Yvonne Catterfeld

Yvonne Catterfeld ©Universum Film

Daten und Fakten

Geburtstag:
02.12.1979
Geburtsort:
Erfurt, Deutschland


zum Interview mit Yvonne Catterfeld

Filmographie Yvonne Catterfeld

Yvonne Catterfeld hat in folgenden Filmen mitgewirkt, als:

Darsteller:


Bocksprünge
Bocksprünge
(2014)



Stimme:





Interview mit Yvonne Catterfeld

YVONNE CATTERFELD glaubt an die Kraft des Jetzt - im Interview zu „Cecelia Ahern: Zwischen Himmel und hier“ und „Cecelia Ahern: Mein ganzes halbes Leben“



Deine Figur Amalia sucht im Film ihre Vergangenheit und findet eine Zukunft. Sind Vergangenes und Zukünftiges mit dem Leben im Moment vereinbar?
Darüber gibt es viele Bücher und ich halte das für ein sehr spannendes Thema. Auf meinem Handy steht "Die Kraft des Jetzt", weil ich das Leben im Moment für sehr erstrebenswert halte. Ich finde, man ertappt sich oft dabei Gedanken hinterher zu hängen. Man wird nostalgisch und wehmütig oder macht sich Sorgen um die Zukunft. All diese Dinge nehmen einem den Moment. Eckhart Tolle hat darüber zum Beispiel Bücher geschrieben. Was er lehrt, ist für mich sehr faszinierend, aber natürlich bin auch ich nicht immer im Moment.

Bist du Nostalgikerin?
Das würde ich nicht sagen. Ich bin jemand, der selten in der Vergangenheit verweilt. Manchmal hänge ich bestimmten Erlebnissen und Momenten zwar wehmütig nach, sehe mir alte Fotos an und denke plötzlich, dieses und jenes würde ich gerne nochmal erleben, aber damit hat es sich dann auch.

Ist Loslassen erlernbar?
Ich glaube schon. Wenn man es wirklich will, dann lässt es sich sicher lernen. Wir verpassen so viele Momente, weil wir nicht im Jetzt sind. Wenn man zum Beispiel weiß, dass man bald abreisen muss, dann verfällt man noch lange vor der Abreise oft in einen Abschiedsschmerz und nimmt den Moment gar nicht mehr wahr. Der Tag ist dann Futsch.

Ist Glück etwas, nach dem man suchen kann oder ist es zufällig?
Gute Frage. Als junges Mädchen dachte ich, dass Glück einfach auf einen zukommt. So richtig stimmen tut das nicht. Ich hatte immer große Träume und habe schon als Kind groß gedacht. Ich glaube, meine Träume sind wahr geworden, weil ich alles dafür getan habe. Wenn man etwas wirklich will, dann tut man automatisch mehr dafür. Im Nachhinein denkt man, die Dinge sind so passiert, weil man es so wollte. Cecilia (Ahren) würde vielleicht sagen, das Universum hat einen unterstützt. Das kann sein, aber ich glaube große Sehnsüchte erfüllen sich nur deshalb, weil sie einen antreiben, das richtige zu tun. Früher war ich ein Traumtänzer. Ich habe mich oft zurückgezogen und mich meinen Tagträumereien hingegeben, habe meine Geschichten und Gedichte geschrieben. Für meine Freundinnen war ich die Träumerin und Idealistin. Heute steh ich mit beiden Beinen im Leben, bin realistischer, aber mehr Optimistin als Pessimistin.

Du glaubst also nicht mehr ans Schicksal?
Ich habe mich als junges Mädchen viel mit diesem Thema befasst. Ich lese zum Beispiel phasenweise Sachbücher und irgendwann kam mir dabei die Erkenntnis, dass man für alles selbst verantwortlich ist. Es ist vielleicht leichter, mit einem Glauben zu leben. Ich bin zwar nicht religiös aufgewachsen, hab aber an das Schicksal geglaubt. Man kann sich ein bisschen darauf ausruhen, weil man glaubt, alles sei eh vorherbestimmt. Das macht etwas planlos, aber auch gelassen. Alles passiert aus einem bestimmten Grund - das war lange Zeit mein Motto. Das hat sich etwas verändert. Ich bin auch heute noch jemand, der auf Zeichen achtet. Manchmal geschehen Dinge, die mir vielleichtetwas sagen sollen, und ich folge dem dann auch, aber grundsätzlich glaube ich heute, dass man alles selbst in der Hand hat. Auch wenn er nicht so schön ist, glaube ich mittlerweile mehr an diesen Ansatz.

