Capone - Blu-ray

Blu-ray Start: 26.03.2021
Digital VoD: 26.03.2021
FSK: 16 - Laufzeit: 104 min

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Inhalt

Einst ein skrupelloser Geschäftsmann und Schmuggler, der Chicago mit eiserner Faust regierte, war Al Capone der berüchtigtste und gefürchtetste Top-Gangster Amerikas. Die Behörden konnten ihm zwar nicht wegen seiner Verbrechen habhaft werden, sehr wohl aber seiner Vergehen wegen Steuerhinterziehung. Im Alter von 47 Jahren, nach fast einem Jahrzehnt Gefangenschaft, wird er entlassen. ist jedoch gesundheitlich gezeichnet und fortan nicht mehr der gleiche. Im Kreise seiner Familie versucht der kranke Patriarch die Erinnerung an die Millionen von Dollar, die er auf seinem Grundstück versteckt hatte zu bewahren. Denn das FBI liegt immer noch auf der Lauer...

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: LEONINE
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch, Englisch)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.40:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Trailer

Video on demand - Capone

DVD und Blu-ray | Capone

Blu-ray
Capone Capone
Blu-ray Start:
26.03.2021
FSK: 16 - Laufzeit: 104 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Capone Capone
DVD Start:
26.03.2021
FSK: 16 - Laufzeit: 100 min.

Blu-ray Kritik - Capone

Blu-ray Wertung:
Film: | 6/10
Bild: | 8/10
Ton: | 8/10
Extras: | 1/10
Gesamt: | 6/10


Eines muss man Regisseur Josh Trank lassen: Er spielt nicht auf Nummer sicher. Nach der vielfältig publizierten „Fantastic Four“-Katastrophe und seiner damit einhergehenden Abwahl vom „Boba Fett“-Regiestuhl war die Frage, wie sich das einstige „Chronicle“-Wunderkind wohl aus dem Regie-Gefängnis befreien könnte. Seine Antwort, ein Biopic über den berüchtigtsten aller Gangster Al Capone zu schreiben und inszenieren, sorgte zumindest mal – auch durch die Besetzung von Tom Hardy – für Aufmerksamkeit. Seinen Fokus legt Trank jedoch auf Capones letztes Lebensjahr, das er im Delirium und an Neurosyphilis erkrankt auf seinem Privatanwesen in Florida verbrachte. Heraus gekommen ist ein wahnwitziger und grotesker Film, der mit einer der wildesten und auf alle Konventionen pfeifende Darstellerleistung der letzten Jahre fasziniert und provoziert. Vielleicht mag manch einer aus diesem offensichtlich merkwürdig persönlichen Leidenschaftsprojekt herauslesen, dass Trank eine Art Äquivalent in dem von Verfolgungswahn geplagten und den Dämonen der Vergangenheit verfolgten Alfonso „Fonse“ Capone sieht. Für unbescholtene Zuschauer ist hier jedoch vorrangig ein sonderbares (Mach)werk zu sehen, dessen Aussage sich nur bedingt erschließt und eher konstant irritiert als unterhält. Irritation und Provokation sind in Tranks entfesselter Vision allerdings Programm.

Tom Hardy in Capone
Tom Hardy in Capone © LEONINE
Ganz und gar im Mittelpunkt dieses zweifellos überaus unkonventionellen Biopics steht Tom Hardy in seiner mutig-behämmerten Alles-oder-nichts-Performance als titelgebender Gangsterboss. Seine legendäre achtjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung hat der einstige Chicagoer Unterweltboss unter Anderem in Alcatraz abgesessen, nun verbringt er im Jahr 1947 zunehmend geschwächt seinen Lebensabend in seiner Prachtvilla in Florida. Capone ist ein Schatten seiner Selbst, paranoid, von ständigen Albträumen und Wahnvorstellungen verfolgt, wird aber von seinen engsten Weggefährten und seiner Familie (u.a. Linda Cardellini als seine Ehefrau Mae) treu unterstützt. Er ist ein schwitzendes und entstelltes Ungetüm, das überall eine Bedrohung sieht, zunehmend inkontinent ist und schon mal nachts das Bett vollscheißt.

Tom Hardy ist ganz unfraglich eine monumentale Erscheinung: Mit seinem ledrigen und fahlen Gesicht sieht er manchmal wahlweise aus wie eine Art Reptilienmensch oder Robert De Niro als Frankensteins Monster, wobei nicht nur seine Maske ähnlich dick aufgetragen ist wie in Kenneth Branaghs Shelley-Verfilmung. Hardys Capone ist ein überlebensgroßes Ungetüm, ein widerlicher, aber fast schon bemitleidenswerter Kauz, der mit seiner knarzend-röchelnden Reibeisenstimme ganz Hardy-typisch oft nur schwer zu verstehen ist. Mit blutunterlaufenen Augen und wirr-intensivem Blick grummelt er sich wie eine Dampfwalze durch diesen Film und bewegt sich oft gefährlich nah an der Karikatur. Zu allem Übel mampft Capone dauernd auf einer Zigarre, die später bizarrerweise von seinem Leibarzt Doctor Karlock (Kyle MacLachlan, der sich unfreiwillig optisch für ein Karl Lauterbach-Biopic bewirbt) nach einem Schlaganfall durch eine Möhre ersetzt wird.



