Filmkritik X-Men: Erste Entscheidung
Filmwertung: |
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| 9/10 |
Das Prequel vom Regisseur Matthew Vaughn, der unter anderem „Kick Ass“ auf die Leinwand brachte, erzählt von dem ersten Treffen des Holocaustopfers Erik Lehnsherr und des studierten Charles Xavier.
Als Kind muss Erik mit ansehen, wie seine Mutter in Auschwitz von Dr. Schmidt ermordet wird, nur um das Ausmaß seiner Fähigkeiten zu sehen. Währenddessen findet der telepathisch veranlagte Charles Xavier in seiner Küche das Mädchen Raven vor, die sich als blauhäutige Mutantin erweist. Die beiden schließen Freundschaft und leben seither als Bruder und Schwester zusammen. 20 Jahre später versucht Erik alles, um Sebastian Shaw alias Dr. Schmidt in die Finger zu bekommen und ihn für den Mord an seiner Mutter büßen zu lassen. Bei der Suche nach Shaw trifft Erik auf Xavier, der gerade seinen Doktortitel für seine Arbeit über die Evolutionssprünge der Menschheit verliehen bekommen hat. Durch seine telepathischen Kräfte soll er dem CIA helfen. Die Männer freunden sich an und gründen gemeinsam ein Institut, in dem sie jungen Mutanten dabei helfen wollen, ihre Fähigkeiten zu erkennen und zu kontrollieren. Zu dieser Zeit leben die Mutanten noch versteckt unter den Menschen. Auch Raven ist stets darum bemüht, ihre wahre Erscheinung vor den Menschen zu verbergen.
Zwischen den USA und der Sowjetunion ist der kommende Krieg nicht mehr aufzuhalten. Mit Hilfe von Nuklearwaffen sollen die Gegner ausgeschaltet werden. Die X-Men greifen ein und spalten sich dabei in zwei Gruppen. Xavier kämpft als Professor X mit Mutanten für die Niederlegung der Waffen. Erik, der nun als Magneto bekannt ist, beendet seinen privaten Rachefeldzug gegen Shaw und startet um Angriff gegen die Menschheit.
Im Zentrum der Handlung steht der Wunsch eines friedlichen Miteinanders zwischen Mutanten und Menschen. Doch die Menschen fürchten sich vor den Mutanten und ihren übermenschlichen Fähigkeiten. Professor X, alias Charles Xavier, versucht einen Weg zu finden, um die Mutanten und Menschen einander näher zu bringen. Zu diesem Zwecke gründet er die X-Men und sein Institut. Charles selbst hat als Telepath nie die Abgrenzung von den Menschen erlebt und ist optimistisch seinen Zielen gegenüber. James McAvoy („Band of Brothers“) haucht Charles einen treuen und besorgten Charakter ein, der an das Gute im Menschen sowie im Mutanten glaubt und für seine Ziele kämpfen will.
Erik Lehnsherr hingegen lernte bereits als Junge, dass seine Magnetkräfte ihn als etwas besonders auszeichnen. Als Insasse des Konzentrationslagers muss er den Mord an seiner Mutter mit ansehen. Durch seine Fähigkeiten kann er selbst überleben. Als Versuchsperson von Dr. Schmidt (Kevin Bacon) für Experimente missbraucht, ist er entschlossen die Welt für die Mutanten zu verbessern und mit seiner Spezies die Menschen. Michael Fassbender („Inglourious Basterds“) schafft es, seine Vergangenheit und den daraus resultierenden Charakter glaubwürdig zu verdeutlichen. Auch wenn er sich letztendlich auf die falsche Seite schlägt, wird der Zuschauer seine Beweggründe verstehen und nachvollziehen können.
Raven, die als blaues Schuppenwesen mit leuchtendroten Haaren, jede Identität annehmen kann, fühlt sich zwischen den Menschen immer unwohl. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als normal zu sein. Jennifer Lawrence, bekannt aus „Winter´s Bone“ zeigt, dass sie auch als phantastischer Charakter überzeugen kann. Sehr authentisch wird ihr innerer Krieg dargestellt: Hingezogen zu Charles, ihren ältesten Freund, der ihre wahre Identität akzeptiert, aber nicht liebt und fasziniert von Erik, der sie als Mutantin schätzt und ihre eine bessere Zukunft verspricht. Nicholas Hoult spielt den schüchternen Wissenschaftler, der alle Klischees bedient. Seine Welt spielt ist die Forschungsarbeit. Seine affenartigen Füße, versucht er mittels eines Serum zu normalisieren, wodurch er jedoch seine gesamte Mutation zu Tage fördert. Angel Salvadore, deren tätowierte Flügel auf dem Rücken zu Insektenflügeln werden, kann durch ihre explosionsartige Säure-Spucke Feinde vernichten. Sie wird von Zoe Kravitz gespielt, die zuletzt in „Californication“ zu sehen war. Alex Summers, der aus seinem gesamten Körper Plasmastrahlen schießen kann, wird von Lucas Till verkörpert, der zuletzt in „Battle: Los Angeles“ zu sehen war.
Der Charme der 60er Jahre wurde zwingend nachempfunden. Das Szenario Mode, Lokalitäten und den zeitgenössischen Ansichten wird zwar angedeutet, könnte jedoch problemlos einer anderen Zeit entspringen. Die Mutantin Emma Frost, die von „Mad Men“- Darstellerin January Jones verkörpert wird, entspricht dem Stil zwar perfekt, wirkt jedoch mitunter deplaziert in der Kulisse. Da die Filmemacher gerade mal acht Monate hatten, um diesen komplexen Film zu schaffen, müssen Abstriche in der Gestaltung hingenommen werden. Nichts desto trotz überzeugt der Film durch die Handlung und die wechselhaften Mutanten. Der vereinfacht dargestellte Krieg, der als 3. Weltkrieg bezeichnet wird, stört das Duell zwischen Professor X und Magneto im Kern, bietet jedoch eine weitere Handlungsebene.
Fazit: Ein spannender und actionreicher 5. X-Men Teil, den man gesehen haben muss. Alle Fragen werden gelöst und alle Zusammenhänge endlich logisch.
by Sandy Kolbuch
Bilder © 20th Century Fox