Buffalo 66 - Blu-ray

Blu-ray Start: 02.02.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 110 min

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Inhalt

Kann ein Leben gleich zweimal vom Superbowl zerstört werden? Billy Brown (Vincent Gallo), der von seiner Mutter bereits bei seiner Geburt für die Finalpleite der Buffalo Bills zum Sündenbock erklärt wurde, büßt Jahre später aufgrund einer verlorenen Sportwette auf Buffalo eine Haftstrafe ab. Als er aus dem Knast entlassen wird, will sich Billy am Kicker der Buffalo Bills für dessen Versagen beim entscheidenden Spielzug rächen. Doch als er auf dem Weg zu seinen Eltern kurzerhand die Tanzstudentin Layla (Christina Ricci) entführt, um seinen Eltern weiterhin die Lüge von einem intakten Leben auftischen zu können, kommt alles ganz anders. Denn selbst ein Pechvogel wie Billy kann schließlich von der Liebe gerettet werden. Vielleicht.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Koch Media
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch, Englisch)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.66:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Trailer, Bildergalerie

Video on demand - Buffalo 66

DVD und Blu-ray | Buffalo 66

Blu-ray
Buffalo 66 Buffalo 66
Blu-ray Start:
02.02.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 110 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Buffalo 66 Buffalo 66
DVD Start:
02.02.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 105 min.

Blu-ray Kritik - Buffalo 66

Blu-ray Wertung:
Film: | 7/10
Bild: | 8/10
Ton: | 7/10
Extras: | 1/10
Gesamt: | 7/10


Einen Film wie „Buffalo '66“ zu beschreiben, ist nicht einfach. Was Vincent Gallo, normalerweise als Schauspieler („Arizona Dream“, „Das Geisterhaus“) bekannt, 1998 mit seinem Regiedebüt ablieferte, kann man nur schwer kategorisieren. Gallo präsentiert hier eine intensive, sehr sperrige und kompromisslose Charakterstudie, die so eigenwillig wie eigenartig erscheint. Sein Film ist schroff, ungeschönt, deprimierend und schön zugleich, er ist emotional brutal und doch romantisch. Buffalo 66 SzenenbildHier baut sich ein filmisches Ungetüm auf, das ständig zwischen Widersprüchen hin- und herspringt und dabei völlig unberechenbar bleibt – genau wie sein schwieriger Protagonist. Als Regisseur erweist sich Gallo überaus radikal und experimentierfreudig, er füllt seinen Film mit zahlreichen erinnerungswürdigen Momenten, die bewusst irritieren, manchmal ein bisschen verstören und definitiv immer eine Reaktion beim Zuschauer erzeugen. Für viele gelang hier ein hochorigineller Geniestreich des amerikanischen Independentkinos, für andere ist „Buffalo '66“ nur schwer zu ertragen und so selbstgefällig wie Gallo selbst. Koch Films bringt den Kultstreifen jedenfalls nun erstmals in Deutschland auf Blu-ray heraus und bietet Gelegenheit zum Wiederentdecken.

Billy Brown (Vincent Gallo) wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen. Unsicher torkelt er vor dem grau-kühlen Bau umher, in dem er die letzten Jahre verbracht hat. Er scheint überhaupt nicht gehen zu wollen und setzt sich auf eine Parkbank vor dem Gefängniszaun. Dort verweilt er eine Zeitlang, geplagt von vielen Erinnerungen an sein Leben (die in Form von Collagen-artigen multiplen Splitscreens dargestellt werden). Irgendwann muss Billy dringend auf Toilette, doch der Gefängnispförtner verwehrt ihm den Eintritt und verweist ihn auf den letzten Bus des Tages, der gleich abfährt. Billy steigt ein und fährt in die Stadt und macht sich weiter auf die Suche nach einem stillen Örtchen. Vergeblich, denn öffentliche Toiletten sind geschlossen und auch die umliegenden Restaurants verwehren den Eintritt. Schließlich taumelt Billy in ein Tanzstudio, wo er sich endlich erleichtern kann und bei seiner Mutter anruft, nachdem er sich von der Stepptänzerin Layla (Christina Ricci) einen Vierteldollar geliehen hat.

