Persischstunden - Blu-ray

Blu-ray Start: 29.01.2021
Digital VoD: 29.01.2021
FSK: 12 - Laufzeit: 127 min

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Inhalt

1942. Gilles, ein junger Belgier, wird zusammen mit anderen Juden von der SS verhaftet und in ein Lager nach Deutschland gebracht. Er entgeht der Exekution, indem er schwört, kein Jude, sondern Perser zu sein – eine Lüge, die ihn zunächst rettet. Doch dann wird Gilles mit einer unmöglichen Mission beauftragt: Er soll Farsi unterrichten. Offizier Koch, Leiter der Lagerküche, träumt nämlich davon, nach Kriegsende ein Restaurant im Iran zu eröffnen. Wort für Wort muss Gilles eine Sprache erfinden, die er nicht beherrscht. Als in der besonderen Beziehung zwischen den beiden Männern Eifersucht und Misstrauen aufkommen, wird Gilles schmerzhaft bewusst, dass jeder Fehltritt ihn auffliegen lassen könnte.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Alive / Alamode
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch) (teilweise französisch und italienisch mit deutschen UT)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.35:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
- Interviews
- Zusätzliche Szenen
- Trailer
- Wendecover

Video on demand - Persischstunden

DVD und Blu-ray | Persischstunden

Blu-ray
Persischstunden Persischstunden
Blu-ray Start:
29.01.2021
FSK: 12 - Laufzeit: 127 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Persischstunden Persischstunden
DVD Start:
29.01.2021
FSK: 12 - Laufzeit: 121 min.

Blu-ray Kritik - Persischstunden

Blu-ray Wertung:
Film: | 8/10
Bild: | 7/10
Ton: | 8/10
Extras: | 9/10
Gesamt: | 8/10


Mit "Persischstunden" startet ab dem 29.01.2021 ein deutsch-russisches Kriegsdrama im Heimkino, das es in sich hat. Basierend auf der Kurzgeschichte "Die Erfindung einer Sprache" von Wolfgang Koolhase geht es in dem von Vadim Perelman inszenierten Film um den belgischen Juden Gilles (Nahuel Pérez Biscayart), der während des zweiten Weltkriegs im Jahr 1942 im von der SS besetzten Frankreich verhaftet und mit anderen Juden zu einer Hinrichtung gefahren wird. Er entgeht dem Erschießungskommando der Nazis nur knapp, indem er in letzter Sekunde schwört, kein Jude, sondern Perser zu sein. Zu seinem Glück sucht der Hauptsturmführer des naheliegenden Arbeitslagers namens Klaus Koch (Lars Eidinger) einen Perser, der ihm Farsi beibringt, die Sprache, die man ins Persiens Hauptstadt Teheran spricht. Nach dem Krieg plant der einstige Koch dort hinzureisen und ein Restaurant zu eröffnen. Dafür möchte er während seiner Zeit in Deutschland so viel Farsi wie möglich lernen. Gilles, der eigentlich keine Ahnung von der persischen Sprache hat und nur in Besitz eines in Persisch geschriebenen Buches ist, besteht einen anfänglichen Test und Koch kauft ihm seine Lügengeschichte vorerst ab. Nun beginnt für Gilles eine Zitterpartie, Wörter für eine ihm völlig fremde Sprache zu erfinden und sich diese Wörter gleichzeitig noch zu merken, sodass sein sehr wackeliges Lügenkonstrukt nicht aufliegt und er als Jude hingerichtet wird. Dabei gewinnt er immer mehr die Gunst von Koch und es entsteht eine seltsame Beziehung, in denen vor allem Kochs NS-Ideologie immer mehr erschüttert wird und man merkt, dass unter seiner sehr strengen und harten Fassade eine unsichere Person steckt, die nur nach Persien möchte und die Augen vor dem Elend der Juden verschließt. Ein Drahtseilakt nimmt seinen Lauf…