Linda Cardellini in Capone
Linda Cardellini in Capone © LEONINE
„Capone“ ist als intim-halluzinatorische Reise in die Finsternis und den Wahnsinn konzipiert, stets eigenwillig inszeniert und ganz nah an seiner Hauptfigur dran. Trank zeigt, wie sich ein einst gefürchteter Mann förmlich auflöst, sein Vermächtnis, seine Erinnerungen und schließlich sogar die Fähigkeit zu sprechen verliert. Es ist ein Film, der geistigen wie körperlichen Verfall auf gallige Weise bebildert. Zugleich wird eine überlebensgroße Legende qualvoll vermenschlicht, jeder Würde beraubt und damit entmystifiziert. Capone entwickelt sich quasi „Benjamin Button“-artig zum aufsichtsbedürftigem Kind zurück, mit dem feinen Unterschied, das all dies in einem wahnhaften Amoklauf mit einer goldüberzogenen Tommy Gun und einer Erwachsenenwindel kulminiert. Abgesehen von dieser irrwitzigen Szene verzichtet Trank weitestgehend auf Action. Capones Schaffen wird eigentlich nur mit einer ausgedehnten Spukhaus-Sequenz kontextualisiert, in der er durch seine eigene blutdurchtränkte Vergangenheit durch volle Ballsäle sowie Chicagos verregnete und einsame Straßen sowie finstere Lagerhallen wandelt, in denen fleißig gefoltert und gemetzelt wird.

Der Film ist ansprechend von Genreveteran Peter Deming („Mulholland Drive“, „Lost Highway“, „Scream 2-4“) fotografiert und prachtvoll wie authentisch von Stephen Altman ausgestattet sowie von Amy Westcott („Black Swan“, „The Wrestler“) kostümiert. Seine unkonventionelle Herangehensweise wird effektiv durch den bedrohlich wabernden Soundtrack von Rapper El-P unterstrichen, wodurch man noch tiefer in die verstörte Welt von Al Capone hinab gleitet. Ihm ist ganz sicher ein mutiger und faszinierender Film gelungen, der niemandem versucht zu gefallen. Trank ist offensichtlich fasziniert von der schwindenden Gangsterikone, doch in seiner wirren Tonalität wird weder der Film noch die Figur wirklich greifbar. Er versucht Aussagen über den Wert von Vermächtnis zu treffen, jedoch geht vieles in dem dick aufgetragenen und sicher auch komisch anmutenden Getöse unter. So erweist sich „Capone“ letztlich mal mindestens als faszinierender Fehlschlag, der gerade wegen seiner provokanten Herangehensweise fasziniert und damit turmhoch aus dem aauf Nummer sicher gespielten Mittelmaß herausragt.



Kyle MacLachlan in Capone
Kyle MacLachlan in Capone © LEONINE
Bild
Die digitale Herkunft verleugnet das glasklare aus Arri Alexa aufgezeichnete Bild der Blu-ray sicher nicht. Dieses begeistert mit einer ausgesprochen vielfältigen und fein abgestimmten Farbpalette sowie enormer Schärfe und in manchen Nahaufnahmen fast schon zu höher Detailfreudigkeit. Störend fällt jedoch mancher unschöner Nachzieheffekt und damit einhergehender Artefaktbildung bei schnellen Bewegungen auf. Alles in allem präsentiert sich hier jedoch ein sauberes und ansprechendes Bild.

Ton
Ebenfalls sauber ist die akustische Umsetzung der Blu-ray. Allzu spektakulär geht es hier nicht zu, primär werden die umliegenden Lautsprecher mit der umherwabernden und subtil dröhnenden Filmmusik gefüttert. Vereinzelt sorgen hier auch Umgebungsgeräusche für Atmosphäre. Dialoge und Stimmen ertönen klar und verständlich.

Extras
Abgesehen von einem Trailer sowie einer Leonine-Trailershow kommt die Blu-ray leider ohne jedes Bonusmaterial aus.


Fazit:
„Capone“ erscheint als erhobener filmischer Mittelfinger, eine betont subversive Provokation, die Al Capones letztes Lebensjahr als grotesk-komisch-intensiven Abstieg in die Hölle und den Wahnsinn inszeniert. Wirklich erhellend und klar umrissen ist das zwar nicht, faszinierend und andersartig aber allemal. Das liegt primär auch an Tom Hardys denkwürdiger Alles-oder-nichts-Darstellung, die man einfach gesehen haben muss.


by Florian Hoffmann
Bilder © LEONINE




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