Blut an den Lippen - Blu-ray

Blu-ray Start: 27.03.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 96 min

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Inhalt

Ostende: Frisch vermählt machen Valerie und Stefan ungeplant Zwischenstopp in einem leeren Luxushotel an der Küste. Es ist Jahresende, die Saison ist vorbei, sie sind die einzigen Gäste. Vorerst. Denn noch in derselben Nacht betritt eine geheimnisvolle Gräfin in Begleitung ihrer Sekretärin die Lobby und fragt nach einem Zimmer. Stefan ist sofort wie gebannt von den beiden Neuankömmlingen. Als der Portier aber ihren Namen hört, wirkt er äußerst irritiert:
40 Jahre ist es inzwischen her, und doch ist die Gräfin keinen Tag gealtert? „Das war meine Mutter“, ist die kurze Antwort. Am nächsten morgen schreibt die Zeitung von einer weiteren jungen Frauenleiche, der jeder Tropfen Blut fehlt...

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: Alive / Bildstörung
Tonformate:
Deutsch (LPCM Mono)
Englisch (LPCM Mono)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat: (1,66:1) 1080p HD

Video on demand - Blut an den Lippen

DVD und Blu-ray | Blut an den Lippen

Blu-ray
Blut an den Lippen (Special Edition) Blut an den Lippen (Special Edition)
Blu-ray Start:
10.05.2013
FSK: 16 - Laufzeit: 96 min.
Blut an den Lippen Blut an den Lippen
Blu-ray Start:
27.03.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 96 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Blut an den Lippen (Special Edition) Blut an den Lippen (Special Edition)
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zur DVD Kritik
Blut an den Lippen Blut an den Lippen
DVD Start:
27.03.2015
FSK: 16 - Laufzeit: 96 min.

Blu-ray Kritik - Blut an den Lippen

Blu-ray Wertung:
Film: | 8/10
Bild: | 7/10
Ton: | 6/10
Extras: | 2/10
Gesamt: | 7/10


Horror-Thriller? Vampir-Grusel? Kunstfilm? Erotik-Trash? Beziehungsdrama? „Blut an den Lippen“ macht es kategorisierungswütigen Kritikern nicht leicht. Wer hier klare Genre-Trennlinien ziehen will, dürfte seine Mühen haben – und das ist gut so. Denn was auf den ersten Blick nach inhaltlicher Beliebigkeit aussieht, ist in diesem Fall ein Zeichen von Vielschichtigkeit. Und alle, die sich auf diesen so eigenwilligen wie eleganten Mix einlassen und ihr Schubladen-Denken ausschalten, bekommen ein faszinierendes Kleinod serviert, das auf Blu-ray allemal eine Entdeckung wert ist. Und das ist absolut kein Lippenbekenntnis.

Der belgische Regisseur Harry Kümel, der trotz beschränkter Deutschkenntnisse (nach eigener Einschätzung hapert es an der Unterscheidung zwischen „mir“ und „mich“) einen launigen Audikommentar abliefert, hat mit „Blut an den Lippen“ (Alternativtitel: „Les lèvres rouges“ und „Daughters of Darkness“) 1971 sein wohl bekanntestes Werk gedreht. Sieht man die ersten Minuten, wähnt sich der Zuschauer zunächst eher in einem der billigen Bums-Streifen aus der Fließband-Schmiede des Erwin C. Dietrich („Das Frauenhaus“). Ein Mann und eine Frau sind mit dem Zug unterwegs und vögeln sich in ihrem (Bei-)Schlafwagen kurz und heftig durchs Kamasutra. Doch schon hier deuten Überblendungen und Farbgebung artifizielle Substanz an. Harry Kümel ist ein Mann der Kontraste.

Bei dem Pärchen handelt es sich um die frisch verheirateten Stefan (laut Regisseur Kümel keine Idealbesetzung: John Karlen) und Valerie (Miss Québec 1966: Danielle Ouimet), die unfreiwillig einen Aufenthalt in einem leeren Luxushotel im belgischen Ostende einlegen müssen. Kurz nach ihnen treffen zwei weitere Damen ein: die geheimnisvolle Gräfin Elizabeth Bathory (mondän als Marlene-Dietrich-Hommage: Europas damalige Kunstfilm-Queen Delphine Seyrig) und ihre Begleiterin Ilona (ein Sexsternchen made in Germany: Andrea Rau). Der Portier (Paul Esser) ist irritiert. Er hat die Gräfin schon einmal gesehen – vor 40 Jahren und genauso alt. Was ist das Geheimnis ihrer ewigen Jugend? Badet sie wie Cleopatra täglich in Milch? Oder hat ihr Haltbarkeitsdatum etwa mit den zahlreichen Frauenleichen in der Umgebung zu tun, die völlig ausgesaugt aufgefunden wurden…?

