Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach - Blu-ray

Blu-ray Start: 21.08.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 100 min

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Inhalt

Sam und Jonathan sind zwei glücklose und etwas kummervolle Vertreter für Scherzartikel. Als Handlungsreisende sind sie in wichtiger Mission unterwegs: sie wollen helfen, Spaß zu haben. Da die Welt voller Enttäuschungen und eine seltsam einsame Angelegenheit ist, haben sie sich auf die Klassiker unter den Kuriositäten spezialisiert: Vampirzähne, Lachsack und eine groteske Monstermaske. Weil das Verkaufen eine gräßliche Angelegenheit ist, tun sich Sam und Jonathan oft schwer, die Ware mit dem nötigen Schwung unters Volk zu bringen und sind sich äußerst uneinig, welche Präsentationsstrategie die richtige ist. Denn Freude zu verbreiten in einer sonst fahlen Welt ist schwer. Doch Verkaufen müssen sie den Spaß, denn das kabbelnde Verkäuferduo ist furchtbar pleite. Mit der Träne im Gesicht und dem Lachsack im Vertreterkoffer gehen sie auf eine phantastische Reise durch Räume der Geschichte und finden sich in phantasmagorischen Erinnerungen wieder – an verliebte Könige, getauschte Küsse und fröhlich gurrende Tauben.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: goodmovies / Neue Visionen
Tonformate:
Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Schwedisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Making-of, Interview mit Roy Andersson

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DVD und Blu-ray | Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach

Blu-ray
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach
Blu-ray Start:
21.08.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 100 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach
DVD Start:
21.08.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 96 min.

Blu-ray Kritik - Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach

Blu-ray Wertung:
Film: | 7/10
Bild: | 7/10
Ton: | 6/10
Extras: | 7/10
Gesamt: | 7/10


Den Preis für den ungewöhnlichsten (und längsten) Filmtitel des Jahres ist diesem Film kaum noch zu nehmen: „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“, Gewinner des Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig 2014, ist tatsächlich so unkonventionell, wie es der von einem Werk des Renaissance-Malers Pieter Bruegel inspirierte Titel vermuten lässt. Der erst fünfte Spielfilm in der bereits über vierzig Jahre langen Karriere des schwedischen Filmemachers Roy Andersson bricht mit allen gängigen Sehgewohnheiten und ist eigentlich nur für fortgeschrittene und mutige Filmkunst-Liebhaber zu empfehlen. Anderssons exzentrische und radikale Vision besteht aus 39 größtenteils unzusammenhängenden Einzelszenen, die sich in genauso vielen Bildern abspielen. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Totalen, bei denen die Kamera nie bewegt wird. Diese stillen Tableaus sind präzise durchkomponiert und sind in ihrer Ästhetik und Wirkung mehr von Malern wie Otto Dix, Georges Grosz oder Max Beckmann als von herkömmlichem Film inspiriert. Hier wirkt alles völlig entschleunigt, die Bewegungen der Menschen sind ebenso langsam wie ihr Sprechrhythmus, die Farben sind entsättigt, die Gesichter bleich, die Umgebungen trist und spärlich, gelacht wird nie. Einen echten erzählerischen Faden bietet der Film auch nicht, der Großteil der Einzelszenen erzählt eigene kleine Geschichten über die Absurditäten des Menschseins in Anderssons typischem staubtrockenem Humor. Das ist abstraktes Intellektuellenkino, das förmlich danach schreit auf seinen Symbolismus und seine Metaphern analysiert zu werden. Folglich präsentiert sich dem aufgeschlossenen Zuschauer hier ein hochanspruchsvolles Filmwerk, für dessen kompromisslosen Willen zum Anderssein man viel Geduld aufbringen muss. Das kann für den Einen eine stimulierende künstlerische Vision sein und für den Anderen ein gutes Narkotikum, außergewöhnlich und herausfordernd ist der Film in jedem Fall.

Wiederkehrende Motive und Akteure sind in „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ rar gesät: Die beiden wohl traurigsten Scherzartikelverkäufer der Welt Sam (Nils Westblom) und Jonathan (Holger Andersson) tauchen in mehreren Szenen auf, ziehen mit ihrem Koffer durchs Land und versuchen ihre drei Scherzartikel erfolglos an den Mann zu bringen. Ihr immer wieder vorgetragenes Mantra ist der höchst ironische Satz „Wir wollen den Menschen helfen, Spaß zu haben“. Doch die sich immer uneinigen Handlungsreisenden könnten nicht mehr Kummer und Trübsal ausstrahlen und sind dementsprechend erfolglos. Ein Ort, den das tragikomische Paar besucht, ist eine Kneipe scheinbar mitten im Nirgendwo. Sie fragen dort nach dem Weg, sind „auf der Suche nach einer Straße, die es nicht zu geben scheint“, als sie von Soldaten einer riesigen Armee um den schwedischen König Karl XII. (1682 – 1718) unterbrochen werden. Diese ist auf dem Weg zur Schlacht gegen die Russen und legt in der Kneipe einen Zwischenstopp ein, da der König durstig ist. Später kommt man wieder an diesen Ort zurück, diesmal aber nach der Schlacht, als der König die Toilette benutzen muss. Andere Szenen zeigen telefonierende Menschen in merkwürdigen Situationen, die alle den Satz „Ich freue mich zu hören, dass es euch gut geht“ in den Hörer sagen. Zu Beginn zeigt der Film drei Szenen, die als „Begegnungen mit dem Tod“ betitelt sind. Hier erleidet ein Mann etwa einen Herzinfarkt, als er versucht eine Rotweinflasche zu öffnen, ein anderer Mann stirbt an der Essenausgabe der Cafeteria einer Fähre, wodurch das Problem aufkommt, dass sein Essen bereits bezahlt ist und schließlich nicht zweimal abkassiert werden kann. Auch für eine kleine Musicalnummer bietet der Film Platz.

