Nirgendwo in Afrika - Blu-ray

Blu-ray Start: 04.02.2016
FSK: 6 - Laufzeit: 141 min

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Inhalt

Der jüdische Anwalt Walter Redlich (Merab Ninidze) hat es 1937 noch rechtzeitig geschafft, aus Nazi-Deutschland herauszukommen. Auf einer Farm in Kenia findet er schließlich eine Anstellung als Verwalter. Als er ein Jahr später seine Frau Jettel (Juliane Köhler) und seine fünfjährige Tochter Regina nachkommen lässt, lassen die ersten Hürden nicht lange auf sich warten. Während das aufregende Afrika für das Mädchen einfach nur ein zauberhaftes Reich ist, das es zu entdecken gilt, kann sich Jettel nicht damit abfinden, was sie durch das Exil verloren hat. Der wilde Schwarze Kontinent stößt sie ab und die ungewohnte Lebenssituation stellt bald schon die gesamte Familie auf eine harte Probe.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Paramount Home Entertainment / Constantin Film
Tonformate:
DTS-HD High Resolution 5.1 (Deutsch)
Untertitel:
Deutsch für Hörgeschädigte
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.35:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Making of (ca. 28 Min.), Die Premiere (ca. 11,5 Min.), Deleted Scenes (ca. 10 Min. mit Originalton und mit Audiokommentar von Caroline Link), Interviews (ca. 67 Min.), Talkrunde mit Caroline Link, Peter Herrmann und Autorin Stefanie Zweig (ca. 31 Min.), Casting Videos (ca. 5,5 Min. Juliane Köhler & Merab Ninidze, Lea Kurka & Karoline Eckertz), Storyboard/Film – Vergleich der Heuschreckensequenz (ca. 3 Min), Diashow mit Audiokommentar von Produzent Peter Herrmann (ca. 19 Min.), Deutscher Trailer (ca. 2 Min.), Audiokommentar

Video on demand - Nirgendwo in Afrika

DVD und Blu-ray | Nirgendwo in Afrika

Blu-ray
Nirgendwo in Afrika Nirgendwo in Afrika
Blu-ray Start:
04.02.2016
FSK: 6 - Laufzeit: 141 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Nirgendwo in Afrika Nirgendwo in Afrika
DVD Start:
04.02.2016
FSK: 6 - Laufzeit: 136 min.

Blu-ray Kritik - Nirgendwo in Afrika

Blu-ray Wertung:
Film: | 8/10
Bild: | 8/10
Ton: | 8/10
Extras: | 10/10
Gesamt: | 8/10


Zum bereits 15-jährigen Jubiläum bringt Constantin nun ihren Welterfolg „Nirgendwo in Afrika“ auf einer technisch überzeugenden und stark ausgestatteten Blu-ray auf den Markt. Das ist natürlich eine wunderbare Gelegenheit für all diejenigen, die Caroline Links gefühlvolles und bildgewaltiges Exil- und Beziehungsdrama noch nicht gesehen haben oder wiederentdecken wollen. In der Tat ist „Nirgendwo in Afrika“ überraschend frisch geblieben, interessanterweise zeigt sich hier auch eine sehr aktuelle zeitgeschichtliche Relevanz. Nirgendwo in Afrika SzenenbildHier flüchten eben jüdische Deutsche nach Afrika, da sie in ihrem eigenen Land bedroht werden – die Parallelen zur Gegenwart und ein historischer Kreislauf sind so natürlich unverkennbar. Aber das ist nur eine Beobachtung am Rande, denn „Nirgendwo in Afrika“ ist letztlich kein politischer Film, sondern viel mehr ein Drama über die Schwierigkeiten eine langjährige Beziehung, genauer gesagt eine Ehe, aufrechtzuerhalten. Zum anderen ist der Film auch ein faszinierendes und sehr menschliches Culture Clash-Portrait, das überzeugend die Schwierigkeiten zeigt, sich den Gegebenheiten und Ritualen einer fremden Kultur anzupassen und schließlich ein gegenseitiges Verständnis zu erreichen. Caroline Link, die dafür 2003 einen Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film gewann, inszeniert das alles sehr gefühlvoll, aber angenehmerweise völlig unsentimental und wird von sehr guten Darstellern unterstützt, allen voran eine starke Juliane Köhler in der Hauptrolle, deren Figur eine große Entwicklung durchmacht.

