Die perfekte Kandidatin - Blu-ray

Blu-ray Start: 24.09.2020
Digital VoD: 24.09.2020
FSK: 0 - Laufzeit: 104 min

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Inhalt

Maryam ist eine Ärztin in einer kleinen Stadt in Saudi-Arabien. Trotz ihrer exzellenten Fähigkeiten muss sie sich jeden Tag aufs Neue den Respekt der Mitarbeiter und der Patienten erkämpfen. Wütend macht Maryam vor allem der Zustand der Straße vor der Klinik. Weil die Stadt die Zufahrt nicht asphaltiert, bleiben die Patienten regelmäßig im Schlamm stecken. Maryam will Veränderung und bewirbt sich um eine bessere Stelle in Dubai. Doch wegen einer Formalität und weil sie keine männliche Begleitung hat, lässt man sie nicht reisen. Maryam sucht Hilfe bei einem entfernten Cousin. Doch der Zufall will es, dass der als Beamter nur Kandidaten für die anberaumte Wahl des Stadtrats empfängt. Vor allem aus Trotz erklärt sich Maryam kurzerhand zur Kandidatin. Erst später wird ihr klar, welche Chance zwischen der bürokratischen Willkür lauert: als Stadträtin könnte sie die Asphaltierung der Klinik-Zufahrt selbst in die Hand nehmen. Maryam und ihre beiden Schwestern treten eine Kampagne los, die nicht zu übersehen ist. An jeder Ecke lauern Restriktionen für Frauen; trotzdem wird Maryams Stimme lauter, ihre Auftritte mutiger, ihre Forderungen radikaler. Die junge Ärztin, die vom lang erkämpften Recht auf ein eigenes Auto wie selbstverständlich Gebrauch macht, besteht nun auch auf die Straße, auf der sie fahren kann.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: goodmovies / Neue Visionen
Tonformate:
Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Arabisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.35:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Making-of, Kino-Trailer, Interview mit der Regisseurin Haifaa Al Mansour

Video on demand - Die perfekte Kandidatin

DVD und Blu-ray | Die perfekte Kandidatin

Blu-ray
Die perfekte Kandidatin Die perfekte Kandidatin
Blu-ray Start:
24.09.2020
FSK: 0 - Laufzeit: 104 min.

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24.09.2020
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Blu-ray Kritik - Die perfekte Kandidatin

Blu-ray Wertung:
Film: | 7/10
Bild: | 7/10
Ton: | 8/10
Extras: | 7/10
Gesamt: | 7/10


Saudi-Arabien, Wüsten die sich wie ein Meer aus Sand über die Erdoberfläche ziehen, das Land von 1001 Nacht, Magischen Geschichten, fliegenden Teppichen und das Land das wie kaum ein anderes, grundlegende Menschenrechte mit Füßen tritt und missachtet. Ein Land in dem eine erwachsene Frau, dem gesetzlichen Vormund eines Mannes unterliegt und der es erst seit 2019 gestattet ist alleine zu reisen. Ein Land in der sie verpflichtet ist ihren kompletten Körper unter einem Schwarzen Schleier zu verstecken und ein Land in dem sie auf scheinbar ewig dazu verdammt ist dem Mann zu unterliegen. Ich könnte diese Liste noch einige Seiten weiterführen und hätte lediglich die Verletzungen gegen die Rechte der Frau aufgezählt, jedoch nicht der Homosexuellen, der allgemeinen Meinungsfreiheit oder der Glaubensfreiheit. Da ich aber keine politische Debatte vom Dam brechen, sondern über einen Film sprechen will, der nicht nur für das Verständnis der westlichen Welt gegen über der Saudi-Arabischen Kultur von wertvoller Bedeutung ist, nein weil er uns auch einen Blick hinter den mystisch anmutenden Schwarzen Schleier der Frau im Nahen Osten werfen lässt. Den genau das tut “Die perfekte Kandidatin” im wahrsten Sinne des Wortes.

Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) präsentiert sich als neue Kandidatin für den Gemeinderat.
Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) präsentiert sich als neue Kandidatin für den Gemeinderat. © Neue Visionen
Die perfekte Kandidatin, dass ist die junge und engagierte Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani). Sie arbeitet in einem der wenigen und spärlich ausgestatteten Krankenhäuser ihrer Region. In ihrem Beruf sieht sich Maryam immer wieder mit äußerst konservativen Männern konfrontiert, die den Beruf der weiblichen Ärztin weder akzeptieren noch tolerieren. Dennoch ist es Maryams größter Wunsch, irgendwann als eine der wenigen Frauen in einer großen Klinik in Dubai arbeiten zu dürfen. Als Maryam eines Tages in Dubai an einem wichtigen Seminar teilnehmen möchte, kommt es am Flughafen zu Problemen mit ihrer Vormundschafts-Erlaubnis und ihr wird es nicht gestattet das Flugzeug zu betreten. Auf Biegen und Brechen versucht Maryam ihren Vormund, in ihrem Fall ihren Vater zu erreichen, doch ohne Erfolg. Als sie sich in letzter Not, an einen Einflussreichen Freund ihres Vaters wendet, finden genau bei diesem gerade die Bewerbungsgespräche für die Wahlen zum neuen Gemeinderat statt. Als Vorwand um mit ihm zu sprechen, gibt Maryam vor sich für den Platz im Rat zu bewerben. Leider verläuft das Gespräch nicht zu Maryams Gunsten und sie muss sich damit abfinden nicht an besagtem Seminar teilnehmen zu können. Stattdessen sieht sie nun die Chance, auf eine andere Art für das Gemeinwohl zu sorgen. In einer möglichen Position im Gemeinderat könnte sie sich dafür engagieren, dass das Krankenhaus in dem sie arbeitet endlich eine gepflasterte Zufahrtsstraße erhält. Für Maryam beginnt ein zermürbender Kampf gegen ein System, dass auf die Träume und Wünsche der Frauen pfeift und lieber an falsche und altertümliche Vorstellungen festhält.

Die drei Schwestern Sara (Nora Al Awadh), Maryam (Mila Al Zahrani) und Selma (Dae Al Hilali) stehen sich sehr nahe und unterstützen sich gegenseitig, wo sie können.
Die drei Schwestern Sara (Nora Al Awadh), Maryam (Mila Al Zahrani) und Selma (Dae Al Hilali) stehen sich sehr nahe und unterstützen sich gegenseitig, wo sie können. © Neue Visionen
Die feministische Regisseurin Haifaa Al Mansour, kehrt 9 Jahre nach “Das Mädchen Wadjda“ zurück in ihre Heimat Saudi-Arabien. Damals galt der Film als erster in Saudi-Arabien gedrehter Kinofilm jemals. Nach ihren Drehs in England und der USA, war es der Filmemacherin endlich gestattet außerhalb eines Studios auf den öffentlichen Straßen Saudi-Arabiens zu drehen. Musste sie ihre Anweisung für alle Drehs außerhalb des Studios für “Das Mädchen Wadjda” noch per Walk-Talkie durchgeben, war es ihr nun endlich gestattet sich mit am Set aufzuhalten. Was für uns so selbstverständlich klingt, ist für die Tochter eines Rechtsanwalts und Poeten und Schwester von 11 weiteren Kindern ein großer Erfolg und ein unglaublicher Schritt in die richtige Richtung für ihr Land. Al Mansour setzt sich für die Rechte der Frauen im Nahen Osten ein, dabei geht es ihr nicht um soziale Regeln, sondern um den freien Willen, wie sie in einem Interview mit dem Tagesspiegel verrät und das merkt man auch an ihren starken weiblichen Figuren. Maryam arbeitet hart für ihren Beruf und erwartet mehr vom Leben, als das was ihr laut Gesetz zusteht. Somit setzt sie alles daran für ihr Recht einzutreten, auch wenn das dem ein oder anderen Familienmitglied vielleicht nicht gefällt. Immer wieder muss sie ihren Willen unter Beweis stellen, ohne dabei jemals respektlos oder ausfallend gegenüber dem männlichen Teil der Bevölkerung zu werden. Maryam lässt jedem ihrer Gesprächspartner große Achtung entgegenkommen, auch wenn diese es in meinen Augen oft nicht verdient hätten. Den nicht nur einmal bekommt sie im Verlauf des Films zu hören, dass eine Frau in die Küche gehört und nicht in eine Position des Rates oder gar der eines Arztes. Doch Maryam lässt sich nicht unterkriegen, gemeinsam mit ihren beiden Schwestern Selma (Dae Al Hilali) und Sara (Nora Al Awadh) tüftelt sie einen Plan für die Wahl aus. Die Beziehung zwischen den drei ist im Film wohl die intimste und spürbarste, denn die drei Frauen sind die meiste Zeit des Tages auf sich allein gestellt. Oberhaupt und Vormund der Familie, Vater Abdulaziz (Khalid Abdulraheem), ist Leidenschaftlicher Musiker und nicht selten mit seiner Band unterwegs.

Maryam (Mila Al Zahrani) träumt mit ihrer Schwester Selma (Dae Al Hilali) von Veränderung.
Maryam (Mila Al Zahrani) träumt mit ihrer Schwester Selma (Dae Al Hilali) von Veränderung. © Neue Visionen
Regisseurin Mansour stellt deutlich heraus, wie die drei jungen Damen es schaffen neben ihrer Arbeit, auch noch eine Wahl auf den Kopfzustellen und das Ganze in Abwesenheit des einzigen Mannes im Haus. Sieh mal einer an, Frauen können wohl doch für sich alleine sorgen. Gerade die Beziehung von Maryam zur jüngsten Schwester Sara verändert sich im Laufe des Films. Als Sara erkennt das ihre große Schwester tatsächlich Erfolge verzeichnen kann, wächst auch in ihr nach anfänglicher Skepsis der Mut. Maryam wird im Laufe des Films nicht nur zum Vorbild für ihre Schwestern, sondern auch für ihr Kolleginnen bei der Arbeit oder anderer Frauen aus der Moschee. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass die Frauen Maryam gut zu reden allerdings kaum eine von ihnen wählen geht. Zu groß ist die Angst in einen Konflikt zugeraten oder gar die eigene Meinung kundzutun. In diesen Aspekten bleibt Mansour wirklich realistisch. Tatsachen werden nie zugunsten der Dramaturgie verdreht oder über den Haufen geworfen, man bekommt nicht, wie in vielen anderen Titeln dieser Art das Gefühl, hier wendet sich sowieso alles zum Guten, ganz im Gegenteil. Dieser authentische Stil, zieht sich auch durch den Look des Films. Haifaa Al Mansour erste Schritte im Film Geschäft macht sie im Dokumentarfilm und diesen Visuellen Stil, wendet sie für “Die perfekte Kandidatin” an, um den Film real wirken zulassen. Die Farben wirken entsättigt und das Bild wurde trotz seiner Wärme, durch eine starke Ausleuchtung der Szenen eher steril und kühl gehalten. Dadurch suggeriert Mansour auf visuelle Art, die konservative und strenge Mentalität der Menschen. Die Kamera spielt im Film lediglich eine begleitende Rolle und auf eine große Inszenierung verzichtet Mansour auch. Sie verlässt sich auf ihr Skript, den atmosphärischen Score, die tolle traditionelle Musik im Film und die Leistung ihrer Schauspieler, die in vielen smarten wie auch in ernsten Dialogen zeigen dürfen was sie können. Dabei konzentriert sich die Kamera vor allem auf die Gesichter der Akteure, um deren Emotionen einzufangen.

Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) liebt ihre Arbeit sehr, auch wenn sie ihre Kompetenz jeden Tag aufs Neue behaupten muss
Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) liebt ihre Arbeit sehr, auch wenn sie ihre Kompetenz jeden Tag aufs Neue behaupten muss © Neue Visionen
Wo wir gerade von Emotionen reden, diese werden durch den Visuellen Stil leider nur selten unterstützt. Das liegt unter anderem auch ein wenig an Hauptdarstellerin Mila Al Zahrani, sie wirkt im Film permanent einen ticken zu relaxed und desinteressiert. Wir erkennen zwar anhand ihrer Taten das ihr die Wahl wichtig ist, in ihrem Gesicht sieht man es jedoch selten. Ich muss leider sagen, dass der Film Insgesamt etwas unter der steifen und förmlichen Art der Saudi-Araber leidet. Nur selten bekommen wir ein wirklich herzliches Lachen zu sehen, von ein paar Tränen ganz zu schweigen. Mich hat der Film zwar gepackt aber nicht so richtig berührt, was sehr schade ist. Ein wenig mehr emotionale Bandbreite hätte dem Film gutgetan. Hervorragend ist es Mansour jedoch gelungen, kleine Nebenhandlungen im Film unterzubringen. Beispielweise verfolgen wir neben der Haupthandlung, noch Maryams Vater mit seiner Band auf Konzert-Tour. Durch diese Geschichte gelingt es ihr, das Thema Populäre Kultur ins Saudi-Arabien, die lange Zeit als Sünde anerkannt wurde anzusprechen. Denn auch Maryams Vater kämpft, ebenso wie seine Tochter gegen das System und für sein Recht auf Künstlerische Freiheit. Die Band bekommt im Laufe des Films sogar Mord-Drohungen zugestellt, doch unterkriegen lassen sich auch die alten Männer nicht. Noch erwähnenswert ist auch die Beziehung von Maryam zu einem ihrer Patientin, welche sich im Laufe des Films stark verändert und ein wenig mit zum Highlight des Films gehört. In ihr versteckt sich eine Botschaft, die ich aus Spoiler-Gründen besser nicht vorwegnehme. Also wenn ihr euch den Film anschaut, was ich sehr empfehle, achtet einfach mal mit drauf.

Maryams selbstbewusste Schwester Selma (Dae Al Hilali) hat als gefragte Hochzeits-Filmerin ein eigenes Geschäft.
Maryams selbstbewusste Schwester Selma (Dae Al Hilali) hat als gefragte Hochzeits-Filmerin ein eigenes Geschäft. © Neue Visionen
Bild:
Das Bild ist scharf, entsättigt und stark ausgeleuchtet dennoch Kontrastreich, besonders durch den Sandigen Ton der Umgebung und den häufig zu sehenden Schwarzen Niqabs der Frauen. Allerdings wirkt das Bild auch sehr steril und erinnert mehr an eine Dokumentation als an einen Spielfilm.

Ton:
Der Film wurde zum Glück sehr hochwertig synchronisiert und steht der originalen Sprachausgabe in nichts nach. Traditionelle Arabische-Musik spielt im Film besonders durch die Storyline des Vaters eine große Rolle, mir hat die Musik gut gefallen, das ist aber Geschmacksache. Über den Soundtrack kann man allerdings nicht streiten, der passt wunderbar zur Atmosphäre des Films.

Extras:
In den Extras befindet sich ein interessantes Interview mit der Regisseurin, über den Wandel ihrer Heimat Saudi-Arabien, Inspirationen, die Figuren und vieles mehr. Zusätzlich befindet sich auf der Disc noch ein knapp 20-minütiges “Making of” zum Film, in dem auch viele Schauspieler noch mal zu Wort kommen und über ihre Schwerpunkte beim Dreh sprechen. Dann wäre da noch der originale Trailer zum Film und ein paar weitere zu anderen Titeln.


Fazit:
“Die perfekte Kandidatin” gibt uns einen wunderbaren und sehr interessanten Eindruck in die östliche Kultur und zeigt deutlich auf mit welchen Problemen, besonders die weibliche Bevölkerung zu kämpfen hat. Besonders hervor sticht das Verhältnis der Frauen untereinander und wie sie mit den Problemen umgehen bzw. Leben. Um mich komplett abzuholen, wirkte der Film für meinen Geschmack aber leider etwas zu dokumentarisch und gefühlskalt.


by Marcel Feldermann
Bilder © goodmovies / Neue Visionen




Die perfekte Kandidatin - Trailer



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