Asche ist reines Weiß - Blu-ray

Blu-ray Start: 13.09.2019
Digital VoD: 13.09.2019
FSK: 12 - Laufzeit: 136 min

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Inhalt

Qiao kommt aus einfachen Verhältnissen, doch sie liebt Bin, einen lokal sehr einflussreichen Gangster. Ihre Liebe zu ihm ist bedingungslos und gleichzeitig genießt sie den Respekt und die Vorteile, die der Frau eines Bandenführers zuteil werden. Eines Tages werden sie von einer rivalisierenden Bande angegriffen. Im letzten Moment greift Qiao zur Waffe. Sie rettet Bin das Leben und wird dafür verurteilt: 5 Jahre verbringt sie im Gefängnis, ohne den Namen Bins preiszugeben. Nach ihrer Entlassung begibt sie sich auf die Suche nach ihm, denn ihre Liebe und ihre Loyalität sind ungebrochen. Doch Bin bleibt verschwunden und das Land, das Qiao auf der Suche nach ihm durchquert, ist kaum wiederzuerkennen.

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Blu-ray Details

Medienanzahl: 1
Regionalcode: 2
Vertrieb: goodmovies / Neue Visionen
Tonformate:
DTS-HD 5.1 Master Audio (Deutsch, Chinesisch)
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,78:1) 1080p HD
Bonusmaterial:
Kino-Trailer

Video on demand - Asche ist reines Weiß

DVD und Blu-ray | Asche ist reines Weiß

Blu-ray
Asche ist reines Weiß Asche ist reines Weiß
Blu-ray Start:
13.09.2019
FSK: 12 - Laufzeit: 136 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Asche ist reines Weiß Asche ist reines Weiß
DVD Start:
13.09.2019
FSK: 12 - Laufzeit: 136 min.

Blu-ray Kritik - Asche ist reines Weiß

Blu-ray Wertung:
Film: | 8/10
Bild: | 9/10
Ton: | 9/10
Extras: | 1/10
Gesamt: | 8/10


Jia Zhangke gehört zu den Filmemachern der „sechsten Generation“ Chinas, die aus dem Untergrund heraus vorbei an staatlicher Förderung prägende Werke des Weltkinos hervorgebracht haben. Wie auch schon mit „Still Life“ und „A Touch of Sin“ beweist sich Zhankgke auch mit seinem neuesten Film „Asche ist reinstes Weiß“ als präziser Beobachter und Chronist des Wandels der chinesischen Kultur und Gesellschaft. Der Film ist zum einen faszinierend, oft sogartig und visuell betörend, zum anderen aber auch bewusst erzählerisch sperrig gehalten und in seiner ruhigen Erzählweise bei einer Laufzeit von 136 Minuten spürbar lang. Dennoch überwiegen angesichts der Einzigartigkeit dieser melancholischen Mixtur aus Liebesfilm, Gangsterdrama und Gesellschaftsportrait am Ende trotz einiger Fragezeichen positive Eindrücke.

Zhangke balanciert in seinem Werk nahezu dokumentarischen Realismus mit der stilisierten Ästhetik des Genrekinos und schließlich sogar magischem Realismus. Das ist alles überaus interessant, aber letztlich nicht ganz geglückt. Der Film startet mit sphärischen Klängen, die sofort Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Doch erwartet man nun vielleicht stilisierte Hochglanz-Ästhetik, überraschen Zhangke und sein Kameramann Eric Gautier („Into the Wild“, „Die Reise des jungen Che“, „On the Road“) mit naturalistischen Aufnahmen von chinesischen Arbeitern in einem Bus im 4:3-Bildformat. Eine gefühlte Ewigkeit ruht der Blick der Kamera auf einem schlafenden Kind in gelber Jacke, das irgendwann die Augen öffnet und lange in die Kamera starrt. Dieser Beginn ist irritierend, aber eindrucksvoll, fast könnte man meinen, tatsächliches dokumentarisches Material aus der chinesischen Provinz zu sehen.