1938. Die Jüdin Jettel Redlich (Juliane Köhler) und ihre zehnjährige Tochter Regina (Lea Kurka) verlassen Nazi-Deutschland in Richtung Kenia, wo Jettels Ehemann Walter (Merab Ninidze) schon seit Monaten eine kleine Farm mitten im Nirgendwo verwaltet. Ihre Eltern bleiben jedoch in Deutschland zurück. Jettel fühlt sich in Deutschland wohl und unterschätzt die Gefahr für Juden, ebenso wie Walters Vater Max: „In ein, zwei Jahren ist das hier schon alles vorbei.“ Deutschland sei ja „ein Kulturvolk, das Land von Goethe und Schiller“, bemerkt Jettel mit freudiger Naivität, das wird schon alles nicht so schlimm sein. Warum sie das Exil im exotischen und kulturell so anderen Afrika suchen müssen, wird ihr nicht bewusst, wodurch von Beginn an schlechte Stimmung herrscht. Die wohlhabende und gut behütete Jettel reagiert auf ihre neue Situation mit Ignoranz und überheblicher Arroganz und kann sich kaum an die Gegebenheiten anpassen, immer wieder kommt es zu Konflikten mit dem ebenfalls mit der Situation frustrierten, aber realistischen Walter. Dieser arbeitete erfolgreich als Anwalt und kommt mit dem Farmleben auch nur bedingt zurecht, er gibt jedoch alles, um sich pflichtbewusst anzupassen. Anders als ihre Eltern reagiert Regina: Sie freundet sich direkt mit Owuor (Sidede Onyulo), dem Koch der Farm an, lernt Suaheli und interessiert sich für die Bräuche und Rituale der Stammesmenschen. So erzählt der Film neben dem Ehedrama und dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen auch eine Coming-of-Age-Geschichte.

Die Geschichte von „Nirgendwo in Afrika“ ist nicht erfunden, sie basiert auf den Erinnerungen der 2014 verstorbenen Stefanie Zweig, die mit ihrer Familie nach Afrika geflohen ist und später ihren gleichnamigen Roman darüber geschrieben hat. Nirgendwo in Afrika SzenenbildSo erhält der Film ein echtes Gefühl von Authentizität, was auch dem Umstand zu verdanken ist, dass an echten Schauplätzen in Kenia und mit echten Stammesangehörigen gedreht wurde. Der Film deckt einen Zeitraum von fast zehn Jahren ab, was, als einer der Kritikpunkte, nur bedingt spürbar wird. Auf konventionellen Einblendungen von Jahresangaben verzichtet Link, so muss man sich als Zuschauer rein an hier und da eingestreute Bemerkungen der Figuren klammern, um den Verlauf der Zeit nachvollziehen zu können. Die Figuren verändern sich abgesehen von Juliane Köhlers neuer Frisur optisch eben überhaupt nicht. Hinzu kommt ein sehr irritierender und abrupter Darstellerwechsel von Lea Kurka zu Karoline Eckertz, die nur drei Jahre auseinander liegen. Man hier nach Reginas Aufenthalt in einem britischen Internat fast das Gefühl, das die komplette Figur ausgetauscht wurde. Überhaupt ist „Nirgendwo in Afrika“ überdeutlich eine Literaturverfilmung, die die Romanvorlage auf sehr konventionelle und zuschauerfreundliche Weise filmisch umsetzt. Größte Schwäche ist hier das stilistische Mittel der immer wieder einsetzenden Erzählstimme von Regina, die bisweilen etwas plump wirkt und meist ohnehin nur das in Worte fasst, was man dem Film auch so schon entnehmen kann. Selten sind Erzählstimmen ein kreativ eingesetztes Mittel, hier ist sein Einsatz eher überflüssig und nimmt den Zuschauer nur an der Hand. Dennoch passt sie auch wieder irgendwie zur recht klassischen und altmodischen Tonalität des Films und man kann sich nach etwas Eingewöhnung auf sie einlassen.

