Ole Bornedal

Ole Bornedal ©

Daten und Fakten

Bürgerlicher Name:
Hans Ole Bornedal
Geburtstag:
26.05.1959
Geburtsort:
Nørresundby, Dänemark


zum Interview mit Ole Bornedal

Filmographie Ole Bornedal

Ole Bornedal hat in folgenden Filmen mitgewirkt, als:


Regisseur:

Alien Teacher
Alien Teacher
(2007)




Produzent:



Drehbuchautor:

Bedingungslos
Bedingungslos
(2007)





Interview mit Ole Bornedal

Interview Ole Bornedal POSSESSION – Das Dunkle in Dir

Wie schwierig war es die Hauptdarstellerin zu besetzen?
Interessanterweise werde ich das in fast jedem Interview jetzt gefragt. Die Antwort ist einfach: Es war überhaupt nicht schwer. Natasha Calis als „Em“ war das erste Mädchen. Ich wusste es sofort.

War es aber auch so einfach sie zu bekommen?
Nein, das ist es in US Filmen nie. Man muss einen ganzen Castingablauf durchstehen, um dann am Ende das Mädchen zu besetzen, was man von Anfang an wollte. Das ist dort so. Aber damit konnte ich leben. Ich wollte sie, sie war die Richtige.

Der Erfolg des Films gibt Ihnen doch Recht?
Ja, aber dafür musste ich kämpfen. Auch die Darstellerin der Schwester „Hannah“ war schnell gefunden. Madison Davenport war das zweite oder dritte Mädchen beim Casting. Aber auch da musste ich noch ca. 20 weitere Mädchen angucken und vorsprechen lassen, weil das eben so ist. Aber am Ende habe ich Madison genommen.

In THE POSSESSION geht es um eine andere Art des Exorzismus, Diesmal steht nicht der katholische Glauben in Frage, sondern eine Box bzw. kleine Truhe, mit hebräischen Schriftzeichen. Wie kam es dazu?
Nun, es gab diese Geschichte, die ich extrem neu und spannend fand. Diese dunkelgekleideten Herrn mit weißem Stehkragen, die im Namen der katholischen Kirche, böse Geister austreiben gab es wohl schon genug. Aber was wissen die meisten von uns, über die jüdische Religion. Allein die Sprache, Jiddisch, ist doch für viele schon unheimlich, besonders in den USA. Denn die Sprache hat extrem viele Deutsche und Altdeutsche Worte im allgemeinen Gebrauch. Das ist für alle, die das nicht sprechen oder Deutsch verstehen, extrem sonderbar und ja auch ein wenig unheimlich.

Sie mögen das?
Ja, denn alles, was der Mensch nicht kennt, das fasziniert ihn. Es macht ihm aber auch Angst. Ich denke, dass die Szene, in der viel Jiddisch gesprochen wird, in Dänemark oder Deutschland wenig Gänsehaut verursacht. Aber in Ländern, in denen man das nicht versteht, weil man die Worte nicht kennt oder keine ähnliche Sprache spricht, verwirrt und verunsichert eine solche Sprache. Auch wenn sie völlig harmlos ist. Ich freue mich schon auf die Reaktionen auf diese Szene.

Warum sind wir aber generell immer an Boxen mit unbekanntem Inhalt interessiert?
Unsere Neugier. Wir sind doch auch nur Tiere. Stellt man uns eine schwarze Kiste vor die Nase, dann wollen wir wissen, was da drin ist. Es ist so eine Art Zwang, den wir haben und dem wir nachgehen. Die Frage, was ist da drin, ist wichtiger als die Frage, tut uns das gut. Die Konsequenzen überdenken wir erst, wenn es zu spät ist.

Im Film gibt es viel versteckte Kritik aber schwarzen Humor. Wie wichtig ist das für Sie?
Extrem wichtig, Hitchcock hatte das auch immer. Man sollte in diese Filme immer ein wenig Kritik stecken, die Schockeffekte sorgen dann dafür, dass die Menschen die momentanen Probleme besser verstehen.

Der Originaltitel war ursprünglich DIBBUK BOX, es könnte aber auch X-Box heißen?
Genau, gut erkannt. Ja, X-Box passt. Der Vater ist so mit sich selbst und seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass er sich nicht mal auf dem gemeinsamen Flohmarktbesuch damit auseinandersetzt, was seine jüngste Tochter da kauft. Völlig gleichgültig wir die Box zu den anderen Sachen gestellt und bezahlt. Was er da gekauft hat, realisiert er gar nicht, da er sich nicht darum kümmert. Und genauso sind heute viele Leute drauf, sie kaufen ihren Kindern irgendwelches technischen Zeugs ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Der Vater guckt ja nicht mal nach.

Man sollte also nicht allen Wünschen nachgehen?
Nein, man sollte sich mit allen Wünschen der Kinder auseinandersetzen. Man sollte wissen, was der Wunsch ist. Warum das Kind den Wunsch hat, was es damit bezweckt. Oder, wenn es sich um etwas so unbekanntes, wie die Box in unserem Film handelt, was da so drin ist.

Ist das auch einer der Gründe, warum Sie nicht in 3D gedreht haben?
Nicht direkt. Ausschlaggebend nicht in 3D zu drehen war für mich, das man um die Geschichte zu erzählen kein 3D brauchte. Die Effekte wären durch 3D nicht besser geworden, sie sind so, wie sie jetzt fertig geschnitten sind, optimal. Ich liebe echtes 3D, aber nicht für alle Filme. Nicht jede Geschichte wird durch 3D automatisch besser.

Gibt es Ihrer Meinung nach zuviel 3D?
Sagen wir lieber, es gibt zu wenig gutes, echtes 3D! Wie bei allen Trends rennt sich solch eine Sache nach einer Weile tot. Ich kenne eine Menge Leute, die sind total genervt im Kino immer ständig diese Brillen tragen zu müssen. Am Anfang wurde echtes 3D sparsamer eingesetzt, man unterstrich geschickt Akzente, setzte auf Aha-Effekte. Jetzt hat man fast den Eindruck, ohne 3D geht es nicht mehr. Da echtes 3D aber teurer in der Produktion ist, hat man diese Nachbearbeitung entwickelt. Auch da gibt es viele schlechte Beispiele. Wie gesagt, nicht jede Handlung wird durch 3D besser. 3D kann nicht die Qualität schlechter Drehbücher beheben. Aber gute Drehbücher bleiben ohne 3D gut!

Gilt das auch für Musik? Sie setzen ja auch musikalische Untermalung sparsam in THE POSSESSION ein…
Ja, wir kleistern nicht alles zu. Das ist fast das gleiche Thema, schlecht geschriebene Szenen werden durch Musik, ob nun gute oder schlechte, nicht besser.

Ihr nächstes Projekt heißt „1864“ und handelt von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Dänemark. Können Sie uns ein wenig mehr davon erzählen?
Nun, ich habe ein ca. 450 Seiten langes Script fertig geschrieben. „1864“ basiert auf einer Liebesgeschichte. Die derzeitige Planung sieht bisher eine TV Serie von ca. 8 Episoden vor, bei deren Gestaltung ich total freie Hand hatte. Trotzdem bin ich im Moment nicht sicher, ob ich am Ende auch wirklich Regie führe oder nur im Gesamtentwicklungsprozess mitwirke.

Nun, es geht ja um ein heißes Thema, denn das Königreich Dänemark verlor bei der Schlacht ca. 1/3 des damaligen Landbesitzes.
Oh ja, die Arroganz und Blauäugigkeit vor der Schlacht war immens. Man dachte, man könnte Preußen und Bismarck, den genialen Strategen, schlagen. Allerdings waren die Grundvoraussetzungen dafür extrem schlecht auf dänischer Seite. Man hatte durch verschiedene Schachzüge Gebiete in dänischen Besitz gebracht, die eine fast 90%ige deutsche Bevölkerung hatten. Insofern hatte es Preußen sehr leicht, da die Dänen teilweise nicht klug mit den Deutschen in den dänischen Gebieten umgingen.

Nun, nach der Schlacht war es wohl umgekehrt,oder?
Das ist doch immer so, der Gewinner bestimmt die neuen Regeln. Die einfachen Leute, ob nun Dänen oder Deutsche, litten. Das ist immer so.

Werden Sie auf original Schauplätzen drehen?
Das sollte man tun. Die Düppeler Mühle ist ja wieder restauriert, insofern gut erhalten. Die Landschaft hat sich zwar verändert, aber ist noch von den damaligen Baumaßnahmen geprägt. Wo sollte man sonst drehen als dort? Nein, man sollte das schon dort inszenieren.

Gibt es eine deutsche Co-Produktion?
Ich denke es gibt Verhandlungen. Aber ich weiß nicht, wie weit die sind. Im Moment promote ich global THE POSSESSION, danach ist danach. Vielleicht sprechen wir uns ja bald zu „1864“. Ich würde mich freuen.

Interview by Claudia-Janet Kaller