Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang - Blu-ray

Blu-ray Start: 20.08.2020
Digital VoD: 20.08.2020
FSK: 16 - Laufzeit: 125 min

Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang Blu-ray Cover -> zur Blu-ray Kritik

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Inhalt

Volksheld und Freiheitskämpfer oder gemeingefährlicher Verbrecher? Im Australien des 19. Jahrhunderts wird der in die einfachen Verhältnisse einer irischen Einwandererfamilie geborene Edward "Ned" Kelly zum Volksfeind Nummer eins. Mit seiner Bande, den "Söhnen der Schande", leistet er der Polizei Widerstand, bis die Situation eskaliert. Kelly baut sich eine Rüstung und bereitet sich auf die große Schlacht vor...

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Koch Films
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch, Englisch)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.00:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Behind the Scenes, Interviews u.a.

Video on demand - Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang

DVD und Blu-ray | Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang

Blu-ray
Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang
Blu-ray Start:
20.08.2020
FSK: 16 - Laufzeit: 125 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang
DVD Start:
20.08.2020
FSK: 16 - Laufzeit: 120 min.

Blu-ray Kritik - Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang

Blu-ray Wertung:
Film: | 7/10
Bild: | 10/10
Ton: | 9/10
Extras: | 8/10
Gesamt: | 8/10


Ned Kelly gilt ohne Zweifel als eine der ikonischsten wie berüchtigtsten Figuren der australischen Geschichte. Schon in früher Jugend kam der aus Irland stammende Kelly mit dem Gesetz in Kontakt und lebte sein kurzes Leben nahezu dauerhaft als gefürchteter wie bewunderter Outlaw. In seinem Kampf gegen die Autorität der kolonialen Unterdrückung und Tyrannei wird Australiens berühmtester Bushranger auch heute noch als eine Art Robin Hood-Figur angesehen. Natürlich kommt eine so schillernde und mythisch aufgeladene historische Figur auch nicht um ein Biopic herum, in Kellys Fall war er 1906 in „Die Geschichte der Kelly-Bande“ sogar das Subjekt des ersten Langfilms überhaupt. Später schlüpften dann auch Mick Jagger und zuletzt Heath Ledger in die Rolle von Australiens ambivalentem Wahrzeichen.

Im bisher sicher aufsehenerregendsten Film über Kelly darf Shootingstar George MacKay („1917“) unter der Regie von Justin Kurzel („Die Morde von Snowtown“, „Macbeth“, „Assassin's Creed“) die Hauptrolle übernehmen. Grundlage von „Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang“ ist jedoch ironischerweise nicht die wahre Geschichte, sondern Peter Careys 2001 erschienener, semi-fiktionaler, mehrfach ausgezeichneter Roman über Ned Kelly.

Russel Crowe in Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang
Russel Crowe in Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang © Koch Films
Wie nicht anders von Kurzel zu erwarten, liefert er ganz passend zu der ohnehin schon frei erzählten Vorlage alles andere als ein herkömmliches Biopic: Der australische Filmemacher erschafft ein wildes Panoptikum mit offen vorgetragener Punk-Rock-Attitüde, das nahezu völlig befreit von erzählerischen wie inszenatorischen Konventionen auskommt. Der trotz seiner wilden und ungestümen Art bedächtig erzählte Film lässt den Zuschauer seine 124-minütige Laufzeit allerdings durchaus spüren.

So nimmt sich „Outlaws“ zunächst 40 Minuten Zeit, um Kellys Jugend in den 1860er Jahren im australischen Outback zu erforschen: Der 12-jährige Ned (aufsehenerregend: Orlando Schwerdt) wächst alleine mit seiner Mutter Ellen (Essie Davis) und seinen Geschwistern auf, nachdem sein ohnehin meistens abwesender Vater Red (Ben Corbett) von Ellens Liebhaber Sergeant O'Neill (Charlie Hunnam) verschleppt wird. Die Möglichkeit, auf eine gute englische Schule zu gehen, verwehrt Ellen ihrem Sohn und lebt stattdessen weiter ihn einem merkwürdig anhänglichen wie herrisch-dominanten Verhältnis zu Ned. Schließlich verkauft sie ihren Sohn jedoch für 15 Dollar an den gefürchteten Bushranger Harry Power (Russell Crowe), der einen Mann aus ihrem Sohn formen und dem Kelly-Clan einen Namen geben soll. So wird der Outlaw Ned Kelly geboren, der durch Power die harten und ungerechten Seiten des Lebens kennenlernt und nach anfänglicher Widerwilligkeit durchs Outback zieht

