Das Leben der Hannah Arendt - ab 17. Januar 2013 im Kino

26.07.2012

Ihr Denken veränderte die Welt. Hannah Arendts gesellschaftspolitische Schriften über totalitäre Systeme und Demokratie prägen bis heute unsere Sichtweise auf das 20. Jahrhundert und sind aus unserem Verständnis für politische Zusammenhänge – auch der aktuellen – nicht mehr weg zu denken. In ihrem Film HANNAH ARENDT beschäftigt sich Margarethe von Trotta (Rosa Luxemburg, Die bleierne Zeit, Rosenstraße, Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen) erneut mit einer der Großen unserer Zeitgeschichte, interessiert sich aber nicht nur für das Phänomen Hannah Arendt, sondern vor allem für die Frau, die sich hinter der unabhängigen Denkerin verbirgt. Entstanden ist das sehr berührende Porträt einer Frau, die nicht nur kompromisslos und unangepasst denkt, sondern mit viel Humor und Herzenswärme ein außergewöhnliches Leben führt. Fast ‚en passant’ reflektiert von Trotta zudem die gesellschaftliche Atmosphäre der 60er Jahre und den damals schwierigen Prozess der Auseinandersetzung mit dem Horror des Nazi-Regimes. Und offenbart, wie weit Hannah Arendt ihrer Zeit voraus war.

Die Geschichte: Im April 1961 reist die deutsch-jüdische Philosophin Hannah Arendt (Barbara Sukowa) aus ihrem New Yorker Exil nach Jerusalem, um für den renommierten The New Yorker über den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann zu berichten. Hierfür löst sie sich ganz bewusst von dem „einsamen Geschäft des Denkens“ und sucht die direkte Auseinandersetzung mit jenen Menschen, deren Handeln unter dem Nazi-Regime sie verstehen will. Als Hannah Arendt ihre Artikel-Serie veröffentlicht, löst sie weltweit eine Welle der Entrüstung aus. Sie sieht in Eichmann nicht das Monster, für das die Weltöffentlichkeit ihn hält, sondern erkennt in ihm einen Schreibtischtäter, der seine Aufgabe bestmöglich erfüllen wollte und sich keiner Schuld bewusst ist, da er Befehle von oben gehorsam befolgte. Eichmann verkörpert für sie die „Banalität des Bösen“. Diese mutige Erkenntnis hat weit reichende Folgen. Hannah Arendt wird geächtet, angefeindet, verliert lebenslange Freunde. Doch sie bleibt bei ihrer konsequenten Haltung, sie kämpft und scheut keine Auseinandersetzung. Denn sie will verstehen, auch wenn das bedeutet, dahin zu denken, wo es weh tut.

Barbara Sukowa (Hierankl, Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen) spielt die Hauptrolle der Hannah Arendt, Axel Milberg (Goethe, Almanya – Willkommen in Deutschland) ihren Ehemann Heinrich Blücher. Als Arendts beste Freundin, die Romanautorin Mary McCarthy, stand die britische Schauspielerin Janet McTeer (Tumbleweeds, Albert Nobbs) vor der Kamera. Als Hannah Arendts wichtige Vertraute Lotte Köhler ist Julia Jentsch (Sophie Scholl – Die letzten Tage, Tannöd) zu sehen. Arendts Freundeskreis, der sog. ‚tribe’, setzt sich zusammen aus ihrem Freund aus Heidelberger Studienzeiten Hans Jonas, gespielt von Ulrich Noethen (Der Untergang, Ein fliehendes Pferd), ihrem langjährigen Weggefährten Kurt Blumenfeld, gespielt von Michael Degen (Leo und Claire, Nachts im Park) und Charlotte Beradt, die sich vor allem zu Hannahs Ehemann hingezogen fühlt, gespielt von Victoria Trauttmansdorff (Das Blaue vom Himmel, Gegenüber). Hannah Arendts Jugendliebe, der Philosoph Martin Heidegger, wird gespielt von Klaus Pohl (Der gläserne Blick, Das Fremde in mir).

Für die Kamera verantwortlich zeichnete Caroline Champetier, die im vergangenen Jahr mit einem César für den Film „Von Menschen und Göttern“ ausgezeichnet wurde.