Abgesehen von diesen Schwächen entwickelt „Nirgendwo in Afrika“ aber auch eine echte Sogkraft und geht zunehmend unter die Haut. Die eher bedächtige und ruhige Erzählweise gibt dem Film, den Figuren und auch der prachtvollen Landschaft viel Zeit zum Atmen, wodurch der Film auch letztlich nachwirkt. Links unsentimentale Inszenierung umschließt auch ihren Umgang mit den Figuren, die, besonders im Fall von Jettel, nicht künstlich sympathisch gemacht werden. Sie ist eine stark und authentisch gezeichnete Frau, die eben auch viele Schwächen hat, jedoch gelingt es Link und Köhler hier einen breiten Erzählbogen zu spannen, wodurch man als Zuschauer fast zwangsläufig Empathie gewinnen muss. Man baut nach und nach Verständnis für diese klug, authentisch und absolut ehrlich gezeichnete Figur auf, die von Köhler brillant und mit großer Strahlkraft dargestellt wird. Hier geht es letztlich um den Selbstfindungsprozess einer Frau, die überhaupt nicht damit gerechnet hat, zu großen Erkenntnissen über sich selbst zu gelangen. Manche Dialoge wirken etwas gekünstelt, was jedoch im Großen und Ganzen zu verschmerzen ist. Das wird besonders bei den ansonsten sehr lebendigen Jungdarstellerinnen deutlich, deren Dialogzeilen häufig wenig authentisch und mehr wie von Erwachsenen geschrieben wirken (die Verwendung des Wortes „Bullshit“ an einer Stelle wirkt zudem irritierend anachronistisch).

Auch ist es bemerkenswert, wie gut und mit welcher Leichtigkeit und Eleganz es Caroline Link gelingt, die verschiedenen Themen und Erzählstränge homogen zusammenzufügen. Nirgendwo in Afrika SzenenbildGroße Teile des Films erlebt der Zuschauer aus Reginas Perspektive, etwa ihren Aufenthalt in dem Internat und ihr neugieriges Erforschen der kenianischen Kultur, ihrer aufkeimenden und berührenden Freundschaft mit Owuor, die mit das Herz des Films bildet. Das liegt zu großen Teilen auch an dem leider 2008 verstorbenen Sidede Onyulo, der seiner sehr sympathischen Rolle viel Seele und Authentizität verleiht. Ab einem gewissen Punkt fokussiert sich der Film dann verstärkt auf Jettel und ihre schwierige Beziehung zu Walter, aber auch ihrer eigenen Integration in ihre neue Heimat. Mit viel Respekt werden auch immer wieder afrikanische Bräuche gezeigt, besonders bewegend ist ein Moment, in dem eine alte Stammesfrau sich unter einen Baum legt, um dort zu sterben – eine Tradition, die in den Augen von Jettel nicht fremder erscheinen könnte.

Großartig und ganz entscheidender Teil der letztlich fast schon fiebrigen Intensität des Films ist natürlich die afrikanische Natur, einer der Hauptdarsteller des Films. In warmen und kraftvollen Bildern fangen Link und ihr Kameramann Gernot Roll die Lebendigkeit Kenias ein. Diese ist abgesehen von der subtil akzentuierten Farbgestaltung schon fast dokumentarisch eingefangen, unnötig und die Aufmerksamkeit auf sich lenkend sind dann allerdings die immer wieder eingesetzten hektischen Hong Kong-Zooms, die sich überhaupt nicht in die ruhige Ästhetik des Films einfügen. Das ist aber auch letztlich nur ein kleines Detail, das den Film natürlich nicht entscheidend runterzieht. „Nirgendwo in Afrika“ ist ein sehr besonderer Film, der subtil und ohne Manipulation zu emotionalisieren weiß und sich letztlich durchaus einen Platz unter den Klassikern der deutschen Filmgeschichte einreihen kann.

Bild
Für die Blu-ray-Neuauflage wurde scheinbar das bisherige Master verwendet. Technisch präsentiert sich die Disc in sehr gutem Zustand. Das Bild verfügt über durchgehend sehr gute Schärfe- und Kontrastwerte. Bezüglich der Farbgestaltung fällt auf, dass das Bild mit einem zum Schauplatz passenden Sepia-Stich versehen ist. Die Farben sind so insgesamt sehr warm und intensiv, Hauttöne sind größtenteils natürlich, gelegentlich, gerade in dunklen Szenen aber auch minimal rotstichig. Nirgendwo in Afrika SzenenbildBildfehler gibt es abgesehen von sehr seltenem leichten Rauschen in dunklen Szenen keine. In dunklen Szenen werden außerdem Details oft durch sehr intensive Schwarzwerte etwas verschluckt. Insgesamt ist der Bildeindruck ein sehr ansprechender und der Film scheint im Großen und Ganzen keinen Tag gealtert zu sein.