In der Folge verlässt der Film den noch einigermaßen konventionellen und durchaus subtil packenden Tonfall des ersten Aktes und zeigt den nun erwachsenen Ned Kelly (George MacKay), der auf der Suche nach einem geregelteren Leben ist, aber immer von seiner Vergangenheit und Herkunft verfolgt wird. Hierbei trifft er auf die junge Prostituierte Mary (Thomasin Mackenzie, „Leave No Trace“, „Jojo Rabbit“), in die er sich verliebt. Nicht viel später ist es jedoch der sadistische Constable Alexander Fitzpatrick (Nicholas Hoult), der Kelly und seine Familie konstant provoziert, bis die Situation zunehmend eskaliert.

Nicholas Hoult in Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang
Nicholas Hoult in Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang © Koch Films
Wer Justin Kurzels Filme kennt, der dürfte wissen, dass auch „Outlaws“ kein unbedingt einfacher Gang ist. Wie immer ist der Australier um eine unkonventionelle Herangehensweise bemüht, die fasziniert, aber auch anstrengend und fordernd ist. Sein bewusstes Spiel mit historischer Faktentreue dürfte von Natur aus Geschichtspuristen entfremden, jedoch geht es Kurzel ganz offensichtlich um einen Ansatz, der mehr an einem Gefühl als an dokumentarischer Authentizität interessiert ist. So ergibt sich aber auch eine recht sprunghafte, fragmentarische und bisweilen verwirrende Erzählweise, bei der ein roter Faden nur bedingt sichtbar wird. Trotz durch die Bank erstklassige Darstellungen des illustren und überaus engagierten Casts ergibt sich auch mit regelmäßigen starken zwischenmenschlichen Momenten, eigensinniger und besonderer Inszenierung und großer thematischer Komplexität einfach kein richtiger erzählerischer Sog.

Auch eine wirkliche Nähe zu den Figuren bleibt aus, wodurch der Film mit seiner ohnehin kalten und unbarmherzigen Welt leider ziemlich auf Distanz hält und auch nicht wirklich erhellend im Bezug auf seine enigmatische Hauptfigur ist. Aber vielleicht ist das auch Sinn der Sache, dass diese mythische Figur und ihr Kampf gegen das System nie ganz greifbar werden. Zu echten Outlaws werden die Mitglieder der größtenteils anonymen Kelly-Gang ohnehin erst im letzten Viertel, bis dahin plätschert der Film merkwürdig undefiniert, wenig mitreißend und psychologisch nur bedingt durchschaubar vor sich hin.

Kurzel setzt auf eine oft nahezu surreale und fiebertraumartige Inszenierung, die sich vor allem in einem infernalischen und wahrhaft furiosen Finale wiederspiegelt. Bei der legendären Belagerung von Glenrowan inszeniert Kurzel eine bemerkenswert albtraumhafte Actionsequenz, bei der eine aufgereihte Bande in weißen Kutten nächtlich durch Schwarzlicht erstrahlend das Feuer auf die verschanzte Kelly Gang eröffnet, während ein zusätzlich flackerndes Stroboskoplicht für zusätzlich apokalyptische Stimmung sorgt. In solchen Momenten offenbart Kurzel seinen Ideenreichtum und sein filmisches Gespür, das sich auch in wilden, bewusst anachronistischen bzw. postmodernen stilistischen Herangehensweisen niederschlägt. So trägt die Kelly-Gang später Frauenkleider und überhaupt schleicht sich immer wieder eher moderne Kleidung und unzeitgemäßes Set- und Kostümdesign in ein an sich stimmiges, eingelebt-dreckiges und atmosphärisch dichtes Flair ein. Technisch und künstlerisch bewegt sich der Film ohne Zweifel auf einem hohen Niveau, wobei besonders Ari Wegners („Lady Macbeth“, „In Fabric“) Kameraarbeit, Karen Murphys („A Star is Born“) Szenenbild sowie Jed Kurzels stimmungsvolle Musik hervorgehoben werden müssen.