Du bezeichnest dich als Optimistin. Glaubst du an die Annahme, als Pessimist ziehe man schlechte Dinge an?
Ja, daran glaube ich. Manchmal ertappe ich mich dabei, ein Kettengerüst aus pessimistischen und dunklen Gedanken zu konstruieren. Wenn ich meine Gedanken dann realisiere, dann werde ich etwas abergläubisch und versuche umzulenken. Ich muss dazu sagen, dass sich dieser Aberglauben in meinem Leben oft genug erfüllt hat. Wenn ich über etwas dachte, dass es sowieso nicht klappen wird, dann hat es auch nicht geklappt. Wenn ich dagegen völlig überzeugt war, dass etwas klappen wird, dann ist es so gekommen - auch wenn es manchmal Jahre gedauert hat. Manche Menschen würden sagen, dieser Prozess hat mit Ausstrahlung zu tun. In Büchern wie "The Secret" wird es Anziehung genannt. Das ist spannend . Aber an einigen Stellen wird es mir zu esoterisch (lacht), da geht es mir zu weit.

Apropos Bücher: Wie gut kennst du Cecilia Ahrens Romane?
Nicht so gut. Ihren neuen Roman "Die Liebe deines Lebens" habe ich zum Großteil gelesen, weil ich zusammen mit ihr eine Lesung dafür gemacht habe und "P.S. I love you" kenne ich auch. Letzteres habe ich gekauft, weil ich den Film toll fand. Die Geschichte hat eine außergewöhnliche Tragik und ist wirklich wahnsinnig traurig. Ein Happy End findet irgendwie statt, aber irgendwie auch nicht. Ich mag zum Beispiel auch Filme lieber, die kein Happy Ende haben. Ich ärgere mich dann vielleicht schwarz, aber trotzdem ist so eine Geschichte für mich nachhaltiger. Was mir an Cecilias Büchern gefällt ist das düstere und traurige Moment. Sie paart diese "Schwere" mit Leichtigkeit und Humor, den sie übrigens auch privat hat.

Bist du Vielleserin?
Ich lese privat selten Romane, sondern eher Sachbücher, von denen ich etwas zu lernen hoffe. Ich will das Lesen nicht als Realitätsflucht bezeichnen, aber es zieht einen doch ein Stück weit aus dem Leben. Mit Filmen lasse ich mich darauf eher und öfters ein. Ichkann ununterbrochen eine ganze Staffel HOMELANDschauen, dann mache ich den PC aus und denke "Ach so, jetzt bin ich also wieder in meinemLeben.Man ist plötzlich so selbstvergessen, ähnlich wie beim Lesen. (lacht) Das ist als wäre man mehrere Stunden einfach fort gewesen. Eine Alltagsflucht ist das durchaus .Man sieht mit den Augen und fühlt die Emotionen der Figur. Ich glaube bei Romanen findet ein ähnlicher Prozess statt, nur dass die eigene Phantasie noch eine größere Rolle spielt.

Der Film stellt eine Art Selbstsuche dar. Ist Selbstfindung endgültig erreichbar?
Fragen Sie mich das nochmal als alte Frau. Beruflich und privat verändert sich alles kontinuierlich und man entwickelt sich permanent. Gerade der Beruf, den ich ergriffen habe, setzt voraus, dass man sich mit der eigenen Person auseinandersetzt, um stetig an sich zu arbeiten. Für mich war das vielleicht sogar ein wichtiger Punkt bei der Berufswahl. Ich muss mich den Figuren zur Verfügung stellen und Dinge dazu lernen, um den Charakteren gerecht zu werden. Man entdeckt dabei oft bisher Unerkanntes über sich selbst und lernt sich mehr und mehr kennen. Das finde ich spannend. Ich glaube, ich weiß, wer ich bin, aber es gibt immer Situationen, in denen man von sich selbst überrascht wird, aber genau das ist das Interessante im Leben. Privat kann ich von mir sagen, dass ich schon seit längerem angekommen bin. Auch das ist für mich beruhigend, weil ich Wurzeln brauche, die übrigens auch für den Film eine Rolle spielen. Für mich persönlich gehören vor allem meine Eltern dazu. Sie sind noch immer zusammen und das sehr glücklich und lebhaft. Nach 35 Jahren haben sie noch immer Spaß miteinander.

Apropos Wurzeln: Hast du dich mit der Adoptionsthematik des Films auseinandergesetzt?
Ich habe mit Cecilia darüber gesprochen, dass es früher ein Thema war und so in Irland gehandhabt wurde. Man konnte tatsächlich nichts über die Eltern herausfinden. Für meine Rollenvorbereitung war das aber nicht ausschlaggebend.

Kannst du selbst dir eine Adoption vorstellen?
Es war nie ein Thema für mich.

Wie geht es dir mit deiner ersten Schwangerschaft?
Hab mich selten so gut gefühlt.Eine unbeschreibliche Erfahrung und Zeit...

Schmiedest du schon Erziehungspläne?
Darüber mache ich mir Jetzt – a propos- keine Gedanken.Es gibt Dinge, die man nicht planen kann.

Interview by Sima Moussavian