Vier Personen, ein Mann und drei Frauen, die sich in einem leeren Hotel begegnen (der Portier und ein ermittelnder Kommissar – laut Harry Kümel ein Zugeständnis an die amerikanischen Produzenten – spielen untergeordnete Rollen), das klingt eher nach drögem Kammerspiel. Doch was die fünf Drehbuchautoren (der Regisseur eingeschlossen) aus dieser Konstellation machen, ist zweifellos faszinierend. Zum einen lebt „Blut an den Lippen“ von einer einzigartigen Atmosphäre und seiner famosen Fotografie und Farbdramaturgie. Bis auf einen Menschenauflauf in Brügge sind sämtliche Szenerien leer und die Außenaufnahmen meist in tiefes Blau getaucht. Dazu spielt der Film mit Kontrasten. Allein die Farbe rot wird an verschiedensten Objekten vom Auto über Lippenstift bis zum Halstuch, Kleid (man beachte dazu den grünen Drink) und Bademantel wirkungsvoll durchdekliniert.

Doch „Blut an den Lippen“ erschöpft sich nicht auf der formalen Ebene. Mindestens ebenso reizvoll sind die Beziehungsverhältnisse, Abhängigkeiten und sexuellen Identitäten, die der Film thematisiert. Wirkt das junge Glück von Stefan und Valerie zu Beginn noch echt, beginnt die Ehe-Fassade zunehmend zu bröckeln und unbewusste Triebe und Leidenschaften brechen sich bahn – was zu verstörenden Momenten wie der Gürtel-Szene im Hotelzimmer führt. Irgendwann spielt es dann gar keine Rolle mehr, wie Mann (oder Frau) tickt. Ob homosexuell oder heterosexuell, ob Mensch oder Vampir, jeder verstrickt sich in seine eigenen Machtkämpfe. Dass die mitunter erotisch und blutig sein können, unterstreicht Harry Kümel unter anderem mit einer physisch eigentlich unmöglichen Sexszene (und dem laut seiner Auskunft ersten männlichen Orgasmus im Film) und einer Art Dusch-Reminiszenz an Alfred Hitchcocks „Psycho“, die ein schockierendes Ende findet.

Dass diese Blu-ray-Veröffentlichung keine weiteren Extras spendiert bekam, ist sehr ärgerlich. So muss man sich schon den ganzen Audiokommentar reinziehen, um ein paar Hintergrund-Informationen zu der internationalen Co-Produktion zu erhaschen. Dabei tauscht sich Regisseur Harry Kümel mit einem leider nicht näher vorgestellten Fragensteller aus und geht auch auf seine bunt zusammen gewürfelte Darsteller-Crew ein. Während Delphine Seyrig und Andrea Rau („Sie ist so schön.“) für ihn über jeden Zweifel erhaben sind, bekommt Valerie-Darstellerin Danielle Ouimet öfters ihr Fett weg („Sie hat keine Schauspiel-Intelligenz.“).

Mehrfach lobt Harry Kümel die Qualität des Blu-ray-Bildes – was bei näherer Betrachtung Fluch und Segen zugleich ist. So sehen die im Sommer gedrehten Außen-Impressionen mit dem dominanten Blaustich nun wirklich nach Winter aus und auch die vielen Rot-Töne fängt der Transfer satt ein. Abstriche sind dagegen vor allem bei Unschärfen im Hintergrund zu machen. Da einige fehlende Szenen nur mit dem Original-Ton vorliegen, gibt es vor dem Film die eingeblendete Empfehlung, die englische Fassung mit deutschem Untertitel zu wählen. Wer die Sprache halbwegs beherrscht, kann auf Letzteres sogar verzichten.


Fazit:
Rötlich-tödlich: „Blut an den Lippen“ ist sinnlich, stilvoll, poetisch – eine früher verkannte Extravaganz, die auch nach 44 Jahren kaum gealtert wirkt, bei der Form und Inhalt Schritthalten und ihre Gesamtwirkung nicht verfehlen. Chapeau!


by Florian Ferber
Bilder © Alive / Bildstörung




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