Bei dem Telefonat wird klar, dass Billys Eltern nichts von seinem Gefängnisaufenthalt wussten. Sie sind in der Annahme, dass ihr Sohn erfolgreich und zudem verheiratet ist. Kurzerhand entschließt sich der verzweifelte Billy Layla zu entführen und sie zu zwingen, sich bei ihren Eltern als seine Ehefrau auszugeben…

Buffalo 66 Szenenbild Schon die ersten fünf bis zehn Minuten werden für die meisten Zuschauer entscheiden, ob man sich auf diesen oft bizarren und enorm eigenwilligen Film einlassen will. Billy ist eine überaus schwierige Figur, die Gallo oberflächlich betrachtet so unsympathisch wie möglich gestaltet. Sein Verhalten ist völlig unberechenbar, jederzeit kann es zu plötzlichen Wutausbrüchen kommen. Auch Gallos einzigartige Bildsprache und Ästhetik kommt sehr schnell zum Vorschein. Hier dominieren tableauartige, minimalistische Einstellungen mit einem bewusst kontrastreichen und körnigen Look, der dem Film eine besondere Aura verleiht, die ihn zeitlich nur schwer einordnen lässt.

Layla reagiert geradezu gelangweilt und furchtlos auf ihre Entführung. Es folgt eine überaus ausgedehnte Szene bei Billys Elternhaus, wo klar wird, dass seine Mutter (Anjelica Huston) in einem geistig verwirrten Zustand ist und über ihren Sohn nicht mehr allzu viel weiß. Ohnehin ist sie viel interessierter an einem Footballspiel der Buffalo Bills von 1966, das sie sich immer und immer wieder ansieht, als wäre es das erste Mal. Billys distanziert wirkender Vater (Ben Gazzara) ist ganz offensichtlich mehr beisammen, aber sein lüsterner Blick gegenüber Layla und mancher Wutausbruch ergeben auch einen eher sonderbaren Charakter. Layla spielt freudig mit und erzählt Billys Eltern freimütig erfundene anekdotenreiche Geschichten. Nach und nach offenbart Gallo über kurze Rückblenden einen Blick auf die gepeinigte Vergangenheit und Kindheit seiner Hauptfigur, aber auch die merkwürdigen Gründe seines Gefängnisaufenthalts.

Auch wenn Billy fortwährend ein Widerling ist, bleibt Layla bei ihm – trotz mehrerer Fluchtmöglichkeiten. Christina Ricci spielt hier ihre faszinierende, schwer greifbare Aura voll und ganz aus, gibt dem Zuschauer damit Rätsel auf. Was sieht sie in Billy? Über die gesamte Laufzeit akzeptiert sie nicht nur die Tatsache, dass sie gekidnappt wurde, nein, sie schluckt auch alle Beleidigungen von Billy runter ohne mit der Wimper zu zucken. Genauso wie Layla folgt auch der (aufgeschlossene) Zuschauer diesem sonderbaren Geschehen, ohne zu verstehen, was er hier eigentlich erlebt. Was Billy attraktiv oder tatsächlich liebenswert machen könnte, erschließt sich nur bedingt. Buffalo 66 SzenenbildMan könnte schlichtweg sagen, dass Gallo Laylas Anziehung zu Billy nicht nachvollziehbar erklärt oder aber auch, dass diese Unerklärlichkeit gerade gewollt ist – Genauso, wie auch im echten Leben menschliches Verhalten oft irrational und mysteriös ist. Es bleibt jedenfalls dem Zuschauer überlassen, zu interpretieren, was sich hinter Laylas Fassade verbirgt, was sie antreibt. Ist sie einfach einsam und freut sich über die unerwarteten Ereignisse, die auf sie einprasseln? Laut Ricci selbst fungiert sie als Antithese zu Billy, sie bietet Vergebung, Liebe und Wärme, während Billy fast nur Frustration und Unmut äußert und sich vor Intimität fürchtet.