Man merkt schon, es ist nicht leicht Roy Anderssons Absurditätenkabinett in Worte zu fassen. Der 72-jährige Schwede, der einen Großteil seiner Karriere als Werbefilmer verbracht hat, ist völliger Abstraktion und Abwendung vom Naturalismus verpflichtet, wodurch er es dem Zuschauer sicher nicht leicht macht. Die erzählerische Form und auch das Schauspiel werden hier maximal auf das Wesentliche reduziert – in der Absicht, dass diese universellen Geschichten es dem Zuschauer ermöglichen, sich als Mensch besser zu verstehen und wiederzuerkennen. Ob das funktioniert, sei jedem selbst überlassen. Die Wirkung des Films ist trotz des staubtrockenen Humors fast durchweg bedrückend und deprimierend, da hier ein so tristes Weltbild gezeichnet wird. Glücklich ist hier niemand, die fast leblosen, ausdruckslosen Individuen wirken verloren und in dieser unwirtlichen, grauen Welt isoliert von der Umwelt und anderen Menschen. So überträgt sich die betont verzweifelte Lebenssituation der Figuren auch auf den Zuschauer, was fast zwangsweise zur Selbstreflektion führt. Angenehm ist das alles nur geringfügig, denn hier geht es vordergründig um das Elend der menschlichen Existenz, nicht um die Freude dessen. Der gewünschte Wiedererkennungswert stellt sich aber sicher nicht immer ein. Sicher lässt sich in diesen absurden Situationen alltäglicher menschlicher Existenz für den einen oder anderen Zuschauer Humor entdecken, leicht ist das jedoch beileibe nicht.

Man kann also über „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ denken, was man will, Andersson hat sein Ziel mit dem über vier Jahre in mühevoller Kleinarbeit produzierten Film aber sicher erreicht. Die philosophischen Interpretationsmöglichkeiten sind mannigfaltig, ob der Film echte Tiefe erreicht, ist ein rein subjektives Erlebnis. In seinen besten Momenten erreicht der Film durch seine sehr langen Einstellungen eine traumartige Qualität, in seinen schwächeren ein müdes Kopfkratzen. Anderssons formal herausragender Film ist anstrengend und herausfordernd, aber durchweg außergewöhnlich und in höchstem Maße originell. Das ist sicher schon ein größeres Lob, als man es den meisten Filmen aussprechen kann.

Bild
„Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ kauft man sich sicher nicht der technischen Umsetzung auf Blu-ray wegen. Dennoch werden hier technisch durchweg solide Ergebnisse erzielt. Der auf RED digital aufgezeichnete Film hat eine bewusst entsättigte Farbgebung und sehr flächige Beleuchtung, die Schatten größtenteils vermeidet. Sofern vorhanden, sind die Kontrastwerte aber gut, Bildfehler gibt es keine und es lässt sich sagen, dass die gewünschte ästhetische Wirkung des Films hier perfekt wiedergegeben wird.

Ton
Die Tonspuren liegen zwar jeweils in 5.1 Dolby Digital vor, eine 2.0 Abmischung wäre aber völlig ausreichend gewesen. Räumlichkeit kommt erwartungsgemäß nicht auf, der Subwoofer wird so gut wie gar nicht angesteuert und Dynamik ist auch nicht notwendig. Dialoge ertönen aber mit absoluter Klarheit.

Extras
Auf dem Cover ist keine Sonderausstattung aufgeführt, dennoch gibt es zwei durchaus ansprechende Features. Zum Einen präsentiert sich ein Interview mit Roy Andersson (22:31 Min.), das durchaus erhellend ist, zum Anderen gibt es noch einen als Making-Of betitelten interessanten unkommentierten Blick hinter die Kulissen (14:28 Min.), bei dem die interessante Machart des Films faszinierend beleuchtet wird. Darüber hinaus werden noch fünf Trailer geboten.


Fazit:
Dieses skurrile und abstrakte Werk des schwedischen Regie-Exzentrikers Roy Andersson gehört zum Außergewöhnlichsten, was Kino in letzter Zeit zu bieten hatte. Das bedeutet jedoch nicht, dass „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ ein Film für Jedermann ist. Anderssons fünfter Film ist ein schwer greifbares und zugängliches Absurditätenkabinett über die Absurdität menschlicher (oder skandinavischer?) Existenz, das herausfordert und oft enorm anstrengend ist.


by Florian Hoffmann
Bilder © goodmovies / Neue Visionen




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