Ton
Akustisch überzeugt die Blu-ray durchweg. Es wird immer wieder Räumlichkeit erzeugt, Musik verteilt sich auf die Surround-Lautsprecher ebenso wie atmosphärische und präzise Details. Stimmen ertönen recht laut, aber klar und sehr deutlich. Auch in Sachen Dynamik weiß die Tongestaltung zu überzeugen, gerade bezüglich des Soundtracks, der immer wieder effektiv eingesetzt wird. Hier kommt auch der Subwoofer immer mal wieder gut zur Geltung.

Extras
Aus dem Vollen wird beim Bonusmaterial geschöpft, das keine Wünsche offen lassen sollte. Hier wird einiges geboten, auf insgesamt fast drei Stunden verteilt sich hier abwechslungsreiches Hintergrundmaterial. Hinzu kommt noch ein Audiokommentar. Es wird ein spannendes halbstündiges Making of geboten, das einen etwas intimeren Blick hinter die Kulissen wirft, wie man es sonst gewohnt ist (hier kommt auch mal der Caterer zu Wort. Von derselben Produktionsfirma stammen auch überraschend ausführliche und interessante Interviews mit den Darstellern, wobei Regisseurin Caroline Link nicht zu Wort kommt. Eine weitere Featurette fängt die Münchner Weltpremiere des Films mit zahlreichen Stimmen der Crew, aber auch von Zuschauern ein. Auch sehr interessant ist eine Talkrunde mit der Filmemacherin, dem Produzenten und Stefanie Zweig, der Autorin der autobiografischen Romanvorlage. Zu den obligatorischen unveröffentlichten Szenen und dem Trailer gesellen sich noch kurze Casting Videos, ein Storyboard/Filmvergleich und eine spannende, von Peter Herrmann kommentierte Diashow von Setbildern.

Natürlich muss man auch feststellen, dass für diese Neuauflage kein neues Bonusmaterial gegenüber den alten Editionen beigefügt wurde. Im Gegenteil, es fehlt sogar ein für die bei Ascot Elite erschienene 2013-Edition produziertes einstündiges Interview mit Link und Herrmann, auch die Featurette „Magical Kenya“ ist hier nicht vorhanden. Vermutlich ein Rechteproblem.
Making of (28:36 Min.)
Die Premiere (11:21 Min.)
Deleted Scenes (10:21 Min.)
- Mit Originalton
- Mit Audiokommentar von Caroline Link
Nirgendwo in Afrika Szenenbild Interviews
- Juliane Köhler (Jettel Redlich) (20:32 Min.)
- Merab Ninidze (Walter Redlich) (19:29 Min.)
- Mathias Habich (Süßkind) (17:25 Min.)
- Sidede Onyulo (Owuor) (08:32 Min.)
- Lea Kurka (Regina als Kind) (01:32 Min.)
Talkrunde mit Caroline Link, Peter Herrmann und Autorin Stefanie Zweig (31:34 Min.)
Casting Videos
- Juliane Köhler & Merab Ninidze (01:49 Min.)
- Lea Kurka & Karoline Eckertz (03:34 Min.)
Storyboard/Film – Vergleich der Heuschreckensequenz (02:58 Min.)
Diashow mit Audiokommentar von Produzent Peter Herrmann (18:47 Min.)
Deutscher Trailer (03:07 Min.)
Audiokommentar mit Caroline Link, Peter Herrmann, Juliane Köhler und Ethnologe Benedict Mirow
Unsere DVD-/BD-Empfehlung („Der Gott des Gemetzels“) (01:58 Min.)
Vier weitere Constantin-Trailer


Fazit:
„Nirgendwo in Afrika“ ist trotz mancher Schwächen ein zeitloses, einfühlsames und bildgewaltiges Epos, das auch nach 15 Jahren immer noch so frisch und lebendig wirkt, als wäre kein Tag vergangen. Die Blu-ray überzeugt durchweg, auch wenn sie gegenüber der 2013er Edition keinerlei Verbesserung aufweist.


by Florian Hoffmann
Bilder © Paramount Home Entertainment / Constantin Film




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