Billys tief verborgene Verletzlichkeit offenbart sich zunehmend und legt einen Charakter offen, der seine Narben mit schroffem und unangebrachtem Verhalten überdeckt. Vielleicht durchschaut Layla den an der Oberfläche aggressiven Außenseiter Billy sofort, sieht in ihm einen gebrochenen Mann, der einfach nur Hilfe und Zuneigung braucht. Nicht jeder verfügt über derartig große Empathie, an den Zuschauern ohne Einfühlungsvermögen und mit dem Bedürfnis nach klar gestrickten und durchschaubaren Charakteren wird dieser Film unzweifelhaft vorbeigehen. Layla versteht diesen Mann scheinbar direkt auf unterbewusster Ebene und verfügt eben über besagte Empathie – vielleicht weil sie keine minder verlorene Seele ist und ähnliche Hintergründe aufzuweisen hat wie Billy.

„Buffalo '66“ ist eine oft anstrengende, aber auch teilweise merkwürdig hypnotische Seherfahrung, die man sicher nicht so einfach vergisst. Hier reihen sich sonderbare Szenen aneinander, die oft sowohl am Rande des Surrealismus als auch Naturalismus wandeln. Gallos kraftvolle und unkonventionelle Art Filme zu machen ist zugleich prätentiös und faszinierend, ebenso wie anstrengend und berührend. Wie er einem an sich bitteren und deprimierenden Film immer wieder poetisch-erhebende Momente geben kann wie Riccis Stepptanz auf einer Bowlingbahn, Ben Gazzaras Ständchen für Layla oder das überraschend zuckersüße Ende, ist schon bemerkenswert.

Bild
Der Look von „Buffalo '66“ ist so eigenwillig wie der Film selbst. Vincent Gallo und sein Kameramann Lance Acord haben den Film auf Umkehrfilm gedreht, wodurch der Kontrast und die Sättigung des Films sehr intensiv ausfallen. Der unzweifelhafte Filmlook von „Buffalo '66“ spiegelt sich auch in dem konstant präsenten Filmkorn wieder, das dem Bild eine starke organische Textur verleiht. Für Filmpuristen ist Gallos Regiedebüt in ästhetischer Hinsicht so faszinierend anzusehen. Buffalo 66 SzenenbildBildfehler bleiben aus, höhere Schärfe- und Detaillevel kann man jedoch nur bei den eher rar gesäten Nahaufnahmen bewundern. Insgesamt ein sehr schöner Transfer.

Ton
In akustischer Hinsicht ist „Buffalo '66“ weitestgehend eine eher zurückhaltende Angelegenheit. Dialoge und Stimmen werden hier priorisiert und mit klarer Verständlichkeit frontlastig wiedergegeben. Nur bei manchen Musiksequenzen (gerade am Ende in dem Stripclub) wird die Tonspur auch mal dynamischer und ein Stück weit räumlich. Insgesamt eine tadellose Umsetzung.

Extras
Beim Bonusmaterial muss man sich leider mit dem zugegebenermaßen einzigartigen Trailer und einer Bildergalerie mit Werbematerial zu dem Film begnügen.
Englischer Trailer (02:31 Min.)
Bildergalerie (22 Stills)


Fazit:
Vincent Gallos unkonventionelles Regiedebüt „Buffalo '66“ ist sicher nicht für jedermann, aber wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem einzigartigen und mutigen Film belohnt. Gallos Vision ist voll und ganz persönlich und bewegt sich fernab jeder Sehgewohnheit, wodurch hier eine Erfahrung geboten wird, die man nur schwer vergessen kann.


by Florian Hoffmann
Bilder © Koch Media




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