Pornografie und Holocaust - DVD

DVD Start: 11.03.2011
FSK: ab 16 - Laufzeit: 63 min

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Inhalt

Holocaust-Pornographie von jüdischen Autoren für ein jüdisches Publikum – dieses bizarre Phänomen der israelischen Popkultur beschreibt »Pornografie & Holocaust«. Nach dem großen Erfolg des ersten pornografischen Taschenbuches »Stalag 13«, das zur Zeit des Eichmann Prozesses in Israel erscheint, entwickeln sich diese reisserischen Heftchen schnell zum modernen Massenphänomen. Die Groschenromane formulieren dabei – in sich stetig steigernder Explizität – sadomasochistische Fantasien um Kriegsgefangene und Nazioffiziere in deutschen Lagern und brechen damit gleich zwei Tabus. Erstmals gibt es in der puritanischen Gesellschaft Israels pornografische Literatur und gleichzeitig sind diese Heftchen neben dem Eichmann Prozess die erste öffentliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Regisseur Ari Libsker lässt Verleger, Autoren und Journalisten zu Wort kommen und verwebt die mit präziser Kamera gefilmten Interviews geschickt mit Archivbildern.

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DVD Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 0
Vertrieb: Indigo
Tonformate:
Hebräisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat: 16:9 / 1,78:1 Anamorph Widescreen

Video on demand - Pornografie und Holocaust

DVD und Blu-ray | Pornografie und Holocaust

DVD
Pornografie und Holocaust Pornografie und Holocaust
DVD Start:
11.03.2011
FSK: 16 - Laufzeit: 63 min.

zur DVD Kritik

DVD Kritik - Pornografie und Holocaust

DVD Wertung:
Film: | 8/10
Bild: | 7/10
Ton: | 7/10
Extras: | 0/10
Gesamt: | 5/10


Befremdliche Bewältigung
„Pornografie und Holocaust“ ist eine Dokumentation, die ein israelisches Phänomen in den 1960er Jahren beleuchtet. Zu der Zeit waren Bücher im Umlauf, die den Holocaust mit Sex verbanden. Meist handelte es sich um Geschichten, in denen ein amerikanischer oder englischer Pilot über Deutschland während des Krieges abgeschossen wurde und dann im Stammlager von SS-Offizierinnen gequält und vergewaltigt wird, bis er sich zur Wehr setzt. Diese Hefte, welche den Namen „Stalag“ bekamen (eine Abkürzung des Nazibegriffes „Stammlager“) waren so beliebt, dass innerhalb von nur zwei Jahren an die 300 Bücher erschienen, bis die Zensur eingriff. Aber warum hatten diese Bücher gerade in Israel so viel Erfolg? Verwunderlich ist auch, dass es sich bei den Autoren ebenfalls um Juden handelt, ihnen also kein revanchistischer (Sexual-)Sadismus zugeschrieben werden kann, wie man es bei deutschen oder anderen europäischen Autoren vielleicht vermutet hätte. Diesen Fragen geht die Dokumentation nach. Filmsprachlich beschränkt sich der Film dabei zu neunzig Prozent auf Interviews, was einerseits nicht sonderlich viel bildliche Abwechslung bietet, andererseits auf diese Weise zum Glück jeder Effekthascherei entgeht, was bei dem Thema sehr befremdlich gewesen wäre. Der interessanteste und erhellendste Teil der Doku betrifft das Gesellschaftsportrait Israels Anfang der sechziger, in dessen Umfeld die Bücher erschienen. Zum einen war da die puritanische Sexualmoral. Pornografie war ein bei Jugendlichen willkommenes Ventil und sie provozierte natürlich auch. Was besonders deutsche Zuschauer befremden dürfte, ist der damalige Umgang mit den Holocaustüberlebenden in Israel, die keinesfalls, wie man wohl erwartet hätte, mit offenen Armen willkommen geheißen wurden. Warum gerade diese pornografischen Hefte mit dem Setting der Lager so erfolgreich waren, wird mit einer Mischung aus Tabus, Schuld und dem Stockholmsyndrom erklärt. Zu der gleichen Zeit fand auch der Prozess gegen Adolf Eichmann statt und Israel beschäftigte sich zum ersten Mal (!) ausführlich mit dem Holocaust. Auch in anderen Medien wurde daraufhin perfide Rache an den Deutschen geübt, indem zum Beispiel Juden mit sehr „arisch“ aussehenden Frauen Geschlechtsverkehr haben. Die Kunst des Filmes besteht darin, den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Definitive Antworten werden also nicht gegeben. So bleibt die Faszination für die Bücher auch eher nachvollziehbar, aber nicht verständlich. Der menschliche Geist ist schon sehr merkwürdig. Leider bleibt die historische Spurensuche etwas kurz. Es wäre interessant gewesen, mehr über die sexuellen Verbindungen, Möglichkeiten und Konstellationen während des Krieges vor allem in den Lagern zu erfahren. Ob es nun KZ-Bordells gab, was im Film verneint wird, dieses aber andere Quellen bejahen, oder sogenannte „Feldhuren“, wäre eine tabubrechende Spurensuche gewesen. Auch wenn man die geltenden „Rassegesetze“ betrachtet, die es Deutschen untersagten mit Jüdinnen und Juden intim zu sein, hätte hier einiges erhellt werden können.

Der Ton und das Bild sind gut. Leider gibt es keinerlei Extras. Aber der Film sagt ja auch schon alles.

Inhaltlich sehr interessant, wird ein faszinierendes und befremdliches Thema beleuchtet, wenngleich man von manchen Aspekten gern etwas ausführlicher etwas gehört hätte. Filmsprachlich ist der Film eher oberflächlich.


by Jons Marek Schiemann
Bilder © Indigo




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