Climax - Blu-ray

Blu-ray Start: 12.04.2019
FSK: 16 - Laufzeit: 97 min

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Inhalt

21 junge Tänzer sind bereit. Ein Tag noch, dann werden sie auf Tournee gehen, erst in Frankreich, dann in den USA. Vor der Abreise haben sie sich versammelt. Sie wollen zusammen tanzen. Sich näher kommen. Reden und feiern. Unablässig pumpt die Musik Beats in den Raum. Sangria fließt in Strömen. Die Stimmung ist bestens. Bis Selva (SOFIA BOUTELLA) eine erschütternde Entdeckung macht: Jemand hat Drogen in die Drinks gemischt. Nach und nach beginnen sie zu wirken. Panik macht sich breit. Der Schuldige wird gesucht, ein kollektiver Horrortrip beginnt. Aus Angst wird Paranoia, aus unterschwelliger Aggression offene Gewalt, aus Zuneigung unkontrollierte Begierde. Die energetische Choreographie löst sich in Chaos auf. Die Tänzer taumeln, stolpern und tanzen weiter in höchster Ekstase bis zum Morgengrauen als die Polizei eintrifft und das ganze Ausmaß entdeckt.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Alive / Alamode
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch, Englisch,Französisch)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
- Interview mit Gaspar Noé
- Gaspar Noé & Jan Kounen im Gespräch (ca. 45 Min.)
- Titeldesign - Making of (ca. 15 Min.)
- Trailer
- Wendecover

Video on demand - Climax

DVD und Blu-ray | Climax

Blu-ray
Climax Climax
Blu-ray Start:
12.04.2019
FSK: 16 - Laufzeit: 97 min.

zur Blu-ray Kritik
Climax - Limited Mediabook Edition Climax - Limited Mediabook Edition
Blu-ray Start:
12.04.2019
FSK: 16 - Laufzeit: 97 min.
DVD
Climax Climax
DVD Start:
12.04.2019
FSK: 16 - Laufzeit: 93 min.

Blu-ray Kritik - Climax

Blu-ray Wertung:
Film: | 6/10
Bild: | 8/10
Ton: | 7/10
Extras: | 8/10
Gesamt: | 6/10


Wundensalzer Gaspar Noé liefert seit seinem Durchbruch mit MENSCHENFEIND (1998) regelmäßig schwer verdauliche Werke, über die sich nach kurzer Zeit ganz Filmeuropa auf gemischtermaßen positive wie negative Art ausführlich auslässt. Dieses Muster wird er auch mit seinem neusten Film CLIMAX nicht brechen und auch hier wieder menschliche Abgründe aufzeigen, bewegt er sich diesmal jedoch abseits von Prostitution, Vergewaltigung und Depression.
CLIMAX ist ab 16 Jahren freigegeben und läuft 97 Minuten. Ab dem 12.04.2019 ist der Streifen hierzulande auf Blu-Ray erhältlich. Welche Qualitäten er besitzt und wie speziell er wirklich ausfällt, haben wir für Euch bereits erfahren dürfen.

„Für die, die uns gezeugt haben und nicht mehr unter uns sind.“ Mit der Einführung von 21 Tänzern, aus denen in der Handlung vor allem Selva (Sofia Boutella, KINGSMAN: THE SECRET SERVICE), Choreografin Emmanuelle (Claude Gajan Maull), ihr Sohn Tito (Vince Galliot Cumant) und DJ „Daddy“ (Kiddy Smile) hervorstechen, da jene meist fokussiert werden, startet Noés neues Werk. Diese Vorstellung geschieht innerhalb einer längeren Interviewsituation Emmanuelles mit allen Tänzern, die sich auf einem Röhrenfernseher ablichtet, neben dem VHS-Kassetten beispielsweise zu EIN ANDALUSISCHER HUND (Luis Buñuel, 1929), DIE 120 TAGE VON SODOM (Pier Paolo Pasolini, 1975) oder SUSPIRIA (Dario Argento, 1977) liegen, die Noé bei seiner Arbeit inspirierten. Es folgt die erste Tanzeinlage des Streifens, die man im Rahmen einer Probe für die geplante Tournee der Truppe in den letzten drei Tagen einstudierte, bevor man zum Mittelteil vordringt, der sich aus einer Party und ihrer Eskalation bildet.

