdem ganz beiläufig kritische Zwischentöne einfließen, bei denen der Charakter der Psychiatrie ebenso ungeschönt durchleuchtet wird, wie herrschende gesellschaftliche Zwänge und Determinierungen - er verliert dabei jedoch nie das mitreißende Beziehungsdrama seiner Protagonisten aus den Augen.
Dass dem jungen Regisseur bereits zum fünften Mal in Folge ein ebenso berührender wie stilistisch eindrucksvoller Film gelungen ist, kann nur als kleines cineastisches Wunder bezeichnet werden!

Fazit Xavier Dolans „Mommy“ ist ein ebenso fesselndes wie berührendes cineastisches Geschenk, in dem Kitsch und Wahrhaftigkeit ungemein nahe beieinander liegen.
by Jonas Hoppe

Bilder © Weltkino Filmverleih GmbH