Filmwertung: |
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| 8/10 |
Manchmal muss ein Mann ein Biber werden, um wieder ein Mann zu werden.
Mel Gibson spielt den an einer schweren Depression leidenden Walter Black. Seine Familie unterstützt ihn, so gut es geht, ist irgendwann aber auch mit ihrer Kraft am Ende, so dass Walter aus dem gemeinsamen Haus ausziehen muss. Beim Kauf eines enormen Alkoholvorrates mit dem er sich irgendwie Erleichterung schaffen will, fischt Walter eine Handpuppe in Form eines Bibers aus dem Müllcontainer und nimmt ihn kurz entschlossen mit ins Hotelzimmer. Als er mit einem mächtigen Kater wieder aufwacht, ist der Biber auf irgendeine Art mit ihm verwachsen und spricht zu ihm. Fortan ist der Biber immer mit dabei und Walter kann seine Depressionen verdrängen. Doch Verdrängen ist bei Krankheiten selten ein guter Rat und so spitzt sich die Lage immer weiter zu.
Das Familien-Drama von Regisseurin Jodie Foster um eine schwere psychische Krankheit bietet Mel Gibson den perfekten Rahmen, um sich von seinen zuletzt ständig auftauchenden negativen Schlagzeilen zu rehabilitieren. Und das hat der Schauspieler durchaus geschafft. Seine Rolle des depressiven Walter Black spielt Mel Gibson sehr überzeugend und glaubwürdig. Man könnte fast denken, Mel Gibson würde sich selbst spielen. In jeder Sekunde des Filmes wird dem Zuschauer bewusst, wie krank Walter ist, wie er leidet, weil er aus der Depression nicht ausbrechen kann, seine Familie dadurch verliert, wie er immer weiter abstumpft und den Lebensmut verliert. Wenn er als Ausweg die Biber-Handpuppe findet und sie als Ventil für seine Krankheit nutzt, ist auch das plausibel. Albern wirkt das ganz und gar nicht, obwohl das durch den Biber sprechen ein paar humorvollen Szenen heraufbeschwört. Aber genau diese Szenen sind es auch, die den düstern Hintergrund der Geschichte etwas die Schwere nehmen. Mel Gibson schafft wunderbar die Balance zwischen Melancholie und Humor und wirkt trotz Biber-Handpuppe sehr authentisch.
Auch die anderen Darsteller, angefangen bei der wunderbaren Jodie Foster, die die langsam verzweifelnde Ehefrau von Mel Gibson spielt, über den älteren Sohn Anton Yelchin, der unbedingt ganz anders als sein Vater sein will, und seine Flamme Jennifer Lawrence, die seit ihrer Glanzleistung in „Winter’s Bone“ auf der Erfolgswelle schwimmt, sind hervorragend gecastet.
Schade ist, dass sich die sehr interessante und gut gespielte Geschichte um den depressiven Walter nicht als alleinige Geschichte behaupten darf. Hier wird noch eine Liebesgeschichte mit Walters Sohn und einer Mitschülerin hineingewebt, die die Story eigentlich nicht gebraucht hätte. Natürlich geht das Leben einer Familie, die so eine Krankheit durchstehen muss, weiter, trotzdem fand ich, es war etwas zuviel des Guten. Und da der Sohn und seine Freundin natürlich auch ihre eigenen Päckchen zu tragen hatten, wurde man zu sehr vom eigentlichen Thema Depression abgelenkt. Doch dieser Punkt wiegt nicht besonders schwer in dem ansonsten hervorragend erzählten und geschauspielerten Drama.
Fazit: Ein sehenswertes Drama, vor allem wegen Mel Gibson!
by Gesa-Marie Pludra
Bilder © Concorde Filmverleih GmbH