Persischstunden: Nahuel Pérez Biscayart
Persischstunden: Nahuel Pérez Biscayart © Alamode Film
Film:
Man kann "Persischstunden" in zwei wesentliche Handlungsstränge einteilen. Man hat da zum einen das Kammerspiel zwischen dem SS-Offizier Koch und dem vermeintlichen Perser Gilles, welches vor Spannung zu explodieren droht. Jeden Moment könnte Gilles‘ Lüge auffliegen und wenn Koch von ihm verlangt, ihn Vokabeln abzufragen, klebt man als Zuschauer förmlich vor dem Bildschirm und fiebert mit Gilles mit. Dazu kommt das unglaubliche Schauspiel der beiden, insbesondere von Eidinger, der mit seinen plötzlichen Wutausbrüchen und der dabei aufkommenden Mimik auf der einen Seite einen kalten und bösen Nazi abgibt, auf der anderen Seite jedoch ziemlich unsicher und schwach wirkt, wenn es darum geht, bei seinen Kameraden keinen schlechten Eindruck aufgrund seines Persers zu hinterlassen, denn wenn es nach denen ginge, wäre dieser längst erschossen worden. Mit bebendem Kinn und stotternder Stimme schreit er eine Untergebene aufgrund eines Fehlers an, man merkt in diesen Momenten die innerliche Zerrissenheit. Er stellt einen ambivalenten und komplexen Antagonisten da mit dem Gilles sich Tag für Tag messen muss, um nicht getötet zu werden. Zeitgleich bekommt Gilles immer mehr Privilegien von Koch, darf bspw. in seinem Quartier essen und seine alten Kleider tragen, die ihn wärmer halten als die Lumpen, die er bisher anhatte. Sogar die Deportation Gilles‘ stoppt Koch immer wieder, indem er ihn in der Zeit, in der die Gefangenen aus dem Lager abziehen müssen, auf einen naheliegenden Bauernhof schickt und ihn erst zurückholt, wenn die grausame Geschichte vorbei ist und sich mit neuen Insassen wiederholt.

Das Elend der Juden macht vor allem Gilles zu schaffen. Täglich sieht er aus Koch’s Fenster, wie sich die Gefangenen draußen zu Tode quälen und wenig Essen bekommen, er muss sogar Buch darüber führen, wer im Lager ankommt und wer in ein Vernichtungslagergeschickt wird, während er selber der "Lieblingsperser" eines SS-Offiziers ist, eines Mannes, der Mitverantwortlich für das Elend und den Tod tausender KZ. Die Namen der zu exekutierenden Menschen soll er einfach durchstreichen. Doch paradoxerweise schöpft er aus dem Elend der Namen in diesem Buch neuen Ideenreichtum, indem er Teile dieser Namen nimmt und sie als persische Vokabeln in den Sprachunterricht mit Koch einbaut. Und das rettet ihm mehr als einmal das Leben Auch teilt er seine Privilegien mit den Gefangenen, indem er ihnen bspw. das Essen bringt, welches er von Koch bekommt. Kochs verwunderte Reaktion darauf bietet zudem den Nährboden für interessante Diskussionen über Moral und das Hinterfragen der eigenen Ideologie, denn nicht nur lehrt Gilles ihm eine Sprache, sondern auch, was es heißt, "menschlich" zu sein. Wobei man sich hier die ethische Frage stellen kann, ob es legitim ist, den Mördern von Millionen Unschuldigen eine "sympathische" Tiefe zu geben, wie es "Persischstunden" eben mit Klaus Koch tut. Dennoch kann man sagen, dass beide Charaktere aufgrund der oben genannten Punkte auf jeden Fall eine einem Drama angemessene Tiefe erhalten und man vor allem mit Gilles emotional mitgeht.