Qiao (Zhao Tao) rettet Bin (Liao Fan) das Leben und verliert dabei fast das eigene.
Qiao (Zhao Tao) rettet Bin (Liao Fan) das Leben und verliert dabei fast das eigene. © Neue Visionen Filmverleih
Einfache Antworten gibt Zhangke nicht. Was mag das Kind symbolisieren? Oder warum wechselt zu Beginn mehrfach das Bildformat? Als nächstes etabliert er nämlich die Stadt und den Schauplatz des Beginns mit einem weiten Panorama aus der Luft, um dann wieder ins 4:3-Format zu springen, woraufhin er dann schließlich in das gewohnte 1.85:1-Breitbild übergeht. Zhangke lässt sich dann lange Zeit beim Einführen der Figuren und füttert den Zuschauer nur beiläufig mit Informationen. So führt er seine Hauptfigur Qiao (Zhao Tao) ein, als sie in eine Spielhöhle tritt und dort bei den spielenden Männern, die sie offensichtlich gut kennen, Platz nimmt. Einer dieser Männer ist Bin (Liao Fan), der schließlich einen zu eskalieren drohenden Streit über Schulden zweier anderer Männer mit spürbar machtvoller Ruhe schlichtet. Hier ist sogar eine Pistole im Spiel, also ist klar, dass man es nicht mit einfachen Geschäftsmännern zu tun hat.

Qiao und Bin sind ein Paar. Bin ist ein Gangsterboss in der örtlichen Triade der ehemals florierenden Metropole Datong in der nordchinesischen Provinz Shanxi, die vor allem durch den Bergbau aufgebaut wurde, aber schließlich durch den gefallenen Kohlepreis an Armut gewonnen hat. Bin ist auch Besitzer eines Nachtclubs und ganz offensichtlich einflussreich und im Mittelpunkt stehend. Seine Gefolgsmänner regiert er jedoch mit Rechtschaffenheit und gerechter Hand. Zhangke etabliert sowohl seine Figuren als auch den Ort mit großer Ruhe, während letzteres durch die sehr klare Inszenierung auch viel Lokalkolorit versprüht. Geredet wird wenig, schlichte Exposition darf man hier nicht erwarten. Zhangke führt den Zuschauer nicht an der Hand und erwartet, dass man genau aufpasst.

Fast schon beiläufig erfährt man, dass Bins Boss ermordet wurde und er nun an der Spitze der Triade steht. Die Wünsche Qiaos die Stadt zu verlassen und zu heiraten, wiegelt er ab. Als es dann (in einer bemerkenswert inszenierten Action-Sequenz) zu einem wiederholten Angriff auf sein Leben kommt, greift Qiao zur Waffe und feuert zwei Schüsse in den Himmel. An sich harmlos, doch in China wird illegaler Waffenbesitz hart sanktioniert, woraufhin Qiao, die ihren Mann vor der Polizei deckt, zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wird.

Bin (Liao Fan) und seine Männer folgen einem klaren Wertekodex und haben ihr Territorium fest im Griff.
Bin (Liao Fan) und seine Männer folgen einem klaren Wertekodex und haben ihr Territorium fest im Griff. © Neue Visionen Filmverleih
Hiermit ist im Grunde auch schon das erste Drittel des Films erzählt, der von 2001 bis 2017 eine Menge Zeit abdeckt, ohne es (abgesehen von spezifischen kulturellen und technischen Änderungen) wirklich spürbar zu machen. Der erzählerische Kern handelt von der Zeit nach der Haft, diese hakt Zhangke in nur wenigen Minuten ab. Qiao, die nicht ein einziges Mal von Bin besucht wurde, versucht ihren Lebensgefährten ausfindig zu machen, bleibt aber erfolg- und mittellos. Bin lässt sich nicht erreichen, er soll mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmer sein. „Asche ist reines Weiß“ handelt von einer Frau, die ihrem Mann bedingungslos und mit absoluter Loyalität folgt, ohne jedoch dafür belohnt zu werden. Um doch zu ihm zu kommen, muss sie erfindungsreich werden und sich teilweise durch Trickbetrug behelfen.

Der Film ist gewissermaßen eine Liebestragödie, ohne dass Liebe aber wirklich greifbar wird. Zhangkes minimalistische und nüchterne Herangehensweise fasziniert unter filmischen Gesichtspunkten, lässt aber emotional kalt, da seine Figuren so unnahbar und reduziert konzipiert sind. Tao, die seit 2012 mit Zhangke verheiratet ist und in vielen seiner Filme mitgespielt hat, fasziniert dennoch mit ihrem minimalistischen und nuancierten Spiel. Ständig versucht man diese Frau zu lesen, ihre Beweggründe zu erahnen. Auch wenn sie keine großen Gesten zeigt und nie aus sich herauskommt, sprechen ihr zärtliches Verhalten zu Beginn gegenüber ihrem im Bergbau arbeitenden Vater und ihre bedingungslose Loyalität zu Bin für sich. Aber auch der still erzählte Prozess von der folgsamen Gangsterbraut zur selbstständigen Frau ist Teil dieser komplexen Charakterisierung.