Szene aus Climax
Szene aus Climax © Alamode Film
Diese erste Tanzszene ist gleichzeitig die einzige, für die man im Voraus eine professionelle Choreografie aufstellte. Alle folgenden Szenen wurden improvisiert und den Tänzern gewährte man sehr viel Freiheit in ihrem künstlerischen Ausleben der Bewegungen. Dies ist auch für den tanzunerfahrenen Zuschauer schnell zu spüren, denn die Tänze werden – unabhängig vom thematischen Kontext – mit der Zeit weniger schön anzusehen und verlieren Kreativität. Stilistisch sind sie allerdings – wie auch die teils homosexuellen, schwarzen und crossdressbegeisterten Tänzer – sehr variant und die Protagonisten integrieren in ihren grundlegend schnellen und modernen Tanz abstrakte Armarbeit, komplexe Gruppenelemente, breakdanceartige Einzeldarbietungen, flashmobähnliche Gesamtkomponenten und ausdruckstanzanmutende Schwungband-Implementationen.

Diese künstlerische Freiheit zeigt sich auch im großen Cast, in dem sich nur Boutella als professionelle Schauspielerin herausstellt, was sie in einer längeren, ihr gewidmeten Szene gegen Ende auch beweist. Alle anderen Darsteller sind keine ausgebildeten Schauspieler, sondern Tänzer, aber auch Boutella konnte in ihrem Leben 15 Jahre Tanzerfahrung sammeln. Die Koordination einer solch großen Riege unerfahrener Darsteller sorgt schauspielerisch auch ohne striktes Drehbuch und das nicht triviale Verkörpern von durch Drogen beeinflussten Personen natürlich für etliche Herausforderungen. Noé versuchte sie zu meistern, indem er eigens recherchiertes Material echter Drogenrausche vorführte und den Laien dadurch einen Eindruck davon verliehen wollte, welches Schauspiel er in etwa erwartet. Wunder sind hier selbstverständlich trotzdem nicht zu erwarten, jedoch identifiziert man jene Personen auch nicht sofort als blutige Anfänger.

Vor und im Mittelteil, während die Geschichte durch verschiedene Tabubrüche und skandalöse Geschehnisse immer mehr ausartet, spielen Dialoge eine übergeordnete Rolle, in denen es meistens um ähnlich stationierte Themen geht und das vorbereiten, was in der Praxis jenes Films, der stolz sei, französisch zu sein, folgen soll. In dieser Phase eröffnet CLIMAX, dem ein nur fünfseitiges Skript zugrunde liegt, seine abgezielte, aber nicht immer vollkommene und stichfeste Metaebene und Intentionsgrundlage. Wie auch in anderen Werken Noés möchte er auf nihilistische wie lebensverneinende Art und Weise den Zerfall der sozialen Menschlichkeit darstellen und positioniert den Tanz weniger theoretisch als praktisch instrumentalisiert zusammen mit Gewalt, Sex und Drogen am Rand des Surrealen. Dieser Bruch kann durch den kleinsten Auslöser entstehen, zu dem scheinbar ein Windhauch reicht, um von der Normalität in die Extreme zu rutschen. Auch wenn der auf wahren Begebenheiten beruhende Film erst Anlauf nehmen muss, bis er es schafft oder versäumt, diese und andere hintergründliche Details sorgfältig einzupflügen. Ein vertrauter Ort wird zur Hölle, in der Menschen zu den scheinbaren Absolut-Grundzügen ihres Sein zurückgelangen. CLIMAX ist in der ersten Hälfte eine hektische Mixtur aus Sinnesbelastungen und Bewusstseinsdröhnung; im zweiten Teil dasselbe auf erniedrigende Weise. Noé vergleicht diese zweite Hälfte mit einer Geister-; die erste mit einer Achterbahnfahrt.