Lars Eidinger in Persischstunden
Lars Eidinger in Persischstunden © Alamode Film
Die andere Hälfte der Handlung ist leider weniger interessant. Denn neben Koch gibt es noch weitere SS-Offiziere und Soldaten im Arbeitslager, von denen viele nicht wirklich zufrieden mit ihrer Situation oder aber neidisch auf ihre Kameraden sind, wenn es bspw. darum geht, welcher männliche Offizier welchen weiblichen Offizier datet. Dann werden auch mal schnell Gerüchte über einzelne Personen gestreut und es wird gegeneinander integriert. Diese ,,belanglose‘‘ Handlung passt leider nicht wirklich zu der restlichen Ernsthaftigkeit der Handlung, da es die ganze Thematik rund um die Unterdrückung der Juden in genau demselben Arbeitslager dramaturgisch eher verharmlost als dass es der ganzen weiteren Tiefe verleiht. Auch könnte man dem Film vorwerfen, dass Gilles einen für manche Stellen zu gütigem Schutzengel hat, da äußere Umstände ihn immer wieder aus einer brenzligen Situation befreien. Aber da die Geschichte auf wahren Erzählungen beruht, lassen wir das mal so im Raum stehen.

Bild:
Das Szenenbild ist der damaligen Zeit angepasst. Wichtig zu erwähnen ist, dass das im Film gezeigte Arbeitslager fiktiv ist, dafür aber sehr realistisch gestaltet wurde. Angefangen beim Spruch über dem Eingang, wo hier "Jedem das seine" steht über die Baracken der Juden und die Quartiere der Nazis bis zu dem dreckigen Steinbruch und den Waldstücken in der Nähe, wo Gilles sich eine Zeit lang versteckt, gibt das ganze ein glaubhaftes und interessantes Setting ab. Auch die Kostüme machen ihren Job, man hat die Uniformen der Nazis und die eher dreckige und abgewetzte Kleidung der Juden. Die Kamera ist dramentypisch eher ruhig gehalten und hält auch nach Dialogen noch einige Zeit auf die Szene drauf, um das Gesehene wirken zu lassen. Beleuchtungstechnisch ist der Film eher dunkel gehalten und verzichtet auf viel künstliche Ausleuchtung, was dem Ganzen eine gewisse Ruhe verleiht. Und da der Film sich vor allem innerhalb der Räumlichkeiten des Arbeitslagers abspielt, passen die wenigen Lichtquellen auch gut in die damalige Zeit. Die Auflösung der Blu-ray ist wie gewohnt hoch, dennoch schleicht sich an manchen Stellen eine gewisse Körnigkeit ins sonst so klare Bild ein, wobei nicht zu sagen ist, ob dies die Absicht des Regisseurs Vadim Perelman war oder es auf die Qualität der Blu-ray zurückzuführen ist.

Persischstunden: Nahuel Pérez Biscayart und Lars Eidinger
Persischstunden: Nahuel Pérez Biscayart und Lars Eidinger © Alamode Film
Ton:
Neben der Tatsache, dass sich "Persischstunden" inhaltlich mit dem Lernen einer Fantasiesprache beschäftigt, wird die Sprache auch als inszenatorisches Mittel eingesetzt. Wichtig ist, dass es keine fremdsprachige Synchro gibt und man den Film ,,nur‘‘ im Originalton sehen kann, der sich allerdings aus verschiedenen Sprachen zusammensetzt und einem auch ermöglicht, Untertitel einzuschalten. Die Nazis sprechen Deutsch, darüber hinaus spricht aber bspw. Gilles sowohl belgisch als auch jiddisch, ebenso wie die Juden im Arbeitslager. Das lässt einen wunderbaren Raum für Akzente der jeweiligen Nationalitäten und verleiht jeder Sprache und ihren Charakteren etwas Charakteristisches. Außerdem wird sich über die Sprache an die Opfer des Arbeitslagers erinnert, da Gilles durch deren Namen seine Version von Farsi erfindet. Und wenn es dann in die "Persischstunden" geht, sprechen Koch und Gilles oft ihre Unterhaltungen im falschen Farsi, welches sich für eine erfundene Sprache sehr schön anhört. Sprachwissenschaftler werden da mit Sicherheit ihren Spaß haben. Und auch das ein oder andere deutsche Sprichwort findet seinen Platz in diesem Film inklusive der Erklärung, wo es seinen Ursprung hat. Die Filmmusik ist sehr dramatisch gestaltet und an manchen Stellen etwas zu drüber, anstatt die Momente einfach für sich stehen zu lassen, da diese schon emotional genug sind. Der Sound der Blu-ray klingt glasklar und weist keine Mängel auf.