Wie eingangs erwähnt prallen in „Asche ist reinstes Weiß“ unterschiedliche Tonalitäten aufeinander. Der grundsätzlich minimalistisch-realistische Stil wird so gegen Ende ganz beiläufig gebrochen, als ein scheinbar übernatürliches Element Einzug findet. Einen erzählerischen Zweck scheint dieser Zwischenfall jedoch nicht zu haben und auch einen metaphorischen oder symbolischen Sinn kann man nur erahnen. Wie auch die Bildformatwechsel oder das starrende Kind zu Beginn verteilen sich eigenartige inszenatorische Entscheidungen im Film, die irritieren und auch im Nachhinein zumindest scheinbar ohne Motivation bleiben. Hinzu kommt die Tatsache, dass Zhangke und Gautier sowohl auf zwei unterschiedlichen digitalen Kameras als auch auf Analogfilm gedreht haben.

Qiao (Zhao Tao) glaubt fest daran, dass sie zu Bin (Liao Fan) gehört, nicht jedoch zu der Welt, in der er lebt.
Qiao (Zhao Tao) glaubt fest daran, dass sie zu Bin (Liao Fan) gehört, nicht jedoch zu der Welt, in der er lebt. © Neue Visionen Filmverleih
Was Zhangke am Ende ausdrücken möchte, bleibt dem Zuschauer selbst überlassen. Es bleibt in jedem Fall ein zutiefst eigenwilliger und einzigartiger Film, der durch seine atmosphärische Dichte und nahezu meditative Erzählweise durchaus in seinen Bann ziehen kann. Interessante stilistische Entscheidungen (bemerkenswert auch die immer wiederkehrenden Perfomance-Tänze oder der Einsatz des Village People-Hits „YMCA“ oder der Titelballade aus John Woos „The Killer“) und Zhangkes präzise Beobachtung des Wandels in der chinesischen Kultur machen aus „Asche ist reines Weiß“ ein beachtliches Arthouse-Juwel.

Bild
„Asche ist reines Weiß“ ist ein ästhetisch besonderes Werk, was sich natürlich auch in die bildliche Umsetzung der Blu-ray umschlägt. Der französische Kameramann Eric Gautier verwendet mit der Arri Alexa XT und der Red Epic Dragon nicht nur zwei digitale Filmkameras, zusätzlich wurden zahlreiche Sequenzen auch auf analogem Film festgehalten. So ergibt sich durchaus ein recht wechselhafter Bildeindruck, der zusätzlich noch von den anfänglich wechselnden Bildformaten akzentuiert wird. Dennoch präsentiert sich ein insgesamt durchweg scharfes Bild, das sowohl in den digitalen wie analogen quellen überaus natürlich daherkommt. Die Farbpalette erscheint dezent, wobei immer wieder prägende Akzente gesetzt werden. Ein leichtes Filmkorn und damit eine schöne Textur sind auch sichtbar, abgesehen von deutlichem Banding bei einer bestimmten Sequenz gegen Ende liegen keine Bildfehler vor.

Ton
In akustischer Hinsicht überrascht die Blu-ray immer wieder mit durchaus beachtlicher Dynamik, Wucht und sehr atmosphärischen räumlichen Effekten. Gerade eine Sequenz im strömenden Regen ist hier für ihre bemerkenswerte Räumlichkeit zu nennen, während die Musiksequenzen überaus dynamisch, realistisch und tieftönig klingen. Stimmen und Dialoge sind durchweg klar verständlich.

Extras
Leider liegen nur eine Handvoll Trailer als Bonusmaterial vor.


Fazit:
„Asche ist reines Weiß“ ist eine einzigartige Mischung aus Liebesfilm, Gangsterdrama und magischem Realismus, der zugleich eine Chronik des gesellschaftlich-kulturellen Wandels China zwischen 2001 und 2017 darstellt. Das ist in langsamen und ruhigen Tönen erzählt, während Zhangkes Bildsprache zwischen naturalistischem Realismus und subtiler Stilisierung eine betörende Balance hält. Dennoch ist der Film sperrig und nicht einfach zugänglich, wodurch Geduld und Aufgeschlossenheit unabdinglich sind.


by Florian Hoffmann
Bilder © goodmovies / Neue Visionen




Asche ist reines Weiß - Trailer



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