Charlie Hunnamin Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang
Charlie Hunnamin Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang © Koch Films
„Outlaws“ wagt viel, ist aber letztlich bisweilen überambitioniert. Kurzel liegt Kellys Geschichte mit all seinen historischen wie sozialkritischen Implikationen spürbar am Herzen, jedoch will der durchaus vorhandene Funke nur gelegentlich überspringen. Durchaus schlüssig erzählt Kurzel, wie die koloniale Herrschaft im Australien des 19. Jahrhunderts eine Zwei-Klassen-Gesellschaft begünstigte und die daraus resultierende Ungerechtigkeit einen scheinbar Gesetzlosen und Missverstandenen wie Ned Kelly hervorbrachte. Durchaus intensiv destilliert wird dieser Konflikt im Verhältnis zwischen dem irischstämmigen Katholiken Kelly und dem Briten Fitzpatrick, deren lange vor sich hin schwelende Fehde zum nachvollziehbaren Katalysator für den Kampf der Kellys gegen die herrschende Autorität wird. Besonders hervorheben muss man hier den furios aufspielenden Nicholas Hoult, der in seiner faszinierend ambivalenten Darstellung von Fitzpatrick seine vielleicht bisher beste Leistung abliefert. Die ambivalente und wechselhafte Beziehung zwischen den beiden Männern bildet ebenso den Kern des Films wie auch das toxisch-ödipale Mutter-Sohn-Verhältnis, das am ehesten dramaturgischen Zündstoff in einem hochinteressanten, aber zu diffus fokussierten Film bietet.

Bild
Visuell ist der Film eine Pracht, die auf Blu-ray herausragend zur Geltung kommt. Der von Ari Wegner auf Arri Alexa gedrehte Film zeichnet sich durch einen enormen visuellen Facettenreichtum aus, der sich in einer überaus durchdachten Bildsprache wie auch einer komplexen und vielfältigen Farbpalette ausdrückt. Die Blu-ray besticht darüber hinaus mit einer exzellenten Bildschärfe, die auch in dunklen Momenten immer enorm detailreich bleibt. Kontraste und Schwarzwerte bewegen sich ebenfalls auf exzellentem Niveau, wodurch hier insgesamt ein tadelloses Bild gelobt werden darf.  

Ton
Auch in akustischer Hinsicht weiß die Blu-ray nahezu auf ganzer Linie zu überzeugen. Dialoge könnten zwar hier und da in der Originalversion etwas deutlicher sein, jedoch ist das Klangbild weitestgehend ausgewogen. Über die Surroundboxen wird eine konstante und lebhafte Atmosphäre aufgebaut, bei Schusswechseln und anderen Actionsequenzen wird es besonders lebendig, aber auch durchaus wuchtig und dynamisch.

Extras
Das Bonusmaterial der Blu-ray besticht vor allem durch seine außergewöhnlich ausführlichen Interviews, die einzeln oder komplett mit einer Laufzeit von über zwei Stunden abspielbar sind. Hinzu kommt ein dreiviertelstündiger Einblick hinter die Kulissen sowie der Trailer und eine Bildergalerie. • Interviews (George McKay (33:27 Min.), Essie Davis (14:13 Min.), Russell Crowe (11:36 Min.), Charlie Hunnam (15:41 Min.), Nicholas Hoult (14:50 Min.), Justin Kurzel (48:59 Min.)) • Behind the Scenes (43:36 Min.) • Trailer • Bildergalerie


Fazit:
„Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang“ wirft nahezu alle Konventionen des Biopics über Bord und ist in seiner anarchischen Punk-Rock-Attitüde und sozialkritischem und zeitgemäßem Kommentar mindestens ein faszinierendes filmisches Experiment. Dennoch lässt der Film etwas auf Distanz und funktioniert eher in starken Momenten denn als Ganzes. Das letzte Wort zu Outlaw-Legende Ned Kelly ist sicher noch nicht gesprochen, der bislang außergewöhnlichste Film über die australische Ikone ist Regisseur Justin Kurzel sicherlich gelungen. Neben den herausragenden filmischen Werten begeistert vor allem der namhafte und talentierte Cast, der hier aus dem Vollen schöpft.


by Florian Hoffmann
Bilder © Koch Films




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