Extras:
Die Blu-ray beinhaltet einiges an Bonusmaterial. Zum einen hätten wir da den Trailer zum Film sowie zwei Interviews mit dem Regisseur Vadim Perelmann und dem Schauspieler der Figur Klaus Koch, Lars Eidinger.

Das 3,5-minütige Interview mit Vadim Perelman ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln, es werden Fragen eingeblendet und er gibt Antworten darauf. So erfährt man bspw. was seine Intention bei diesem Film war, er erklärt den Bezug von "Persischstunden" zur Gegenwart und erzählt auch, wie das Farsi, welches Gilles sich im Film ausdenkt, entstanden ist und erwähnt, dass der beauftragte Linguist eine helle Freude mit dem Erfinden einer völlig neuen Sprache hatte.

Das zweite Interview mit Lars Eidinger geht 6,5 Minuten und ist auf deutsch. Eidinger erzählt vor allem über die Zusammenarbeit mit dem zweiten Hauptdarsteller Nahuel Pérez Biscayart, der Gilles spielt, und lobt diesen vor allem für seine Bereitschaft, eine ihm völlig neue Sprache für einen Film zu lernen, nämlich Deutsch, da Biscayart selbst Argentinier ist und vor dem Film kein Wort deutsch konnte. Dafür lernte er dies aber sehr schnell und sei ein echtes Sprachtalent, so Eidinger. Außerdem erzählt er vom ersten Kontakt mit dem Film, wie er von diesem erfuhr und sich zum ersten Mal mit dem Regisseur unterhielt. Darüber hinaus spricht er noch über seine eigene Rolle im Film, wie er diesen Nazi darstellt und bezieht dies auf den Nationalsozialismus.

Neben den Interviews sind im Bonusmaterial noch 3 zusätzliche Szenen enthalten, die im Film nicht vorkommen. Die erste, einmütige Szene beschäftigt sich mit den Nebenhandlungen der Nazi Offiziere zeigt einmal mehr, wie diese sich, in diesem Fall aus Eifersucht, untereinander stören und gegeneinander integrieren. Szene 2 bereichert das Ende des Filmes in dem Sinne, dass sie zeigt was aus einer bestimmten Nebenfigur wird, wenn Gilles auf sie trifft. Das Ganze dauert 2,5 Minuten.

In der dritten und letzten Szene sieht man den Kommandanten des Arbeitslagers wie er einen Soldaten rügt, der aufgrund eines vergangenen Bombenangriffs seine Familie verlor, einen Nervenzusammenbruch erlitt und nun mit Tränen in den Augen vor dem Kommandanten steht. Der Kommandant beruhigt mit Worten, die nur so durchtränkt sind von der NS-Ideologie und gibt ihm frei. Eine kleine, aber doch interessante Bereicherung der Thematik.


Fazit:
Trotz einiger kleiner Schwächen wie bspw. uninteressanten Nebenhandlungen und einer möglichen Verharmlosung der KZ-Thematik sowie einer manchmal unpassend gewählten Musik ist "Persischstunden" besonders in den Szenen mit Koch und Gilles ein spannender und sehenswerter Film, bei der vor allem die Performance von Lars Eidinger hervorsticht. Interessant und besonders sind vor allem die Motive, die sich um eine Sprache drehen. Linguisten werden sich hier sehr freuen. Zusätzlich ist ein umfangreiches Bonusmaterial mit Interviews und zusätzlichen Szenen vorhanden, die den Zuschauer im Verständnis um diesen Film definitiv bereichern.


by Leon Röttger
Bilder © Alive / Alamode




Persischstunden - Trailer



Von Interesse: