Christopher Nolan - Der Ausnahmeregisseur und wie er Hollywood eroberte
25.07.2012
Doch worin liegt das Geheimnis dieses Mannes, der schon heute nach nur acht Spielfilmen zu den erfolgreichsten Regisseuren der Welt zählt und als Garant für Erfolg steht? Er verändert die Kinowelt, setzt neue Maßstäbe und erklimmt im Handumdrehen die Box-Office-Charts in der ganzen Welt. Was machte ihn zu dem Publikumsmagneten, der er heute ist?
Nolan wird 1970 in London als Sohn eines Engländers und einer Amerikanerin geboren und besitzt fortan beide Staatsbürgerschaften. Von seiner Kindheit an entwickelt er eine Leidenschaft für das Filmen, weshalb er sich später am University College London einschreibt, welches für sein Filmdepartment bekannt ist. Dort entstehen auch seine ersten beiden Kurzfilme, "Larceny" (1996) und "Doodlebug" (1998), bei denen er nicht nur für das Drehbuch, sondern auch für Regie, Produktion und Kamera verantwortlich ist. Schon in diesen frühen Werken lässt sich der eindeutige und markante Stil des Allrounders erkennen, der seine Filme bis heute prägt – der Wunsch, eine gewisse Komplexität und Verschachtelung zu kreieren, sodass es dem Zuschauer bis zum Finale nicht möglich ist, die vollständige Essenz des Films auszumachen. Besonders "Doodlebug" zeigt in seinem abstrakten Charakteristikum, soweit dies in einem dreiminütigen Kurzfilm möglich ist, schon Grundzüge seiner Inspiration für "Inception" (2010).
Jeremy Theobald überzeugte Nolan in "Doodlebug" so sehr, dass er sich entschloss, ihn als Protagonisten für seinen ersten unabhängigen Spielfilm zu engagieren – "Following" (1998). Mit nur 3000 Pfund Budget, teilweise von seiner Frau Emma Thomas mitfinanziert, und einer Crew bestehend aus College-Freunden, dauert es knapp ein Jahr, bis der rund 70 Minuten lange Film fertig gedreht und editiert ist. Er handelt von der Obsession eines Mannes, der gewöhnlichen Menschen auf der Straße folgt. Wie später auch in "Memento" (2000) werden die Szenen dabei nicht in chronologischer Reihenfolge gezeigt. 1998 wird Nolans Debütfilm auf dem San Francisco Film Festival vorgestellt, wodurch ihm flüchtige Prominenz zuteil wird.
Seine neu erworbene Bekanntheit und der damit einhergehende Status ermöglichen ihm die Realisierung seines nächsten Projekts: "Memento".
Auf der Kurzgeschichte seines jüngeren Bruders Jonathan – "Memento Mori" – basierend, erzählt das heute als Kultfilm etablierte Frühwerk Nolans die Geschichte von Leonard Shelby (Guy Pearce), dem es aufgrund einer Kopfverletzung nicht möglich ist, neue Erinnerungen zu speichern. Es entsteht ein verworrener Mix aus schwarz-weißen Flashbacks und zeitlich verschobenen Szenen, die den Zuschauer in die gleiche missliche Lage wie den Protagonisten versetzen: Bei der ersten Sichtung ist es fast unmöglich, dem regressiven Storyablauf des Film noirs zu folgen. "Memento" verhilft Nolan endgültig zu internationalem Ruhm, den ein Golden Globe-Gewinn als auch ein Erfolg bei den Oscars unterstreichen.
Somit ist es dem Halbbriten möglich, für sein Remake eines norwegischen Film aus dem Jahr 1997 namens "Insomnia" Al Pacino, Robin Williams, sowie Hilary Swank zu engagieren. Der Plot handelt von zwei Polizisten aus Los Angeles, welche aufgrund eines Mordes nach Alaska abkommandiert werden, zu einer Zeit, wo die Sonne dort niemals untergeht. Wie schon zuvor bei "Memento" arbeitet Nolan wieder zusammen mit Wally Pfister, der als Director of Photography agiert. Ebenfalls seit "Doodlebug" setzt "Insomnia" die Zusammenarbeit von Nolan und seiner Frau Emma, mit der er heute vier Kinder hat, fort; sie ist von nun an Produzentin seiner Filme.