Szene aus Climax
Szene aus Climax © Alamode Film
Für dieses ehrliche Einnehmen des Zuschauers und das Heben aus seinem Babynest nutzt der Skandalregisseur verschiedene kinematografische Mittel, die alle darauf abzielen, einen Zustand herbeizurufen, der einer Hypnose nicht fern ist. Der Tanz wird immer von einer Musik im Film begleitet, die sich nicht ergänzen, sondern rhythmisch nahezu identisch gelagert sind. Eckpfeiler des visuellen Tanzes sind genau jene der akustischen Begleitung. Die Kamera filmt bei Tanzeinlagen trotz ihrer hier zu großen Schüchternheit sehr viel aus der Vogelperspektive und zeigt Drehungen linear im oder gegen den Uhrzeigersinn, während sie bei Dialogen hart frontal filmt. Diese Linearität verliert sich dramaturgisch im späteren Verlauf, indem kurze Fahrten willkürlicher werden und sich das Bild horizontal um 180° kehrt. Dieses Bild präsentiert sich über weite Strecken dominiert von einer einzigen Farbe passend zur emotionalen Ladung der Situation (meist rot, grün, gelb oder schwarz [dunkel]), die grell, neblig und wie ein Bildfilter wirkt. Schnitte sind sehr zaghaft gesetzt. 15 Shots benötigte die erste tatsächlich ungeschnittene Tanzszene, bis sie für das Endprodukt geeignet erschien. Der Schnitt wird am intensivsten genutzt, wenn er zwischen Dialogen springt und dabei immer wieder kurze Abblenden einsetzt. Er raubt zusammen mit dem Tun der Darsteller und der Musik das Zeitgefühl der Zuschauer und katalysiert den hypnoseartigen Zustand.
Kurz vor dem drastischen Schluss des Films blendet man erstmals den eigentlichen Titel ein, was passend zu Noés Erzählmustern ebenso konform läuft wie dazu, dass am Anfang des Films bereits die Endcredits und nach 45 Minuten die Startcredits eingespielt werden.

Szene aus Climax
Szene aus Climax © Alamode Film
Bild
CLIMAX weist ein Bild vor, das besonders der Farbdarstellung einiges abverlangt. Die beschriebenen oft farblich gleich ausgeleuchteten Szenen muss das Bild so übertragen, dass trotzdem eine optische Weiche und Harmonie bestehen bleibt. Wenn auch rein technisch nicht immer mit Bravour, sorgt es stets dafür, dass die Gefühlsgebung der zugrundliegenden Motivation unterstützt wird.

Ton
Die Tonspur liegt auf Deutsch, Französisch und Englisch in einem DTS-HD MA 5.1 vor und ist über die ganze Lauflänge ausschließlich damit beschäftigt, Wort und Musik zu transportieren. In der Wechselwirkung tut sie das ausbalanciert und hinreichend und zeigt gute Werte in Bass und Tiefe.

Extras
Zusätzlich erhält man an Extras Interviews, Making Ofs, ein Wendecover und den Trailer. Die Interviews eröffnen neue Sichtweisen und Absichten und ermöglichen es, individuell mit der vielfältigen, aber nicht immer klaren Botschaft umzugehen und ihr Schlussfolgerungen zu entnehmen. Die Making Ofs bestätigen den Eindruck der freien und ungezwungenen Produktionsgeschichte.


Fazit:
CLIMAX ist klassisch spezielles, experimentelles und durchaus anspruchsvolles Skandalkino, dem allerdings übergeordnete Tiefe und eindeutiger Stellungsbezug fehlen.


by Denis L. Klemm
Bilder © Alive / Alamode




Climax - Trailer



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