Nachdem 1997 die lächerliche Batman & Robin-Verfilmung von Joel Schumacher sowohl bei den Kritikern als auch an den Kinoklassen floppt, schiebt Warner einen Riegel vor das Franchise. Nolan gelingt es 2003 allerdings, das Studio mit seinen Vorstellungen zu überzeugen, woraufhin er für das 130 Millionen Dollar Projekt "Batman Begins" unter Vertrag genommen wird. Der Film, der für Christian Bale, Michael Caine und Cillian Murphy den Beginn einer langen Zusammenarbeit mit Nolan einleitet, erhält großartige Kritiken und entpuppt sich als beträchtlicher Box-Office Erfolg. Viele Kritiker halten ihn sogar für besser als Tim Burtons "Batman" (1989); die Pläne für eine Trilogie werden ausgearbeitet und 2006 wird schließlich "The Dark Knight" offiziell angekündigt.
Doch vor der Fortführung seines Actionepos widmet sich Regisseur Nolan einem anderen Projekt, für welches er ausdrücklich vom Autor der Story, Christopher Priest, als Regisseur gewünscht wird. "Prestige" handelt von zwei verfeindeten Magiern, brillant gespielt von Christian Bale und Hugh Jackman, die alles daran setzen, den anderen an Einfallsreichtum und Ruhm zu überbieten. Wie schon bei "Memento" präsentiert Nolan dem Zuschauer wieder einen in sich verflochtenen Plot, der dem Betrachter immer einen Schritt voraus ist. Mit einem Budget von rund 40 Millionen Dollar spielt der Film das Dreifache wieder ein und erhält fast durchweg positive Resonanz von Seiten der Kritiker.

Nach dem enormen Erfolg von "The Dark Knight" bietet Warner Nolan eine siebenstellige Summe, damit er ein weiteres Drehbuch schreibt – somit entstand "Inception", ein Mix aus Heist-Movie und Sci-Fi mit Actionelementen. Leonardo DiCaprio spielt den Protagonisten, der innerhalb einer vielschichtigen Traumwelt versucht, einem einflussreichen Firmeninhaber einen Gedanken einzupflanzen.
Erneut gelingt es Nolan, bei der Oscarvergabe abzuräumen, diesmal gewinnt sein filmisches Meisterwerk vier Oscars, unter anderem für den" Besten Sound" und die" Besten Spezialeffekte". Neben der Fülle prominenter Schauspieler, arbeitet Nolan wieder mit seinem Bruder Jonathan zusammen am Drehbuch. Nach "Batman Begins" und "The Dark Knight" wird ebenfalls wieder Hollywood-Legende Hans Zimmer für den Soundtrack verpflichtet.
Christopher Nolan, ein Mann der Gewohnheiten, der seit "Memento" mit dem selben Kameramann zusammenarbeitet, der seit "Batman Begins" seine Arbeit nur noch seinem Cutter Lee Smith anvertraut und der fast all seine Filme mit seiner Frau produziert und mit seinem Bruder entwickelt.
Christopher Nolan, ein Mann, der geschickt das Mainstream-Kino der Moderne mit dem Film noir und cleveren Storys kombiniert und dabei eine Vielseitigkeit entwickelt hat, wie kaum ein anderer Regisseur. Von "Insomnia" und "Following" einmal abgesehen, ist jeder seiner Filme in den Top 250 der Internet-Movie-Database vertreten – Filme, die ihm insgesamt 170 Nominierungen und 88 Gewinne bei diversen Preisvergaben eingebracht haben.
Dieser Mann leistet Außergewöhnliches und wird vielen Generationen in Erinnerungen bleiben, die er mit seinen Filmen prägt und formt. Es ist also weniger eine Frage, ob "The Dark Knight Rises" erfolgreich wird – sondern, wie erfolgreich er sein wird! Christopher Nolan, der Messias des modernen Kinos.
Text by Yannik Riedl
Photo Christopher Nolan © sbclick
Photo Christopher Nolan © sbclick